Eishockey:Das Tempo verloren

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„In den Playoffs willst du nicht nur dabei sein, sondern das letzte Spiel gewinnen“: Bill Stewart, 60, hat noch was vor. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Straubing Tigers, Tabellenletzter der DEL, trennen sich nach dem 1:6 gegen Wolfsburg von Bill Stewart. Der Trainer verfolgte bei dem Klub ehrgeizige Ziele - und wurde nun Opfer seiner eigenen Ambitionen.

Von Christian Bernhard

Bill Stewart ist nicht mehr Trainer der Straubing Tigers. Einen Tag nach der 1:6-Heimpleite gegen Wolfsburg gab der Tabellenletzte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Mittwoch die Trennung bekannt. "Die Leistungen der Mannschaft in den letzten Wochen entsprachen nicht unseren Erwartungen. Darüber sind wir sehr enttäuscht", sagte der Sportliche Leiter, Jason Dunham. "Wir haben Bill Stewart geholt, um die sportliche Entwicklung des DEL-Standortes Straubing weiter voranzutreiben. Dies ist leider nicht gelungen", erklärte Dunham, der Stewart als Nachfolger von Larry Mitchell verpflichtet hatte. Die Niederlage gegen Wolfsburg - die fünfte in Serie - habe gezeigt, "dass Handlungsbedarf besteht". Das Training übernimmt "bis auf Weiteres" Co-Trainer Robert Leask, der wohl auch am Freitag beim Gastspiel beim EHC München an der Bande stehen wird. Dunham sieht jetzt die Spieler in der Pflicht. Der Verein erwarte sich vom Team eine "positive Entwicklung und absoluten Leistungs- bzw. Siegeswillen".

Die Straubinger hatten in der ersten Saisonphase zwar gegen die Meister-Kandidaten Köln (6:3) und Mannheim (3:2) gewonnen, allerdings waren das zwei der nur drei Siege in den ersten 13 Spielen. Der Rückstand auf den Tabellen-Vorletzten, die Iserlohn Roosters, beträgt bereits vier Punkte. Stewart, der Mannheim 2001 zur Meisterschaft geführt hatte, wollte in Straubing ein läuferisch intensives Spiel ("Du musst Tempo aufnehmen, egal ob du die Scheibe hast oder nicht, selbst in der Defensive. Das ist das neue Spiel") implementieren, doch das gelang in den ersten Saisonwochen nicht. Mit 50 Gegentoren stellt Straubing die schlechteste Abwehr der Liga.

Dass sein "neuer, anderer Eishockey-Stil" für die Mannschaft nicht einfach umzusetzen sein würde, ahnte Stewart schon vor dem Saisonstart. Auf die Frage, ob seine Art zu spielen eine große Umstellung für die Straubinger Spieler bedeute, antwortete er: "Ja." Eine Sache sei es, ihnen vor dem Vorbereitungsstart zu erklären, wie er spielen wolle, sagte er. "Jetzt verstehen sie: Hallo, das heißt viel mehr skaten. Und zwar nach vorne, statt auf den Gegner zu warten", sagte Stewart im August. Die "letzten fünf, sechs Jahre" hätten sie "hinten gelauert", erklärte er, deshalb brauche es Zeit "um zu verstehen, dass sie nach vorne müssen". Nun bekommt Stewart diese Zeit nicht mehr.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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