Eisschnellläufer Christian Breuer:Kufen

Meditieren beim letzten Schliff: Warum Wassertropfen im Eisschnelllauf so wichtig sind.

René Hofmann

"Kuen müssen scharf sein. Im Training, im Wettkampf, beim Sprint über 500 Meter genauso wie in der letzten Runde über zehn Kilometer. Um das hinzukriegen, wurde viel experimentiert. Mit Legierungen, Härten, Radien. Zwischen 42,5 und 44 Zentimeter sind die Metallschienen lang, auf denen wir laufen. Breit sind sie bloß einen Millimeter. Mancher mag es auch ein wenig breiter, so 1,2 Millimeter. Vieles ist Gefühlssache. Eine Kufe muss zu einem passen und zum Untergrund.

(Foto: Foto: dpa)

Sie muss ins Eis greifen, aber sie darf nicht hineinbeißen. Eine zu aggressive Kufe fühlt sich an wie ein zu stark taillierter Carvingski. Alle Kufen sind leicht gebogen. Würde man ganz viele von meinen aneinander legen, ergäben sie einen Kreis mit einem Radius von 22 Metern.

Erhitzen oder Gleitmittel auftragen ist verboten. Um sie in Form zu halten, werden die Kufen geschliffen. Wie oft? Das hängt von der Qualität des Eises ab, auf dem man läuft. Im Training kann ein Schliff schon einmal eine Woche halten. Vor einem wichtigen Wettkampf aber legt jeder Hand an. Wenn man es genau nimmt, kann das schon einmal eine Stunde dauern.

Das Schleifen hat etwas Meditatives: immer die gleiche Bewegung, erst mit groben, dann mit immer feineren Schleifsteinen. Ganz glatt wird die Oberfläche aber nicht poliert. Um schnell zu sein, müssen sich in winzig kleinen Unebenheiten Wassertröpfchen sammeln können."

© SZ vom 8.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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