Doping:Studie: Meldonium doch länger nachweisbar?

Zahlreiche Sportler könnten zu Unrecht gesperrt worden sein. Die Welt-Anti-Doping-Agentur steht vor einer Blamage.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) steht nach einer Kehrtwende im Fall der verbotenen Substanz Meldonium vor einer Blamage und möglicherweise einer Klagewelle. Wie eine neue Pilotstudie durch europäische Wissenschaftler ergab, ist der Wirkstoff nicht wie bisher angenommen nur drei bis maximal sieben Tage, sondern sogar mehrere Monate im Körper nachweisbar. Dies bestätigte Mario Thevis, Dopingforscher an der Deutschen Sporthochschule Köln, dem SID.

Die Wada hatte Meldonium mit Wirkung zum 1. Januar 2016 auf die Verbotsliste gesetzt, seitdem sind gut 170 Sportler überführt und teilweise suspendiert worden. Dies war unter der Annahme geschehen, dass der Athlet bei einem positiven Dopingbefund das Präparat Mildronat mit dem Wirkstoff Meldonium auch noch nach Jahresbeginn eingenommen haben muss.

"Offenbar zwei Phasen der Ausscheidung"

Dies kann sich nun in vielen Fällen als falsch herausstellen. "Die Studie zeigt, dass es offenbar zwei Phasen der Ausscheidung gibt, eine sehr schnelle und eine sehr langsame, die möglicherweise einige Monate andauern kann, und dies ist so nicht erwartet worden", sagte Thevis über die Studie, die noch nicht veröffentlicht ist.

Die Wada hatte am Mittwoch bereits entsprechend den neuen Erkenntnissen bekannt gegeben, die Strafen für Sportler unter Umständen zu lockern. Athleten, die vor dem 1. März 2016 mit weniger als einem Mikrogramm des Herzmittels erwischt worden waren, können demnach nun auf Gnade hoffen. Die betroffenen Athleten dürften sich damit wohl kaum zufrieden geben, viele werden möglicherweise nun vor Gericht ziehen, um Schadenersatzklagen anzustreben.

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