Eishockey:Kein Hunger

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Der EHC München, Titelverteidiger und Favorit der Deutschen Eishockey Liga, verliert sein erstes Heimspiel gegen den ERC Ingolstadt 0:4.

Von Johannes Kirchmeier

Beim Eishockey-Spiel geht die Partie, anders als etwa beim Fußball, auch weiter, wenn sich das Spielgerät hinter dem Tor befindet. Das ist zwar eine für die allermeisten Menschen bekannte Regel. Allerdings eine, die Spiele entscheiden kann, wie sich am Sonntagnachmittag zeigen sollte beim ersten Heimspiel des Meisters der Deutschen Eishockey Liga (DEL) EHC Red Bull München im Olympia-Eisstadion.

Der EHC empfing am Sonntag vor 5410 Zuschauern den ERC Ingolstadt zum oberbayerischen Derby und unterlag 0:4 (0:0, 0:1, 0:3), weil es die Gäste verstanden, ihr Spiel auch hinter dem Tor fortzuführen. Den ersten Treffer bereitete Laurin Braun, 26-jähriger Zugang aus Berlin, sehenswert aus eben jenem Hinterhalt in der Rundung hinter dem Münchner Torwart Danny aus den Birken vor; und auch das am Ende entscheidende 2:0 erzielte der ERC aus einem Kuddelmuddel vor aus den Birken, nachdem der Puck von hinten vors Tor gespielt wurde.

Es war ein Achtungserfolg für die Ingolstädter, der verdient war gegen Münchner Titelverteidiger, die auch in dieser Saison als Favorit gelten. Elf von 14 Trainern sehen das Team von Trainer Don Jackson erneut ganz oben. Doch nachdem der EHC sein Meisterbanner unters Hallendach gezogen hatte, schwächelte er. "Wir hatten keinen Hunger heute", sagte Stürmer Mads Christensen. "Wir haben einfach zu schön immer außenrum gespielt. Wir müssen wieder dreckiger werden." Nach dem 3:2 n.V. in Krefeld stehen nur zwei Punkte aus den ersten beiden Partien zu Buche.

Allgemein war ja erwartet worden, dass sich auch der ERC in München mehr anstrengt als beim Start am Freitagabend. Da hatten die Panther nach einer 2:0-Führung im ersten Derby daheim gegen die Straubing Tigers noch 2:4 verloren. "Straubing hat effektiver gespielt", analysierte da ein knatschiger Trainer Tommy Samuelsson. Am Sonntag tauschte er seinen Torhüter. Statt des langjährigen Panthers Timo Pielmeier stand der Zugang Jochen Reimer, der von 2011 bis 2014 beim EHC spielte, zwischen den Pfosten.

Es sollte ein Wechsel mit Weitsicht sein. Reimer hatte gleich mächtig zu tun: Wie im Powerplay drängten die Münchner die Ingolstädter minutenlang ins eigene Drittel. Hier sollte überhaupt kein Missverständnis aufkommen, wer Meister und wer Untergebener ist. Nach etwas mehr als zehn Minuten hatten die Münchner elfmal, die Ingolstädter nur zweimal aufs Tor geschossen - jeweils ohne Ertrag. Die bullige Tormaschinerie (188 Treffer in der Hauptrunde im Vorjahr) stottert noch in der DEL - anders als in der so starken Vorbereitung, als die Münchner sogar IFK Helsinki in der Champions Hockey League zweimal klar besiegten. Es sei eine Frage der Mentalität gewesen, hielt Jackson fest. Und da sei Ingolstadt stärker gewesen.

Während der ERC gegen Straubing nur ein Drittel lang richtig mitspielte, drehte er die Partie in München mit Beginn des zweiten Drittels. Braun hielt die Scheibe im Duell mit EHC-Verteidiger Derek Joslin hinter dem Tor, stach hervor und legte den Puck in die Mitte, wo der Torjäger vom Dienst stand, der gebürtige Deggendorfer Thomas Greilinger, und seinen Dienst tat (27.).

"Wir haben gewusst, wir brauchen heute eine gute defensive Leistung. Kompliment an die Mannschaft, dass sie das von der ersten bis in die letzte Minute durchgehalten hat", sagte Samuelsson hinterher. Von Minute zu Minute wurde der ERC auch in der Offensive besser. Greg Mauldin hätte nach feinem Zuspiel von Brandon Buck beinahe erhöht (33.). Genau wie kurz drauf Kael Mouillierat, der an aus den Birken scheiterte (37.).

Entscheiden sollte sich die Partie dann im Schlussdrittel, und nach einem Videobeweis: Wieder brachten die Panther den Puck von hinten vors Tor, wieder war Braun beteiligt. Mike Collins hakelte die Scheibe dann zum 2:0 hinter die Linie. Wie sich im Video für die Schiedsrichter klären sollte, tat er das regelkonform (48.). Es folgten natürlich noch einige wütende Angriffe und Weitschüsse der Münchner, so leicht gab sich der Meister nicht geschlagen. Doch alle vereitelte Reimer. Dann nahm Jackson seinen Torhüter vom Eis und die Ingolstädter trafen in der letzten Minute noch zweimal ins leere Netz: erst erneut Collins, dann dessen Reihenkollege Brett Olson - jeweils ohne den Umweg hinter dem Tor.

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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