Dynamo Dresden:Gegen den Verdacht

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Will Dresden den Saison-Abbruch? Der Zweitligist bestreitet dies, eine Liga-Aufstockung bezeichnet der Manager Ralf Minge dagegen als "charmante Idee".

Von Javier Cáceres, Berlin

Dynamo Dresden, Tabellenletzter der zweiten Liga, setzt sich gegen den Verdacht zur Wehr, ein Interesse an einem vorzeitigen Abbruch der laufenden Zweitliga-Saison zu haben, um einem möglichen Abstieg am grünen Tisch zu entgehen. "Wir haben klar und deutlich gesagt, dass wir die Saison zu Ende spielen wollen", erklärte Dynamo-Manager Ralf Minge, 59, auf einer virtuellen Pressekonferenz: "Wir stehen für den sportlichen Wettbewerb." Minge betonte, dass man sich bislang noch nicht anwaltlich beraten habe, um im Falle eines Abbruchs der Saison auf einen möglichen Abstieg am grünen Tisch juristisch zu reagieren. Zuvor waren Überlegungen der Deutschen Fußball-Liga bekannt geworden, die Tabelle am Tag eines etwaigen Abbruchs einzufrieren. Eine Entscheidung über das Abbruchszenario sollte am Donnerstag bei der Vollversammlung der DFL verhandelt werden, wurde aber vertagt.

Dynamo befände sich bei einem solchen Szenario in einer ligaweit unvergleichlich misslichen Lage. Wegen zweier positiver Corona-Tests wurde die gesamte Dynamo-Mannschaft am Samstag auf Weisung der lokalen Gesundheitsbehörden in die häusliche Quarantäne geschickt. Die beiden anstehenden Spiele Dynamos in Hannover und gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth mussten daher abgesagt werden. Der theoretisch frühestmögliche Termin, zu dem Dynamo eingreifen könnte, wäre am 26. oder 27. Mai in der englischen Woche. Laut Spielplan müsste Dynamo dann beim derzeitigen Tabellenführer Bielefeld antreten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dort an den Start gehen können", sagte Minge. "Wir werden versuchen, um Verständnis zu werben, dass die sportliche Integrität ganz, ganz oben auf der Tagesordnung stehen muss", ergänzte Born.

Auf die Frage, wie er zu dem Vorschlag des Zweitligisten Erzgebirge Aue stehe, den Abstieg aus der zweiten Liga in dieser Saison auszusetzen, antwortete Minge ausweichend: "Wir wollen das sportlich regeln." Ungeachtet dessen bezeichnete der frühere DDR-Nationalspieler eine mögliche Aufstockung der Liga auf 20 Teams als "charmante Idee, die man vielleicht aufgreifen sollte". Sein Geschäftsführerkollege Michael Born äußerte sich ähnlich: "Ich fände es positiv, aber nicht alle können dem Gedanken folgen", sagte er mit Blick auf andere Zweitligisten. Grund für die Skepsis bei den Ligakonkurrenten sei, dass zwar Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen in einer 20er-Liga steigen würden, das Geld aus dem "Fernsehkuchen" aber durch mehr Vereine geteilt werden müsste.

Für Empörung sorgte ein Bericht der Zeitschrift Sport-Bild, die von einer Streikdrohung von Dynamo-Profis sprach. "Diese Formulierung und die latenten Vorwürfe samt aller Verschwörungstheorien, wir wollten mit unserem Verhalten einen Saisonabbruch herbeiführen, sind stigmatisierend, erfunden und eine bodenlose Frechheit." Das Wort Streik sei "ein unglaublicher Skandal, weil wir als Mannschaft und alle, die Dynamo Dresden lieben, diffamiert werden. Wir sind nicht der Sündenbock der Springer-Presse", hieß es in einer Erklärung der Dynamo-Mannschaft vom Mittwoch.

© SZ vom 14.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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