Eishockey:Weiter auf Bewährung

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Mit dem Sieg im Derby gegen Düsseldorf haben die Kölner Haie ihrem schwedischen Trainer Niklas Sundblad vorerst den Arbeitsplatz gesichert. (Foto: Maja Hitij/dpa)

Durch ihren Sieg im rheinischen Derby gegen die Düsseldorfer EG sichern die Kölner Haie ihrem schwedischen Trainer Niklas Sundblad den Arbeitsplatz. Vorerst.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Niklas Sundblad kommt nicht rüber wie Jürgen Klopp. Das könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass für euphorische Sprünge, Spurts und sonstige Spannungsentladungen eines Trainers hinter einer Eishockey-Bank gar kein Platz ist. Sundblad hat den 3:0-Sieg seiner Kölner Haie im rheinischen Derby bei der Düsseldorfer EG am Freitagabend jedenfalls ziemlich sachlich aufgenommen. Er hat seinen Assistenten die Hand geschüttelt und seinen Spielern anerkennend zugenickt. Den Journalisten hat Sundblad später im Kabinengang bestätigt, dass er "sehr erleichtert" sei, "aber nicht nur für mich, sondern auch für die Mannschaft, den Verein und die Fans".

Der 43-jährige Schwede will partout den Eindruck vermeiden, dieser Erfolg im Prestigespiel habe ihm nach zuvor nur einem Sieg binnen sechs Spielen samt tabellarischem Sturzflug den Job gerettet. Hinter Sundblad schlich der Geschäftsführer Peter Schönberger mit halbwegs entspanntem Gesichtsausdruck an der Reportertraube vorbei. Schönberger war früher Justiziar im Unternehmen des Hauptgesellschafters Frank Gotthardt: einem börsennotierten Koblenzer IT-Dienstleister aus der Gesundheitsbranche. Gotthardt war bei den Haien eingestiegen, als diese vor wenigen Jahren am Rande der Insolvenz standen. Er hat den Klub mit dem Trainer Uwe Krupp dann zweimal nacheinander im Endspiel um die deutsche Meisterschaft gesehen, aber nach zwei Niederlagen hat er Krupp den Laufpass gegeben und gedacht, unter Sundblad würde alles besser laufen.

Doch das war ein Trugschluss. In der vergangenen Saison verpasste Köln unter Sundblad die Playoffs, in dieser Saison droht eine Wiederholung dieser Schmach. Zuletzt hat sich der Eindruck etabliert, Sundblad arbeite auf Bewährung.

Solide und effektiv bezwingt mittelmäßig und ungenau

Vor diesem Hintergrund war der Sieg in Düsseldorf lindernd. Die Kölner spielten zwar allenfalls solide, gewannen aber trotzdem klar, weil mittelmäßige Düsseldorfer den vermeintlichen Vorteil einer erstmals seit Jahren mit 13.205 Zuschauern ausverkauften Halle nicht nutzen konnten. Weder der Besuch des Düsseldorfer Karnevalsprinzen noch der auf Stoff geschriebene Spott der Düsseldorfer Zuschauer ("Schon ab März: 'Hai-Alarm auf Mallorca'") lähmte die Haie, obwohl ihr Kapitän Moritz Müller die Anfangsphase der Partie mit klarer Düsseldorfer Überlegenheit "eine fragile Phase" nannte. Doch danach war das Spiel relativ einfach zu rekonstruieren: Während die Kölner ihre wenigen Chancen durch Sebastian Uvira (erstes Drittel), Jean-Francois Boucher (zweites Drittel) und Philipp Gogulla (drittes Drittel) zu drei Treffern nutzten, scheiterten die Düsseldorfer mit sämtlichen Schüssen am Kölner Schweden-Torwart Gustaf Wesslau.

43 Saves bescherten dem 30-Jährigen den zweiten Shutout der Saison. "Überragend", fand Kapitän Müller seinen Torwart, "spielentscheidend", nannte DEG-Trainer Christof Kreutzer die Leistung des Kölner Goalies. Auf Verknappung bedachte Medien werden nun den Eindruck erwecken, der schwedische Torwart habe seinem schwedischen Trainer am Freitagabend den Job gerettet. Allerdings ist Eishockey bekanntlich der schnellste Mannschaftssport der Welt - auch bei saisonalen Trends und beim Spielplan. Bereits an diesem Sonntag empfangen die Kölner das Tabellenschlusslicht Krefeld Pinguine und benötigen da mehr noch als am Freitag einen Sieg, weil eine Heimniederlage gegen die tabellarisch abgeschlagenen Pinguine eine derbe Blamage wäre.

Kurios genug: Ziel ist immer noch der Titelgewinn

"Der Sieg in Düsseldorf war ein Schritt nach vorne, aber wir sind noch nicht da, wo wir stehen wollen", sagt Kapitän Müller. Ein Platz unter den ersten Sechs ist erforderlich, um sich direkt für das Viertelfinale zu qualifizieren, und nur ein Platz unter den ersten Vieren garantiert im Viertelfinale Heimvorteil. 16 Spiele haben die Kölner noch, da sind die zehn Punkte, die sie bis zum vierten Platz aufholen müssten, durchaus zu schaffen.

Wie man nach einer durchwachsenen Hauptrunde Meister werden kann, hat Niklas Sundblad vor zwei Jahren in Ingolstadt gezeigt. Damals waren die Ingolstädter nach der Vorrunde nur Neunter und haben sich am Ende im siebten Spiel der Finalserie gegen Krupps Kölner Haie durchgesetzt. Während jener Playoffs damals hat Sundblad gesagt: "Du brauchst nicht im Dezember oder im Januar in Topform zu sein - sondern erst im Frühjahr." Idealerweise hat er diese Weisheit nun auch noch einmal seinen Chefs Schönberger und Gotthardt in Köln erläutert. Dann dürften sich die Herren nämlich trotz der jüngsten Krise weiter Hoffnungen auf den ersten Meistertitel unter ihrer Ägide machen.

© SZ vom 17.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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