Eishockey-Playoffs:Zurück dank Jaffray

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Schütze des entscheidenden Tores: Münchens Jason Jaffray bei seinem Siegtreffer in der 30. Minute. (Foto: Matthias Koch/imago)

Der EHC München gleicht im zweiten DEL-Halbfinalspiel gegen Berlin aus. Angreifer Steve Pinizzotto bringt dem Meister die notwendige Playoff-Härte zurück.

Von Christian Bernhard, Berlin/München

Don Jackson war wie immer sachlich geblieben. Es ging am Wochenende um die Aufarbeitung der Playoff-Niederlage seines EHC Red Bull München in der ersten Partie, und am Ende seiner Ausführungen ließ er durchblicken, dass sich im zweiten Spiel der Halbfinalserie gegen die Eisbären Berlin etwas ändern werde. "Wir hätten gewinnen können, wenn wir in gewissen Situationen etwas härter aufgetreten wären", sagte der erfolgreichste Trainer der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Und: "Wir haben Jungs, die nur darauf warten zu spielen."

Beide Aussagen deuteten stark in eine Richtung: In jene von Steve Pinizzotto. Und so kam es auch: Der aufgrund seiner harten Spielweise polarisierendste Spieler der Liga feierte am Sonntag nach viereinhalb Wochen Pause sein Comeback und war beim 2:1-Auswärtssieg des Meisters gleich ein entscheidender Faktor. Damit glichen die Münchner in der Best-of-seven-Serie aus, ähnlich wie zuvor schon die Grizzlys Wolfsburg, die im zweiten Duell die Nürnberg Ice Tigers mit 5:3 bezwangen. Für die Eisbären, die Spiel eins mit 3:2 in München gewonnen hatten, war es die erste Heimniederlage in den laufenden Playoffs, Spiel drei findet am Dienstag in München statt (19.30 Uhr).

Weniger Playoff-Minuten bislang: Die Münchner waren wacher

Dann wird auch Pinizzotto wieder am Start sein. Der Angreifer kassierte vor 14 200 Zuschauern zwar mehrere Strafzeiten, bereitete den Berlinern aber mit seiner Physis große Probleme und sorgte fast im Alleingang dafür, dass jene Härte, die den Münchnern lange gefehlt hatte, zurück ins EHC-Spiel kam. "Das ist Playoff-Eishockey und da bin ich sehr gut", sagte Pinizzotto, der später zum Spieler der Partie gekürt wurde.

Im Startdrittel hatte man vom Münchner Playoff-Eishockey noch wenig gesehen, Berlin war die bessere Mannschaft. Die Gastgeber, die bereits 718 Playoff-Minuten und damit mehr als doppelt so viele wie die Münchner mit ihren 324 in den Knochen hatten, waren wacher und aggressiver in den Zweikämpfen. Und sie überzeugten spielerisch: Verteidiger Frank Hördler schickte Julian Talbot mit einem Traumpass auf die Reise und der Eisbären-Stürmer schloss seinen Alleingang gegen Münchens Torhüter Danny aus den Birken im Nachschuss zum 1:0 ab (9.). Der Meister aus München tat sich schwer, Chancen zu kreieren - selbst in Überzahl gelang ihm wenig. Als in Minute 13 plötzlich Daryl Boyle frei zum Abschluss kam, war Berlins starker Torwart Petri Vehanen zur Stelle. Nach einem Pfostentreffer von Nick Petersen (13.) bot sich den Eisbären kurz vor Drittelende sogar eine knapp einminütige doppelte Überzahlsituation, doch der EHC verteidigte diese sehr gut. "Wir haben da weiter gemacht, wo wir im letzten Spiel aufgehört haben", sagte Marcel Noebels. Der Berliner Angreifer wollte das Startdrittel aber nicht überbewerten, "das war noch lange nicht alles", erklärte er.

Noebels sollte recht behalten. Wie schon in Spiel eins ging München im Mitteldrittel zielstrebiger zu Werke - und drehte die Partie: Erst profitierte Keith Aucoin von Pinizzottos Arbeit vor dem Berliner Tor und ließ Vehanen mit einem platzierten Schuss keine Chance (28.), dann traf Jason Jaffray in seinem zweiten Spiel nach mehrwöchiger Verletzungspause nach einem schnellen Angriff per Nachschuss zum 2:1 für die Gäste (30.). Eine Berliner Chance ergab sich erst wieder kurz vor der zweiten Pause für Kyle Wilson, doch Torwart aus den Birken war zur Stelle (37.). "Wir waren jetzt einfach konzentrierter", sagte Frank Mauer nach dem Mitteldrittel, "wenn wir aggressiv spielen, hat es jede Mannschaft gegen uns schwer, auch Berlin."

Die Eisbären drängten in der Schlussphase zwar auf den Ausgleich, dieser fiel aber nicht mehr. "Wir haben heute unser Überzahlspiel einfach nicht genutzt, das war der Schlüssel", sagte André Rankel. All zu niedergeschlagen wirkte der Berliner Kapitän später aber nicht. "Das ist eine enge Serie, nichts ist verloren." Auf Playoff-Experte Steve Pinizzotto sollten sich die Berliner Eisbären allerdings schnell einstellen.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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