Elfmeter in der Bundesliga:Üben hilft!

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An die Unterkante der Latte, deutlich am Tor vorbei, in die Hände des Torwarts: Fünf vergebene Elfmeter an einem Bundesliga-Spieltag gab es noch nie. Woran liegt's?

Von Claudio Catuogno

Auch Pep Guardiola hat sich am Wochenende zum Thema Elfmeter äußern müssen. Nein, nicht zu der bemerkenswerten Zahl von zehn Elfmetern, die am siebten Spieltag in der Bundesliga zusammengekommen waren, oder zu der noch bemerkenswerteren Zahl, dass fünf davon verschossen wurden. Deutschland - das ist längst nicht mehr in Guardiolas Fokus. Der Trainer musste Stellung beziehen zu der ebenfalls beachtlichen Zahl von zwei Elfmetern, die sein neues Team Manchester City beim 1:1 gegen den FC Everton vergab.

Erst parierte Evertons Torwart Maarten Stekelenburg gegen Kevin De Bruyne, dann gegen Sergio Agüero - der Holländer ist jetzt der siebte Keeper, dem es gelang, in einem Premier-League-Spiel zwei Strafstöße abzuwehren. Ein Kunststück, das aber auch dadurch begünstigt wurde, dass Guardiola, wie er einräumte, Elfmeter im Training nicht üben lässt. Erstens habe er "keine Zeit, alles zu trainieren, was ich trainieren will". Und zweitens "kannst du das im Training zwar üben, aber es ist niemand da, kein Druck".

Elfmeter-Üben bringt nichts: Eigentlich erstaunlich, dass der katalanische Alles-Optimierer dieser längst widerlegten These noch anhängt. Gerade wegen der belastenden Eins-gegen-Eins-Situation hilft es dem Schützen, wenn er einen eingeübten Bewegungsablauf nur noch von der Festplatte abrufen muss. Peter Handkes berühmte "Angst des Tormanns beim Elfmeter" ist in Wahrheit fast immer die Angst des Schützen. Und da gilt: Üben hilft!

Ob es ein Trend ist, dass die Elfmeterschützen jetzt schon grenzüberschreitend vom Punkt scheitern? Dafür spricht vorerst nichts. Es ist wohl eher eine zufällige Häufung - fünf vergebene Elfmeter an einem Spieltag, das gab es in der Bundesliga-Geschichte jedenfalls noch nie. Nötig war dafür zunächst eine hohe Anzahl Elfmeterpfiffe. Zehn an einem Spieltag: Das gab es zuletzt vor über 30 Jahren, 1986/87.

Drüber, gehalten, vorbei: Den Auftakt machte Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang am Freitag beim 1:1 gegen Hertha - Torwart Rune Jarstein parierte. Gleich zweimal patzte am Samstag Mönchengladbach beim 0:0 gegen den HSV: André Hahn scheiterte an René Adler, Lars Stindl traf die Latte. Beim 2:1-Sieg von Mainz gegen Darmstadt am Sonntag brachte Antonio-Mirko Colak den Ball nicht am Mainzer Torhüter Jonas Lössl vorbei. Und zum Abschluss schoss der Leipziger Emil Forsberg gegen Wolfsburg daneben. Nicht zu vergessen daher jene, denen nicht die Nerven versagten: Kölns Anthony Modeste traf gegen Ingolstadt, Ingolstadts Lukas Hinterseer traf gegen Köln. Hoffenheims Kramaric traf gegen Freiburg. Mainz' Yunus Malli traf gegen Darmstadt - und Darmstadts Jérôme Gondorf traf gegen Mainz.

Im Duell Schütze gegen Torwart steht es nun 14:8, das macht eine Trefferquote von 63 Prozent. In der Spielzeit 2015/16 gab es 86 Elfmeter, 68 wurden verwandelt - 79 Prozent. Die Schützen haben also etwas gut zu machen, sollten sich dabei aber besser nicht am treffsichersten Stürmer orientieren, den der deutsche Fußball je gesehen hat. Es gibt kaum eine Statistik, in der Gerd Müller nicht den Rekord hält, so auch in dieser: Zwölf Elfmeter vergab er im Laufe seiner Karriere. So viele wie kein anderer in der Liga.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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