Duisburg:Mühsame Geburt

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Erlösendes Tor: Kingsley Onuegbu (links) bereitet mit dem 1:2 den Weg für das erste Saison-Remis des MSV. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Der MSV holt gegen Bielefeld seinen ersten Punkt, zeigt aber auch, dass der Klassenerhalt in der zweiten Liga schwer werden dürfte.

Von Ulrich Hartmann, Duisburg/München

Bernard Dietz hat einen Termin im Kreißsaal. Ein Krankenhaus weiht am Dienstag einen Entbindungsraum in Blau und Weiß sowie mit Motiven des Fußballklubs MSV ein. Wer dort künftig das Licht der Welt erblickt, wird kostenlos Vereinsmitglied. Das gefällt der MSV-Legende Dietz, 67. Am Sonntag haben sich die Chancen auf hohe Anmeldezahlen für den Kreißsaal allerdings kaum verbessert - jedenfalls für all jene Fälle, in denen werdende Eltern den Ort der Niederkunft auch anhand einer erfolgreichen Duisburger Fußballstatistik auswählen.

Der MSV verpasste im Duell der Aufsteiger gegen Arminia Bielefeld beim 2:2 (0:2)-Unentschieden den ersten Saisonsieg. Eine Stunde lang hoffnungslos unterlegen und früh mit 0:2 im Rückstand, retteten sich die Duisburger erst spät, als Bielefeld durch einen Platzverweis in Unterzahl geriet und die Duisburger durch zwei Jokertore der eingewechselten Stürmer Kingsley Onuegbu und Stanislav Iljutcenko binnen vier Minuten zum 2:2-Ausgleich kamen. Euphorie löst dieses Mini-Comeback im westlichen Ruhrgebiet aber kaum aus. Der MSV ist emotional latent gebeutelt, und wenn es so weiter geht, dann besteht die Gefahr, dass Neugeborene im MSV-Kreißsaal immer ein bisschen lauter schreien als anderswo.

Nach zwei Jahren in der Drittklassigkeit (Vereinsmotto: "Einmal Hölle und zurück") spielen die Duisburger jetzt wieder in der zweiten Liga, sie haben sich den Saisonauftakt allerdings gründlich verdorben. Nach einer 1:3-Niederlage gegen Kaiserslautern, einem 0:3 in Bochum und einem 0:5 im Pokal gegen Schalke hatte Dietz angesichts von 13 Gegentreffern in drei Pflichtspielen einen Neuanfang ausgerufen: "Gegen Bielefeld fängt die Saison erst richtig an." Allerdings warteten die Duisburger auch in diesem Neuanfangsspiel 70 Minuten, ehe sie sich spät doch noch einen Punkt sicherten.

Auch für die Bielefelder war das Unentschieden unbefriedigend, hatten sie nach zuvor zwei 0:0-Unentschieden in der Liga und einem 0:2 im Pokal gegen Hertha BSC Berlin doch ebenfalls auf den ersten Saisonsieg gehofft. Von viereinhalb Pflichtspielstunden ohne Treffer wurden die Ostwestfalen am Sonntag in Duisburg immerhin nach sechs Minuten erlöst, als der vom FC St. Pauli gekommene Stürmer Christopher Nöthe per Kopf das 1:0 erzielte. In der 24. Minute schoss Florian Dick einen 25-Meter-Freistoß flach durch die löchrige Mauer ins Tor. In der Folge vergaben die Bielefelder klare Möglichkeiten zu einer höheren Führung.

Erst als das Spiel bereits verloren schien und mit Brian Behrendt nach einer Stunde ein Bielefelder vom Platz gestellt war, gestalteten die Duisburger die letzte halbe Stunde offen und kamen in der 70. Minute durch Onuegbu auf 1:2 heran. Damit war das zuvor lange einseitige Spiel unerwartet wieder offen. Duisburgs aus Osnabrück gekommener Neuzugang Stanislav Iljutcenko glich vier Minuten später zum 2:2 aus. Weitere Chancen gegen nun verunsicherte Bielefelder hätten den Duisburgern sogar noch den Sieg bescheren können.

Der MSV Duisburg hat 28 Jahre lang in der Bundesliga gespielt und rangiert dort in der Ewigen Tabelle als 15. immer noch höher als die Bundesligisten Hannover 96, VfL Wolfsburg oder Mainz 05. Zurzeit aber wären sie schon froh, ihre Zugehörigkeit zur zweiten Liga erhalten zu können. Es sieht so aus, als sollte das eine schwere Geburt werden.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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