Eishockey:Ärger um Ehliz

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Yasin Ehliz (links) traf gegen Südkorea zwei Mal. (Foto: REUTERS)

Die Nürnberg Ice Tigers sind "menschlich enttäuscht" vom Wechsel des Nationalstürmers zum EHC München - und veröffentlichen eine Stellungnahme.

Von Christian Bernhard

Der Transfer von Eishockey-Nationalspieler Yasin Ehliz zum EHC Red Bull München hat sehr gute Chancen, als einer der emotionalsten in die Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) einzugehen. Nachdem bereits die Bestätigung des Wechsels am Mittwoch für hohe Wellen geschlagen hatte, wurde es am Donnerstag noch einmal hitziger. Grund dafür war eine "Stellungnahme zur Personalie Yasin Ehliz" der Nürnberg Ice Tigers. Ehliz hatte als 17-Jähriger im Trikot der Nürnberger debütiert und knapp acht Jahre lang für sie gespielt, ehe er im Sommer einen Vertrag bei den Calgary Flames unterschrieb, um seinen NHL-Traum zu verwirklichen. Dieser ging nicht in Erfüllung, sein Vertrag in Nordamerika wurde am vergangenen Wochenende aufgelöst. Wenige Tage später, nachdem er sich mit mehreren DEL-Angeboten - darunter auch einem aus Nürnberg - beschäftigt hatte, unterschrieb er bei Meister München.

In der Stellungnahme teilten die Ice Tigers mit, Ehliz habe Nürnberger Klub-Offiziellen vor seinem Abflug nach Calgary gesagt, dass er bei einer Rückkehr aus Nordamerika im ersten Jahr "auf jeden Fall" wieder für die Ice Tigers spielen würde. Der Verein sprach deshalb von einer "menschlichen Enttäuschung" und schrieb: "Wir bedauern außerordentlich, dass Yasin Ehliz es nach fast acht Jahren bei den Ice Tigers nicht für nötig gehalten hat, uns persönlich von seiner Entscheidung, nach München zu gehen und nicht zu seinem Wort zu stehen, zu unterrichten, sondern nur noch durch seinen Spieleragenten mit uns kommuniziert hat." In den letzten Tagen vor seiner Rückkehr nach Deutschland und kurz danach habe Ehliz nicht mehr auf Kontaktaufnahmen der Ice Tigers reagiert.

Außerdem veröffentlichten die Ice Tigers Vertragsinterna, etwa eine Bonuszahlung, die Ehliz bei seiner Vertragsverlängerung im Jahr 2017 bekommen haben soll. Sie schlugen vor, der Nationalspieler solle "zumindest einen Teil der Bonuszahlung" an den Nachwuchs des EHC 80 Nürnberg spenden. Es war das ungewöhnliche Ende einer ungewöhnlichen Mitteilung. Ehliz, der seine Teilnahme am Deutschland Cup wegen eines grippalen Infektes kurzfristig abgesagt hatte, äußerte sich am Donnerstag nicht zu dieser Stellungnahme.

Besonders hoch her ging es in den sozialen Netzwerken. Alleine der Donnerstagmittag veröffentlichte Facebook-Post der Ice Tigers hatte bereits am Nachmittag mehr als 600 Kommentare. Ehliz wurde darin mehrfach als "Judas" und "Verräter" abgestempelt. Die Enttäuschung der Franken ist - auch unter Berücksichtigung des Drucks, unter dem sie als enttäuschender Tabellen-Zwölfter derzeit stehen - verständlich. Fraglich ist, ob die Veröffentlichung solcher Interna auch einer tiefer gehenden Prüfung auf guten Stil standhalten würde. Die Ice Tigers müssen sich jedenfalls die Frage gefallen lassen, wieso sie Ehliz' mündliche Aussagen nicht vertraglich verschriftlicht haben. Die Adler Mannheim etwa waren da etwas weitsichtiger. Im Jahr 2015 hatten sie eine Zusatzvereinbarung getroffen, Nationalspieler Matthias Plachta konnte nach seinem beendeten Nordamerika-Abenteuer in der DEL nur zu ihnen zurückkehren.

Ehliz muss damit leben, dass ihn die konkreten Umstände seines Abschieds aus Nürnberg wohl noch länger begleiten werden. Besonders zu spüren bekommen wird er das voraussichtlich am 7. Dezember, dann ist München in Nürnberg zu Gast. Emotional wäre jener Tag so oder so geworden: Vor dem Derby wird das Trikot von Steven Reinprecht mit der Nummer 28 unter das Hallendach gezogen, der Kanadier fliegt dafür extra mit seiner Familie aus seiner Heimat ein. Reinprecht war mehrere Jahre lang Ehliz' Reihenkollege in Nürnberg.

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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