Doping im Sport:Nur Obama ist geschockt

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Alex Rodriguez, der bestbezahlte Baseballspieler aller Zeiten, gibt zu, verbotene Substanzen genommen zu haben. Er wird jedoch kaum Konsequenzen fürchten müssen.

Jürgen Schmieder

Wenn sich US-Präsidenten zum Sport äußern, dann sind das meist Sympathiebekundungen und Gratulationen für erfolgreiche Akteure. Sie favorisieren ein Football-Team für die Super Bowl. Sie laden die Gewinner der Basketball-Meisterschaft ins Weiße Haus ein. Sie veranstalten ein kleines Radrennen mit dem Tour-de-France-Gewinner Lance Armstrong. Wenn sich ein Präsident allerdings "deprimiert" zeigt, wie es Barack Obama jetzt getan hat, dann muss etwas Schlimmes vorgefallen sein.

Alex Rodriguez wird wohl nicht belangt für sein Doping-Vergehen. (Foto: Foto: Reuters)

Alex Rodriguez, der bestbezahlte Baseball-Spieler aller Zeiten, hat beim Sportsender ESPN ein Doping-Geständnis abgelegt. Er gab zu, während seiner Zeit bei den Texas Rangers von 2001 bis 2003 verbotene Substanzen genommen zu haben. Sports Illustrated hatte am Samstag zuerst über seine positiven Proben berichtet. "Die Enthüllungen trüben eine ganze Baseball-Ära. Und das ist schade, denn ich denke, es haben eine ganze Menge Profis ohne Doping gespielt", sagte Obama nach dem Geständnis von Rodriguez. Statt Finanzkrise oder Afghanistan musste sich der Präsident mit einem Sportler beschäftigen.

Er musste es tun, weil das Geständnis von Rodriguez kein Einzelfall ist - sondern weil Baseball, die amerikanischste aller Sportarten, in den vergangenen Jahren von zahlreichen Doping-Skandalen belastet wird. Es begann im Jahr 2002, als herauskam, dass die Firma Balco so genannte Designer-Steroide produzierte, die durch damalige Dopingtests nicht gefunden werden konnten.

Zahlreiche erfolgreiche Baseballspieler, darunter Ken Caminiti, José Canseco und Jason Giambi, gaben zu, verbotene Substanzen genommen zu haben. Die "Power Ära" (wegen der vielen kraftvollen Spieler) wurde umbenannt in die "Steroid Ära". Erst seit 2003 werden die Spieler verstärkt auf verbotene Substanzen hin untersucht. Das Ergebnis: 104 positive Tests und zahlreiche gesperrte Spieler.

Wer nun allerdings glaubt, dass sich die Sportart Baseball einem Reinigungsprozess unterzogen hat und das Geständnis von Rodriguez mutig und ehrlich sei, der sieht sich getäuscht. An Rodriguez' Beispiel lässt sich vielmehr erkennen, wie wenig die Major League Baseball (MLB) gegen Doping unternimmt. Trotz des Geständnisses nämlich wird Rodriguez kaum zu belangen sein, weil der Strafenkatalog für Doping-Vergehen erst seit 2004 gilt - der Spieler bezog sich allerdings auf eine Zeit von 2001 bis 2003.

Zudem hat sein aktueller Verein, die New York Yankees, bereits angekündigt, ihren Starspieler nicht zu feuern. "Wir werden ihm zeigen, dass wir trotzdem auf seiner Seite sind. Denn er ist schließlich immer noch einer von uns", sagte Teamkamerad Johnny Damon. Von den Yankees selbst gab es nur eine Pressemitteilung, in der steht: "Auch wenn wir enttäuscht sind, ist Alex auch nur ein Mensch, der nicht immun ist, Fehler zu machen." Dem Verein bleibt kaum etwas anderes übrig, haben sie Rodriguez doch mit einem Vertrag ausgestattet, der ihm in den kommenden neun Jahren etwa 250 Millionen US-Dollar Gehalt garantiert. Es ist einer der höchstdotierten Verträge in der Geschichte des Sports.

Ein Spieler, der öffentlich zugibt, gedopt zu haben, darf also weiter auflaufen, weil er geschickterweise einen Zeitraum nannte, für den er nicht mehr belangt werden kann - ein Vorgehen, das man schon aus dem Radsport kennt. "Wir unterstützen Alex und tun alles, um ihm zu helfen, sich auf die kommende Saison vorzubereiten", heißt es im Statement der Yankees. Das zeigt, wie gering die Fortschritte der MLB im Kampf gegen Doping sind.

So ist es auch im Fall des Barry Bonds: Der wurde ebenfalls mit dem Balco-Skandal in Verbindung gebracht, leugnete jedoch beharrlich, unerlaubte Substanzen zu sich genommen zu haben. Er muss sich von 2. März an vor Gericht verantworten - allerdings nicht wegen Dopings, sondern wegen Meineides und Behinderung der Justiz.

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