EHC München:Locker unter Strom

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Als Hauptrundenerster gilt der EHC zum Playoff-Start gegen Straubing als Favorit. Gegen die Tigers aber ist in dieser Saison noch kein Sieg gelungen.

Von Christian Bernhard

Plötzlich waren sie da: der Laptop und die Leinwand. Beide waren gut sichtbar positioniert und damit für alle Mannschaftsexternen das Signal, den Raum zu verlassen. Der EHC München hatte am Montag, einen Tag vor dem Start ins Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen Straubing, seine Kabine für die Journalisten geöffnet. Der Laptop und die Leinwand beendeten für alle sichtbar das rege Treiben - die Teamsitzung des Hauptrundenersten fand dann doch hinter verschlossenen Türen statt.

Es gibt ja auch noch einiges zu besprechen, denn obwohl sich der EHC seit letzter Woche intensiv auf die Viertelfinalserie vorbereitet, kennt er seinen Gegner erst seit Sonntag. Die Straubing Tigers, die sich in den Pre-Playoffs gegen den Vorjahresfinalisten ERC Ingolstadt durchgesetzt haben, gastieren am Dienstag (19.30 Uhr) zu Spiel eins der Best-of-seven-Serie in der Münchner Olympia-Eishalle. Die Niederbayern geben genügend Anlass zum Videostudium: Der EHC hat zwar die Hauptrunde als Erster abgeschlossen, gegen Straubing aber alle vier Saisonduelle verloren. Und dann ist da ja auch noch die kurze und schmerzvolle Playoff-Geschichte des EHC.

Dreimal standen die Münchner in der Endrunde, dreimal scheiterten sie jeweils in der ersten Runde. Trotz des massiven finanziellen Engagements des Hauptsponsors in den zurückliegenden Jahren hat der EHC überhaupt erst ein Playoff-Spiel gewonnen. Besonders die Vorsaison hinterließ im Verein Spuren, die auch zu Beginn der aktuellen Spielzeit noch zu bemerken waren. Im Frühjahr 2015 nämlich war der der EHC als Hauptrunden-Zweiter mit ähnlich großen Hoffnungen wie diesmal ins Viertelfinale gestartet, um dann sang- und klanglos mit 0:4 an Wolfsburg zu scheitern. Diesmal wollen die Münchner anders auftreten. Stürmer Uli Maurer, der Teil aller EHC-Playoff-Serien war, schaut nach vorne: "Das ist für uns ein neuer Start, wir denken nicht zurück."

EHC-Trainer Don Jackson gab zwar zu: "Wir stehen alle unter Strom - die Spieler, Trainer und Betreuer." Doch er wirkte dabei konzentriert und locker zugleich. Der Hauptgrund für die Zuversicht ist die personelle Situation. In den zurückliegenden Playoffs musste der EHC verletzungsbedingt auf acht wichtige Spieler verzichten, diesmal stehen bis auf Verteidiger Richie Regehr, der am Wochenende ins Mannschaftstraining zurückkehren könnte, alle Profis zur Verfügung. Das sei "der Schlüssel für uns", betonte Angreifer Mads Christensen.

Auch Maurer sieht den EHC München im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser gerüstet, da "wir sehr breit aufgestellt sind und Spieler haben, die Spiele alleine entscheiden können". Die gute Hauptrunde hat dem Selbstverständnis des EHC einen zusätzlichen Schub gegeben. "Es war das ganze Jahr so: Wenn wir unsere Leistung gezeigt haben, haben wir die Spiele gewonnen", betont Stürmer Yannic Seidenberg.

Die Münchner wissen aber eben auch, dass die Hauptrunde nichts mehr zählt, sobald die Playoffs beginnen. Es fange jetzt eine "neue Saison" an, erklärt Christensen. Maurer fügt hinzu: "Selbstvertrauen für die Playoffs wächst erst in den Playoffs." Soll heißen: Das Selbstvertrauen für die Derbyserie gegen die Straubing Tigers müssen sich die Münchner erst erarbeiten.

"Wir haben uns einfach ein bisschen dumm angestellt", sagt Maurer im Rückblick auf die vier Niederlagen gegen Straubing in der Hauptrunde. Die Niederbayern haben den EHC mit ihrer defensiven Spielweise jedesmal frustriert, wodurch der erfahrene Verteidiger Toni Söderholm auf die Frage, worauf es nun in erster Linie ankomme, nur ein Wort nannte: "Geduld." Mit einer zentralen Entscheidung aber hat Jackson, der die Eisbären Berlin zu fünf Meisterschaften geführt hat, bereits schon jetzt getroffen. Im Tor wird zum Viertelfinal-Auftakt US-Goalie David Leggio stehen und nicht der deutsche Nationaltorhüter Danny aus den Birken.

Wie schon in der Hauptrunde aber, als er beide Goalies immer wieder rotieren ließ, lässt Jackson sich alle Optionen auf dieser wichtigen Position offen. Dass Leggio am Dienstag spiele, bedeute "gar nichts" für Spiel zwei, betonte er. Der US-Amerikaner stand bei drei der vier Niederlagen gegen die Straubinger im Kasten, wehrte dabei aber starke 94 Prozent der Schüsse ab. Doch auch das gehört nun der Vergangenheit an. Straubing, warnte Maurer, "ist schon mittendrin, die wissen, was Playoff bedeutet". Dass der EHC das auch weiß, kann er ab Dienstag beweisen.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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