Gut fünf Monate vor der geplanten Eishockey-WM mit Belarus (Weißrussland) als Co-Gastgeber wächst der politische Druck auf den Weltverband IIHF. Am Sonntag sprachen sich die Sport-Experten der SPD-Bundestagsfraktion gegen Belarus als Ausrichter aus. "Angesichts der heiklen Sicherheitslage, der Ausschreitungen und mangelnder demokratischer Kontrolle ist es nicht vorstellbar, dort eine Weltmeisterschaft vor den Augen der Welt auszurichten", sagte der sportpolitische Sprecher Mahmut Özdemir in Berlin. Seit der Präsidentenwahl im August gibt es Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko. Die Sicherheitskräfte gehen dabei mitunter brutal gegen friedliche Demonstranten vor.
"Sport lebt stets Werte vor", meinte Özdemir. "Zu glauben, dass unbehelligt sportliche Hochleistungen erbracht werden können, während die Regierung draußen Aufstände gewaltsam niederschlägt, um die autoritäre Ordnung aufrechtzuerhalten, ist schlicht blauäugig." Zuvor hatten bereits 49 Europaabgeordnete in einem Brief an den Schweizer IIHF-Präsidenten René Fasel ähnliche Bedenken geäußert. Die Eishockey-WM ist vom 21. Mai bis 6. Juni in Lettland und Belarus geplant.
Die belarussische Athletenvertretung Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) teilte am Sonntag mit, dass die IIHF Untersuchungen gegen den Chef des belarussischen Eishockey-Verbandes, Dmitri Baskow, eingeleitet habe. Das habe der Verband mitgeteilt. Die Opposition in Belarus wirft Baskow vor, in den Fall eines ums Leben gekommenen Demonstranten verwickelt zu sein. Die Athletenvertretung fordert auch Konsequenzen wegen Baskows Unterstützung für Lukaschenko. Baskow ist vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ebenso suspendiert wie Lukaschenko. Über die Anschuldigungen gegen Baskow wollte Fasel im Dezember bei einem Treffen mit Lukaschenko sprechen, das der IIHF-Chef aber wegen einer Corona-Infektion absagen musste.