Eishockey:Bis der Knoten platzt

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Einschläge links wie rechts: Augsburgs Torhüter Jeff Drouin Deslauriers hatte beim 3:6 in München die Fehler seiner Vorderleute auszubaden. (Foto: GEPA/Imago)

Die Augsburger Panther pflegen einen spektakulären Spielstil, müssen aber beim 3:6 im Derby in München erkennen, dass ihnen derzeit die Balance fehlt.

Von Christian Bernhard

Mike Stewart zögerte keinen Moment, die Antwort kam schnell und war deutlich. "Nein, überhaupt nicht", sagte der Trainer der Augsburger Panther, sein entschlossener Blick verstärkte dabei die klaren Worte. Die Frage war eine prinzipielle gewesen, sie zielte auf die Spielphilosophie und damit auf das Herzstück der Arbeit eines jeden Profitrainers. Sie lautete: Spielen Sie mit dem Gedanken, ihre Mannschaft etwas vorsichtiger spielen zu lassen? Stewart bekam sie am Samstag zu hören, nachdem seine Augsburger im bayerischen Derby der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) 3:6 beim EHC München verloren hatten. Und weil die Niederlage eine der besonderen Art war: Das Derby hatte vor 9700 Zuschauern in der großen Münchner Olympiahalle stattgefunden. Der Jahresausklang der Augsburger Panther war bislang schmerzhaft, von ihren acht Dezember-Spielen in der DEL haben sie nun sieben verloren. "Das ist eine schwierige Phase für uns", sagte Mike Stewart.

Der Trainer will sich aber dennoch nicht von seinem Weg abbringen lassen. Stewart genießt das volle Vertrauen des Klubs, was seine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2017 in der vergangenen Woche deutlich machte. Die aktuelle Spielphilosophie der Panther, sagte er, sei teamintern "mehrfach" diskutiert worden. Das Ergebnis war stets dasselbe: "Unsere Spielweise", betonte er, "ist absolut in Ordnung." Und ohne Frage spektakulär: Die Panther knackten in München als erstes DEL-Team in dieser Saison die 100-Tore-Marke - mit jetzt 109 Gegentreffern stellen sie aber auch die schlechteste Defensive der DEL. Das fehlende Gleichgewicht zwischen Angriff und Verteidigung kostete zuletzt viele Punkte.

In der Münchner Olympiahalle, die erstmals seit vier Jahren wieder Austragungsort eines DEL-Spiels war, waren die Panther sehr gut in die Partie gestartet. Bereits nach sieben Sekunden prüfte T. J. Trevelyan EHC-Torhüter Danny aus den Birken, eine Minute später war es Mike Iggulden, der beinahe zur Führung traf. Gegen Mike Mancaris Schuss war aus den Birken schließlich machtlos, doch er landete nicht im Tor, sondern am Pfosten (6.). "Das war einer unserer besten Starts in der gesamten Saison", erklärte Stewart. Er fand, sein Team hätte nach zehn Minuten "3:0 oder 4:0" führen können. Stattdessen aber stand es plötzlich 0:2 aus Augsburger Sicht. Michael Wolf (10.) - mit 262 Toren jetzt Rekordschütze der DEL - und Yannic Seidenberg (13.) verwandelten ihre Chancen für den EHC. Diesem Rückstand liefen die Panther bis zum Schluss hinterher, die Treffer von Matt MacKay (16.), Iggulden (29.) und Trevelyan (44.) reichten nicht, um Punkte mitzunehmen. "Es war gut, aber nicht gut genug", fasste Stewart die Partie zusammen, in der seine Mannschaft drei Pfosten- und Lattentreffer verzeichnete.

Als Ligazehnter muss Augsburg jetzt um die Playoffs bangen

Das Derby offenbarte anschaulich Augsburgs derzeitiges Dilemma. Offensiv sind die Panther eine Topmannschaft, auch in der Olympiahalle kombinierten sie sich vor das gegnerische Tor, dass es eine Freude war. Fehler in der Rückwärtsbewegung und Konzentrationsschwächen sorgen aber dafür, dass die Offensivkraft derzeit nicht ausreicht, um regelmäßig zu punkten. Fünf der sechs Gegentore in München seien "Geschenke" gewesen, kritisierte Stewart, "uns machen zurzeit Kleinigkeiten fertig." Als Ligazehnter stecken die Panther nun mitten im Kampf um den zehnten und damit letzten Playoff-Platz, der Vorsprung auf den elftplatzierten ERC Ingolstadt ist auf einen Punkt geschmolzen.

In den zwei Heimspielen, die das Augsburger Eishockey-Jahr beenden, stehen die Panther nun unter Zugzwang - besonders am Montag, wenn es gegen den DEL-Letzten aus Krefeld geht (19.30 Uhr). "Wir bleiben dran", versprach Stewart, "bis der Knoten platzt."

© SZ vom 28.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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