Eishockey:Schweigen für den Titel

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Am Mittwoch trainierte Tom Kühnhackl mit seinen Kollegen von den Pittsburgh Penguins. Spielen durfte der Deutsche in dieser Finalserie nocht nicht. (Foto: Shelley Lipton/Icon Sportswire/imago)

Tom Kühnhackl könnte zum zweiten Mal den Stanley Cup gewinnen, ist in der Serie gegen Nashville aber bisher nur Zuschauer. Öffentlich stellt Kühnhackl keine Forderungen, weil er so dem Team am besten hilft.

Von Jürgen Schmieder, Pittsburgh/Los Angeles

Wo ist Kühnhackl? Das ist die Frage, die sich deutsche Eishockeyfans beim Betrachten der ersten beiden Partien der Stanley-Cup-Finalserie zwischen den Pittsburgh Penguins und den Nashville Predators gestellt haben - und auf die es zwei Antworten gibt: Vater Erich, lebende Eishockeylegende, ist gerade in die Vereinigten Staaten geflogen und dürfte die nächsten beiden Spiele in der Arena in Nashville verfolgen. Es ist durchaus möglich, dass Sohn Tom dann nicht übers Eis flitzen, sondern ebenfalls auf der Tribüne sitzen wird.

Kühnhackl, 25, könnte der erste deutsche Spieler der Geschichte werden, dessen Name zwei Mal auf den ehrwürdigen Pokal eingraviert ist - er hat jedoch seit dem 8. Mai nicht mehr für die Penguins gespielt. Zuerst laborierte er an einer Leistenverletzung, die ihm schon seit mehreren Monaten Probleme bereitet, danach verlor er aufgrund einer Angina einige Kilo. Vor dem zweiten Spiel am Mittwoch, das die Penguins mit 4:1 gewannen, da trainierte Kühnhackl mit seinen Kollegen, er absolvierte einige Sprints, er wirkte fit und bestens gelaunt. Er wollte jedoch mit den anwesenden Journalisten nicht darüber sprechen, warum er am Abend nicht zu den Akteuren auf dem Eis gehörte - was zunächst einmal komisch anmutete.

Es ist ohnehin eine groteske Serie bislang. Die Penguins, die als erster Verein in diesem Jahrtausend den Titel in der nordamerikanischen Eishockeyliga verteidigen könnten, waren bislang in fünf von sechs Spielabschnitten deutlich unterlegen - und führen in der Best-of-seven-Serie dennoch mit 2:0. In der ersten Partie schafften die Penguins gerade einmal zwölf Torschüsse (Predators: 26) und gewannen dennoch mit 5:3. Im zweiten Spiel wurden sie von den Predators schwindelig gespielt, erzielten jedoch zu Beginn des dritten Spielabschnittes innerhalb von weniger als vier Minuten drei Treffer und siegten mit 4:1.

Kühnhackls Stellvertreter überzeugt mit starken Leistungen

"Es gibt in unserem Kader diese innere Gewissheit, dass wir jederzeit Tore schießen können - und dieser Glaube wird unterstützt durch das, was tatsächlich auf dem Eis passiert", sagt Penguins-Trainer Mike Sullivan: "Es kann schon mal vorkommen, dass wir mal ein paar Minuten lang unter Druck stehen und uns selbst keine Torchance erarbeiten. Das nehmen die Spieler gelassen zur Kenntnis, weil sie wissen: Wenn sie dann Chancen bekommen, dann nutzen sie diese ziemlich häufig."

Diese effiziente Spielgestaltung sorgt bei Gegner Nashville freilich für Stirnrunzeln. Torwart Pekka Rinne, der den Predators mit überragenden Leistungen den überraschenden Einzug in die Finalserie überhaupt erst ermöglicht hatte, wurde während der zweiten Partie ausgewechselt - weil er gegen die Penguins insgesamt acht Treffer bei nur 36 Schüssen erlaubt hatte. "Wir sind nur wegen ihm hier, er ist in dieser Saison unser bester Spieler gewesen", sagt Verteidiger Ryan Ellis: "Er hat weiterhin unser volles Vertrauen. Sollte er spielen, dann wird er eine großartige Leistung bringen." Das wichtige Wort bei dieser Aussage ist "sollte", Trainer Peter Laviolette wollte sich nämlich nicht festlegen, ob am Samstag Rinne oder sein Stellvertreter Juuse Saros zwischen den Pfosten stehen wird: "Wir äußern uns nie zur Aufstellung, warum sollten wir jetzt damit anfangen?"

Das freilich führt zurück zu Tom Kühnhackl. Der stand in dieser Finalserie bislang wegen Verletzungen und Krankheit nicht auf dem Eis - aber auch deshalb, weil Vertreter Carter Rowney in Kühnhackls Abwesenheit großartige Leistungen gezeigt hat. Kühnhackl gilt, wie sein Vater übrigens auch, nicht gerade als Lautsprecher und Einsatzzeitenforderer, sondern als Teamspieler, der sich heldenhaft in die Schussversuche des Gegners wirft. Er will nichts sagen, weil er die buddhistische Ruhe, die diesen Verein gerade umgibt, keinesfalls stören möchte. Er weiß, dass die Penguins, sollten die Predators weiterhin so forsch agieren, durchaus jemanden brauchen können, der sich nicht zu schade ist für blaue Flecken.

© SZ vom 04.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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