Dominik Koepfer:Visum für China

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Nicht nur Lehrgeld bezahlt, sondern auch 280.000 Dollar verdient - und nun unter den Top 100 im Tennis. (Foto: Javier Rojas/dpa)

Dominik Koepfer landet in den Top 100 der Tenniswelt. Das eröffnet dem 25-jährigen Tennisprofi neue Perspektiven und ändert seinen Alltag nachhaltig.

Von Jürgen Schmieder, New York

Koepfer. Nicht: Köpfer. Eine Woche lang haben das fast alle falsch geschrieben, weil sie dachten, dass die Organisatoren der US Open den Umlaut (wie etwa bei Julia Görges) nun mal mit nachgestelltem "e" schreiben. Nun wissen alle: Dominik Koepfer hat beim letzten Grand-Slam-Turnier das Achtelfinale erreicht. Er hat am Sonntagabend zwar gegen Daniil Medwedew verloren, dennoch ist die Zeit in New York ein, wie er selbst sagt, "lebensverändernder Lauf" gewesen.

Koepfer, 25, hat in diesem Jahr in Sarasota (USA), Francavilla (Italien) und Ostrava (Tschechien) gespielt, für die kommenden Wochen hatte er Reisen zu Challenger-Turnieren in den US-Städten New Haven, Cary und Columbus geplant. Die hat er abgesagt, er wird zu den Turnieren in den chinesischen Metropolen Zhuhai, Peking und Shanghai fliegen. "Ich muss mich jetzt erst einmal ums Visum kümmern, aber das ist ja ein schönes Problem", sagt er, und dann gibt er einen Einblick in das Leben eines Tennisprofis jenseits der besten 100 der Weltrangliste: "Die finanzielle Seite ist nun erst einmal geklärt, ich kann mir Flüge, Hotels und Trainer leisten. Das war in der Vergangenheit schon manchmal schwierig."

Koepfer hat bei den Open 280 000 Dollar eingenommen, durch die Punkte für den Einzug ins Grand-Slam-Achtelfinale (180) und jene für seinen Sieg in der ersten Runde in Wimbledon (45) rückt er in der Weltrangliste so weit nach vorne (zunächst einmal auf Platz 84), dass er für die großen Turniere im kommenden Jahr qualifiziert sein dürfte; was noch einmal Einnahmen in Höhe von mehr als 200 000 Dollar im kommenden Jahr garantieren sollte. Seit drei Jahren ist er Tennisprofi; nun ist er einer, der sich dieses Leben auch leisten kann. "Ich habe unglaublich viel gelernt bei den US Open, auch und gerade bei der Niederlage", sagt er: "Ich bin irgendwann ein bisschen zu passiv geworden, das hat er sofort genutzt und mich laufen lassen. Ich bin dann müde geworden, auch das hat er sofort gespürt." Das reichte zur Wende.

Koepfer könnte nun ein Kandidat fürs deutsche Davis-Cup-Team sein, das im November zum Finale im neuen Format in Spanien antreten wird. "Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, weil das bislang nicht realistisch war", sagte er: "Ich werde mich in ein paar Tagen mit meinem Trainer zusammensetzen und dann die kommenden Wochen planen. Jetzt will ich ein, zwei Tage lang genießen."

© SZ vom 03.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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