Eishockey:Kölner Frühlingsgefühle

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Die Kölner Haie besiegen Mannheim im ersten Pre-Playoff-Spiel der Eishockey-Bundesliga und stehen vor dem Einzug ins Viertelfinale. Meister Mannheim könnte die heiße Phase der Endrunde verpassen, bevor sie richtig angefangen hat.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Sagt ein Kanadier im Rheinland: "Jetzt beginnt die schönste Zeit des Jahres." Es ist aber weder Karneval noch Advent. Also muss es etwas mit Eishockey zu tun haben. Kanada gilt als Mutterland des Eishockeys, das Frühjahr ist die Zeit der Playoffs und der Kanadier, der sich da so freut, ist der Trainer der Kölner Haie. Cory Clouston ist 46 Jahre alt, und der gegnerische Trainer, dem er am späten Mittwochabend lächelnd die Hand geschüttelt hat, ist in dreifacher Hinsicht sein Kompagnon im Geiste: Craig Woodcroft, ebenfalls Kanadier, ebenfalls 46 und ebenfalls Cheftrainer in der Deutschen Eishockey-Liga DEL. Clouston und Woodcroft kämpfen mit den Kölner Haien und den Mannheimer Adlern um den Einzug in die Playoffs. Köln und Mannheim messen sich dazu in den Pre-Playoffs, einer vorgeschalteten Runde für jene Klubs, die es nicht unter die ersten Sechs der Tabelle geschafft haben.

Das erste Spiel am Mittwoch haben die Kölner 6:3 (2:0, 2:3, 2:0) gewonnen. Im zweiten Spiel am Freitagabend in Mannheim können sie mit einem weiteren Sieg den Einzug ins Playoff-Viertelfinale bereits perfekt machen. Für die Mannheimer wäre die Saison dann beendet. Andernfalls entscheidet sich alles in einem dritten Spiel am Sonntag, dann wieder in Köln.

Es ist also sicher so, dass die schönste Zeit des Jahres für einen 46 Jahre alten kanadischen Eishockeytrainer aus der DEL nur wenige Tage dauern wird. Das ist aber nicht wegen seines Alters oder seiner Provenienz bemerkenswert, sondern wegen des Umstands, dass entweder der gefühlte Titelkandidat Köln oder gar der aktuelle Meister Mannheim es dieses Jahr nicht ins Viertelfinale schafft. Clouston und Woodcroft waren beide erst zu Beginn dieses Kalenderjahres angetreten, um die missratene Hauptrunde in Köln und Mannheim zu retten, aber nur einer von beiden wird über den Sonntag hinaus zeigen dürfen, was in ihm steckt. Clouston hatte im Januar in Köln von Niklas Sundblad übernommen. Woodcroft hatte im Februar als ehemaliger Assistenzcoach seinen Vorgesetzten Greg Ireland in Mannheim beerbt. Kanadische Eishockey-DNA muss deutsche Traditionsklubs retten. Dabei ist die kanadische Qualität ein bisschen fraglich geworden dieser Tage, da erstmals seit 46 Jahren drüben in Nordamerika alle sieben kanadischen NHL-Klubs die Playoffs in der National Hockey League zu verpassen drohen. Mit solchen Sorgen um das Eishockey in der Heimat können sich Clouston und Woodcroft freilich nicht auch noch herumschlagen. Sie müssen ihre Teams irgendwie erfolgreich durch dieses Pre-Playoff-Duell treiben und waren am Mittwoch vor allem gespannt, ob die maue Hauptrunde noch irgendeinen Einfluss auf dieses potenziell hochkarätige Spiel hatte. Zumal Clouston behauptet hatte, die Hauptrunde sei abgehakt.

Seine Spieler brauchten ein bisschen, um an den Neubeginn zu glauben. Ihr Torwart Gustaf Wesslau hatte zunächst allerhand stramme Schüsse der forschen Mannheimer abwehren müssen, ehe die Kölner überraschend in Führung gingen. Ihr bester Saisonschütze Philip Gogulla erhielt in der 8. Minute den Puck per Querpass von Johannes Salmonssen und erwischte mit seinem 21. Saisontor den Mannheimer Torwart Raymond Emery auf dem falschen Schlittschuh. Und weil die schwedische Vorlage so gut geklappt hat, wiederholten Per Åslund als Assistent und Charlie Stephens als Torschütze die Aktion in der 14. Minute gleich zur 2:0-Drittelführung.

Nach drei Minuten im zweiten Drittel schien die Sache vorentschieden zu sein, weil die Kölner Führung nach drei Toren (3:0 Gogulla, 3:1 Christoph Ullmann, 4:1 Patrick Hager) bereits beachtlich war. Doch die Mannheimer kamen zurück. Sinan Akdag und erneut Ullmann brachten sie in den letzten vier Minuten des Drittels zurück ins Spiel. Mit Aufnahme des letzten Durchgangs hieß es nur noch 4:3, aber das vierte Tor, das sie in die Verlängerung gebracht hätte, wollte den Mannheimern einfach nicht mehr gelingen. Ins leere Tor erzielten Gogulla und Moritz Müller kurz vor Schluss stattdessen das 5:3 und das 6:3. Es besteht nun eine ganz gute Chance für den Kanadier Clouston in Köln, dass die schönste Zeit des Jahres für ihn über das Wochenende hinaus geht.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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