Eishockey:Zwei Mal Drei gegen Fünf

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Der EHC München gewinnt das Eishockey-Derby in Ingolstadt mit 4:2.

Von Christian Bernhard

Es muss schon etwas besonderes passieren, um Michael Wolf auf deutschem Eishockey-Eis noch zu überraschen - zu viel hat der 37-Jährige in seiner langen Karriere bereits erlebt. Doch selbst der Kapitän des EHC Red Bull München, der die ewige Torjägerliste der Deutschen Eishockey Liga (DEL) anführt, kommt noch ins Staunen. "Da denkt man, man hat schon alles gesehen", sagte er am Mittwoch, "aber so etwas habe ich auch noch nicht erlebt." Wolfs Verwunderung lösten zwei doppelte Fouls innerhalb weniger Minuten aus, die dem EHC am Mittwoch im Derby beim ERC Ingolstadt zwei zweiminütige Drei-gegen-Fünf-Unterzahlsituationen bescherten. Trotzdem gewann er das oberbayerische Derby 4:2 (2:0, 1:2, 1:0).

Das Startdrittel lief nach dem Geschmack der Gäste: Der Meister kontrollierte die Partie und ging dank eines Doppelschlages 2:0 in Führung: Mark Voakes (10.) und Konrad Abeltshauser (11.) trafen innerhalb von 77 Sekunden. Nur sechs zugelassene Torschüsse verdeutlichten, dass der EHC auch defensiv sehr gut stand. Beide Mannschaften waren mit Niederlagen in die ersten Weihnachtsfeiertage gegangen. Ingolstadt kassierte am Sonntag in Augsburg eine 3:6-Pleite, da die Augsburger gleich vier Überzahl-Tore erzielten. Der EHC verlor in Bremerhaven 3:4 nach Verlängerung. "Uns fehlt es ein bisschen an der Konsequenz vorne", hatte Münchens Yasin Ehliz gesagt.

Das Mitteldrittel des Derbys begann mit stark verbesserten Ingolstädtern, die sich für ihre Leistungssteigerung gleich belohnten. Gütige Mithilfe leistete dabei aber Münchens Nationaltorhüter Danny aus den Birken, der nach seinem krankheitsbedingten Ausfall in Bremerhaven wieder im EHC-Tor stand. Aus den Birken fabrizierte erst einen Fehlpass und musste die Scheibe daraufhin aus seinem Kasten holen, da Brett Olson ihn von hinter dem Tor so clever angeschossen hatte, dass die Scheibe über die Linie ging (24.).

Nach dem Ingolstädter Anschlusstreffer drängten die Münchner darauf, die Zwei-Tore-Führung wieder herzustellen. Der ERC hatte phasenweise große Probleme, sich zu befreien, doch Jakob Mayenschein (27.) und Keith Aulie (28.) trafen das Tor nicht. Auf diese Drangphase folgte ein Münchner Überzahlspiel, doch dieses blieb wie schon in den vergangenen Partien vieles schuldig. Besser machten das die Ingolstädter: Als Münchens Abeltshauser und Matt Stajan gleichzeitig auf der Strafbank saßen, passten sie sich die Scheibe bei Fünf gegen Drei 49 Sekunden lang zu, ohne zu schießen. Der erste Schuss aber, ein platzierter Schlenzer von Maurice Edwards, saß gleich (33.). Für den Verteidiger war es bereits der siebte Saisontreffer. Das zweite EHC-Überzahlspiel des zweiten Abschnittes verlief ebenfalls enttäuschend, bis Kapitän Wolf bei einem Alleingang nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. Den fälligen Penalty verwertete er selbst mit einem platzierten Schuss (39.).

Dann wanderten Mayenschein und Andreas Eder gleichzeitig auf die Strafbank - und sorgten damit nicht nur bei Wolf für Verwunderung. Natürlich sind das zu viele Strafen, sagte Wolf. "Wir müssen ein bisschen cleverer sein, das sind wir zur Zeit nicht." Die zweite zweiminütige Unterzahlsituation überstanden die Münchner allerdings, genau so wie alle Ingolstädter Bemühungen im Schlussabschnitt. John Mitchell machte mit einem Schuss ins leere Tor dann alles klar (60.).

Damit gehen die Münchner mit einem guten Gefühl ins Heimspiel am Freitag gegen die Eisbären Berlin. Ingolstadt dagegen hat nun vier seiner letzten fünf Spiele verloren - und bekommt es am Freitag mit dem nächsten starken Gegner zu tun: Zu Gast ist dann die Düsseldorfer EG, der Tabellenzweite.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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