DTM:Wittmanns Heimspiel

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Marco Wittmann, DTM-Pilot. (Foto: Andrew Hone/Getty Images)

Der Fürther DTM-Pilot Marco Wittmann erlebt nach seinem Meistertitel im vergangenen Jahr gerade eine schwierige Saison. Auf dem Norisring will der 25-Jährige wieder zu seiner alten Stärke finden.

Von Philipp Laberenz

Eine Pause? Nein, die letzten vier Wochen waren für den Rennfahrer Marco Wittmann keine Pause, sagt er. Die hatte zuletzt ohnehin nur das Dach seines Autos. Das hat zuletzt weniger gelitten, nachdem es im letzten Jahr doch arg strapaziert worden war. Jubelsprünge und Freudentänze musste die Hülle des BMW aushalten. Doch Anlass zum Feiern hatte Wittmann, der DTM-Champion der vergangenen Saison, in diesem Jahr noch nicht.

Vier Wochen lagen zwischen den Rennen am Lausitzring und jenen an diesem Wochenende auf dem Norisring in Nürnberg. Das kommende Rennwochenende, das dritte dieser Saison, ist ein besonderes für den gebürtigen Fürther Wittmann, 25: Es ist sein Heimspiel. Besonders waren für ihn aber auch die letzten Wochen. Bei den Testfahrten für den Grand Prix in Spielberg Ende Juni gab er für Toro Rosso sein Debüt in einem Formel-1-Wagen. Wittmann fuhr 158 Runden, die schnellste in 1:10,103 Minuten, am Ende die viertbeste Zeit. Auf Nico Rosberg, der im Mercedes die Tages-Bestzeit fuhr, fehlten nur 0,99 Sekunden. "Marco hat keine Fehler gemacht und uns alle beeindruckt", lobte Toro-Rosso-Ingenieur Phil Charles.

Wittmann will das nicht überbewerten. "Ich verschwende keine Gedanken an irgendwelche anderen Szenarien. Die Formel 1 ist weit weg und kommt für mich im Moment auch nicht in Frage." Klar: In der DTM warten ja auch genügend Aufgaben auf ihn. Denn dort hat Wittmann zuletzt eher selten beeindruckt.

Der Auftakt in die aktuelle Saison ging für BMW und Wittmann daneben, ein fünfter Platz in Hockenheim war an den ersten beiden Rennwochenenden noch ein Lichtblick. Ansonsten: Mittelfeldplätze. Audi fuhr regelmäßig davon. Für Wittmann und BMW sind die Rennen in Nürnberg richtungsweisend für den Rest der Saison. Wittmanns Markenkollege, der Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock, sprach nach dem zweiten Rennwochenende schon vom düsteren Szenario, BMW werde in der gesamten Saison keinen Sieg einfahren. In dieser Woche korrigierte er sich, er erklärte:"Am Norisring fängt es wieder von vorne an."

Bei BMW wissen sie um ihre Fehler. Motorsportdirektor Jens Marquardt erklärt selbstkritisch: "Wir sind absolut nicht zufrieden mit der Leistung, die wir in den ersten beiden Rennen gezeigt haben", da sei keine "Peak Performance" dabei gewesen. Bei der Suche nach Gründen tut er sich schwer. Der Fokus im vergangenen Winter hätte eben darauf gelegen, die Fahrer an das erfolgreiche Auto zu gewöhnen. Schließlich war es nicht allen BMW-Piloten in der letzten Saison gelungen, das Optimum aus dem Auto rauszuholen. An das Niveau, das Wittmann über die vergangene Saison hinweg abgerufen hatte, wollten sie bei BMW alle ihre Fahrern heranführen. Jetzt fahren sie alle hinterher, geschlossen.

Dabei war der Vorsprung, den sich Audi nun regelmäßig herausfahren kann, fast abzusehen: Den Herstellertitel schenkte BMW bereits in den letzten Rennen der vergangenen Saison her, in denen Audi überlegen gewann. Unbefriedigend nennt Wittmann das. Für den Heim-Grand-Prix in Nürnberg sind die Töne dennoch kämpferisch. "Wir haben in der Vorbereitungsphase viel getestet und sind in den kleinen, aber entscheidenden Dingen vorangekommen", sagt er. Zumal er sich auch wieder auf die Reifen verlassen kann, die ihn in der vergangenen Saison zum Titel trugen. Zuletzt hatten vor allem Mercedes und BMW Probleme mit neuen Pneus. In Nürnberg sind sie wieder genauso schwer wie im letzten Jahr. Bei seinem Heimspiel auf dem Nürnberger Norisring, vor seinen Freunden und seiner Familie, würde Marco Wittmann gerne mal wieder aufs Dach steigen.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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