Düsseldorf spielt Nürnbergs Fortuna:Schnell gelernt

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Dank zweier Missgeschicke des Mitaufsteigers kann sich Nürnberg nach der jüngsten 0:7-Niederlage in Dortmund mit einem 3:0-Heimsieg rehabilitieren. Am Ende gelingt sogar ein kleines Kunstwerk.

Von Maik Rosner, Nürnberg

Hinterher ging es sogar um eine Branchengröße, die mit dem 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf nur insofern in Verbindung gebracht werden kann, weil sie sich ebenfalls dem Fußball verschrieben hat. Dennoch zitierte Düsseldorfs Sportvorstand Erich Rutemöller nach der 0:3 (0:1)-Niederlage der Fortuna beim Club den Trainer José Mourinho. Der Portugiese, derzeit bei Manchester United tätig, habe einmal von der "Dynamik des Spiels" gesprochen, referierte Rutemöller, "und manchmal bekommen Spiele eine Dynamik, da kannst du nichts machen".

Der auf den ersten Blick erstaunliche Verweis auf Mourinhos Erkenntnis passte deshalb ganz gut, weil mit dieser nicht nur das aktuelle Spiel, sondern nebenbei auch die äußerst wechselhafte Woche der Nürnberger treffend umrissen war. Nach dem 2:0 gegen Hannover 96 vor sieben Tagen hatten sie am Mittwoch bei Borussia Dortmund 0:7 verloren und damit ihre höchste Bundesliganiederlage der Vereinsgeschichte aus dem Jahre 1983 eingestellt. Nur drei Tage später gewann der Club durch die Tore von Hanno Behrens (28./Foulelfmeter), Mikael Ishak (64.) und Federico Palacios (78.) 3:0 gegen den Mitaufsteiger aus Düsseldorf. Diesem erging es nun ein bisschen wie dem FCN bei der Borussia. "Es ist alles Mist gelaufen. Nichts hat geklappt", stöhnte Rutemöller, "wir beschenken die. Das ist das Ärgerliche." Düsseldorf spielte Nürnbergs Fortuna, wenn man so will.

Beim Club konnten sie sich nach dem zweiten Heimsieg binnen einer Woche umso mehr mit der Dynamik des Spiels anfreunden. "Ein Superspiel, nahezu perfekt. Und das nach so einem Spiel am Mittwoch. Das schaffen nicht viele", befand der eingewechselte Palacios nach seinem ersten Bundesligator.

Die Dynamik des Spiels meint es gut mit dem Club

Vor allem ging es am Samstag darum, sich für das 0:7 beim BVB zu rehabilitieren. Ein bisschen spielte aber auch noch die Erinnerung an jene Peinlichkeit mit, die sich der FCN am letzten Spieltag der Vorsaison geleistet hatte. Damals, am 13. Mai, hatten die Nürnberger bereits Meister-T-Shirts an ihr Personal am Spielfeldrand verteilt, und der Stadionsprecher hatte den Ablaufplan für die Meisterfeier verkündet, ehe Düsseldorfs Kaan Ayhan durch ein Kopfballtor in der letzten Minute der Nachspielzeit die Fortuna noch zum 3:2-Sieg und damit zum Titelgewinn in der zweiten Liga schoss.

Daran erinnerte nun auch noch einmal Nürnbergs Trainer Michael Köllner. "Da hat uns der Friedhelm Funkel schon eine kleine Lehrstunde verpasst", sagte er über den neben ihm auf dem Podium sitzenden Düsseldorfer Trainer. Daraus habe man aber ebenso gelernt wie aus dem jüngsten "Lernspiel" in Dortmund, wie er es nannte. Doch auch Köllner musste einräumen, dass es die Dynamik des Spiels diesmal sehr gut gemeint hatte mit seiner Mannschaft. "Wir haben mit dem 3:0 einen sehr stabilen Heimsieg eingefahren, aber das Spiel war manchmal auf des Messers Schneide", erkannte Köllner.

Hinzu kam, dass man das Aufsteigertreffen phasenweise durchaus eine Etage tiefer hätte verorten können. Von Fehlern durchsetzt, geriet der Auftritt beider Mannschaften zunächst, wobei die Düsseldorfer anfangs noch etwas gefälliger agierten. Das galt allerdings nicht für jene Szene, die Nürnbergs überraschende Führung nach sich zog: Dodi Lukebakio holte in seinem ersten Einsatz von Beginn an Tim Leibold im Strafraum ziemlich unbedacht von den Beinen, Kapitän Behrens verwandelte den anschließenden Elfmeter sicher. Fünf Minuten später hätte Lukebakio seinen Fehler wiedergutmachen können, doch er scheiterte freistehend an der Fußabwehr des Nürnberger Torwarts Fabian Bredlow (33.).

Bogenlampe in die falsche Richtung

Ein Missgeschick aus Düsseldorfer Sicht war es auch in der zweiten Halbzeit, das die Nürnberger ihrem Projekt Wiedergutmachung ein weiteres Stück näherbrachte. Behrens schlug einen Ball fast von der eigenen Eckfahne die linke Außenbahn entlang, wo Düsseldorfs Kapitän Adam Bodzek den Ball mit dem Kopf so unglücklich verlängerte, dass Nürnbergs Stürmer Ishak frei auf Torwart Michael Rensing zulief und kühl vollendete. "Einen dummen Fehler gemacht, einen Ball unterschätzt - schon stand es 0:2", sagte Düsseldorfs Stürmer Marvin Ducksch und stellte übergeordnet fest: "Dumme Fehler dürfen wir uns in der Bundesliga nicht erlauben."

In der Schlussphase gelang dem FCN sogar noch das 3:0, und diesmal ließ sich das Tor ganz zweifelsfrei der höchsten deutschen Spielklasse zuordnen, zumal diesem kein Fauxpas des Gegners zugrunde lag. Es war sogar ein kleines Kunstwerk, das den Nürnbergern gelang, als Eduard Löwen hübsch in den Lauf von Palacios lupfte, der den Ball ebenso fein über den herausstürzenden Rensing zum Endstand ins Tor hob. "Heute haben wir gezeigt, dass wir wieder Fußball spielen können", sagte Ishak mit einem letzten Blick zurück: "Wir haben viel gelernt." Auch über die Dynamik des Spiels.

© SZ vom 30.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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