Eishockey:Zwischen Glitzer und Pfützen

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Düsseldorfs John Henrion bejubelt sein Tor zum 3:2-Sieg in der Verlängerung. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Die Düsseldorfer EG gewinnt das vierte Winter Game der DEL beim Erzrivalen im Kölner Fußballstadion. Ausgerechnet der langjährige Kölner Philip Gogulla wird im regnerischen Freiluftspiel zur entscheidenden Figur.

Von Ulrich Hartmann, Köln

"Was für ein Acker!", witzelte der Düsseldorfer Matchwinner Philip Gogulla nach dem ersten Drittel. Es darf aber niemand denken, die Deutsche Eishockey Liga platziere ihr Winter-Game-Spektakel neuerdings auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Ein Acker ist im Sport immer nur eine suboptimale Spielfläche, und genau das war sie anfangs auch am Samstag beim vierten Winter Game im Kölner Fußballstadion, in dem die Kölner Haie 2:3 (0:1, 0:1, 2:0) nach Verlängerung gegen die Düsseldorfer EG verloren. Es regnete in den ersten beiden Dritteln, auf dem Eis bildeten sich Pfützen, die Oberfläche war rau, klebrig und stumpf - aber das technisch beste Spiel der Saison hatte auch niemand erwartet bei diesem Event vor 47 011 Zuschauern. "Dieses Eishockey weckt Kindheitserinnerungen", sagte Gogulla über das Freiluftspiel hinterher, Eishockey ein bisschen wie auf einem zugefrorenen See.

Der Düsseldorfer Gogulla, der vor vier Jahren beim zweiten Winter Game in Düsseldorf noch zwei Treffer für die Kölner Haie (2:3 gegen die DEG) erzielt hatte, weiß ganz gut, wie man sich im Eishockey auf einem "Acker" bewegt. Während die jüngeren Spieler in den ersten Sekunden noch überlegten, wie sie das Spielen auf so rauem Eis im Regen wohl finden sollten, hatte sich der 31-Jährige entschieden, sich nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, sondern nach 46 Sekunden das schnellste Tor der jüngeren Derbyhistorie zu schießen. Anschließend mühten sich beide Teams leidlich um Puck- und Spielkontrolle, so dass es bis zur ersten Pause beim 1:0 blieb. "Wir müssen einfacher spielen", sagte Kölns Rok Ticar streng. Sperenzchen sind auf weichem Eis sinnlos.

Gogulla schiebt sich an die Spitze der DEL-Torjägerliste

Zu Beginn des zweiten Drittels wurde der Regen dann weniger. Dass der Mittelabschnitt trotzdem mit Verzögerung begann, lag daran, dass vor der Tribüne der Kölner Fans mehrere Glitterkanonen gezündet wurden und viele der Glitzerstreifen auf dem Eis landeten und dort festklebten. Die Eismaschinen mussten das Eis daher noch ein weiteres Mal aufbereiten. Die Spieler saßen währenddessen auf den Bänken am Eis und versuchten, ihre Körperwärme konstant zu halten. Was ihnen ganz gut gelang: Das Spiel nahm bei abnehmendem Regen Fahrt auf. Der Einzige, der diesen optimierten Umstand zunächst zu einem Treffer nutzte, war wieder Gogulla. In der 34. Minute erhöhte der gebürtige Düsseldorfer, der bis zum vergangenen Sommer 14 Jahre lang für die Haie gespielt hatte, auf 2:0. Es war sein 20. Saisontor, damit führt er die DEL-Torjägerliste an (gemeinsam mit dem Krefelder Jacob Berglund und dem Straubinger Jeremy Williams).

Doch die Düsseldorfer Führung sollte noch nicht reichen. In einem nun regenfreien dritten Drittel retteten Colby Genoway eine Viertelstunde vor Schluss und Felix Schütz 78 Sekunden vor dem Ende die Kölner in die Verlängerung, in der aber John Henrion nach 2:14 Minuten den Düsseldorfer Sieg doch noch klarmachte. Es war im vierten Winter Game der erste Auswärtssieg.

"Leider haben wir 40 Minuten lang überhaupt nicht das gespielt, was wir vorbereitet hatten", sagte Kölns Trainer Peter Draisaitl. "Leider haben wir den dritten Punkt verschenkt", sagte Düsseldorfs Trainer Harold Kreis über die nur zwei Punkte, die es für den Overtime-Sieg gab. Doch mehr "leider" gab es nicht zu hören. Spieler und Trainer feierten das Freiluftspiel als "tolles Erlebnis". Wo die fünfte Auflage im Januar 2021 stattfinden wird, steht noch nicht fest.

© SZ vom 13.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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