Die Einzelkritik:Sahnestückchen

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Mats Hummels führt eine neue Haarfarbe aus, Arjen Robben führt eine bekannte Stärke vor, Juan Bernat friert - die Akteure des FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer

Manuel Neuer: Nach dem Spiel gegen Darmstadt hatte der Torhüter der Bayern so getan, als sei er Vorstand für Lizenzspieler-Angelegenheiten. Er hatte nämlich wie einst Matthias Sammer gemahnt, diese Elf die nur 1:0 gewonnen hatte, die sei "nicht der FC Bayern". Rasierte sich dann aber den roten Sammer-Bart ab, verpasste somit den Preis für die schönste Frisur knapp (dazu später mehr) und hielt, wenn es selten mal was zu halten gab, fehlerfrei.

Philipp Lahm: Kann ein Fuchs sein und als solcher manchmal tun, was ein Fuchs tun muss. Es stand schon 2:0 für Bayern, das Spiel war also schon so gut wie entschieden (auch durch Lahms schöne Vorbereitung des 1:0), da entschied Lahm es aber noch endgültig, als er nach einem Foul von Emil Forsberg so lange liegen blieb, bis Schiedsrichter Felix Zwayer die gelbe Karte in seiner Hand gegen eine rote tauschte. Mats Hummels: Der Verteidiger spielte überraschend nicht mit. An seiner Stelle lief ein Mann ins Stadion, der zwar die Nummer fünf trug, dem auch eine täuschend echte Kopie des Hummels'schen Dreitagebartes gelungen war und der mit dem Ball stolzierte, wie nur Hummels mit dem Ball stolziert. Allerdings war dieser Mann: blond. Der Unbekannte war weder der frühere deutsche Mittelstreckenläufer Nils Schumann (dafür war er zu langsam) noch Weltfußballer Lionel Messi (er spielte einen Fehlpass), gewann aber den Preis für die schönste Frisur. Diese ging auf eine Wette zurück: Hummels hatte beim Dosenwerfen auf dem Oktoberfest verloren.

Javi Martínez: Wählte für das Stadionmagazin Franz Beckenbauer in seine Traum-Elf. Der Spanier kann sich also, nach gut vier Jahren in München, inzwischen nach allen Regeln der Kunst bei den Fans des FC Bayern einschleimen. Denn natürlich weiß auch Martínez, dass man mit Libero im modernen Fußball keine Brausedose mehr gewinnt. Wobei: "gegen den modernen Fußball" waren die Bayern-Fans ja am Mittwoch ausnahmsweise auch, wie sie auf ein großes Banner schrieben. Martínez, der Schleimer, hatte im Spiel nichts zu tun. Die Leipziger Stürmer trauten sich nicht an ihn heran. Was allerdings auch an der schönen Frisur seines unbekannten Kollegen gelegen haben könnte.

Rüdes Foul mit Folgen: Emil Forsberg (am Boden) wird für dieses Tackling von hinten gegen Philipp Lahm des Feldes verwiesen. (Foto: Michael Dalder/Reuters)

David Alaba: Lief ins Stadion mit großen Kopfhörern - über der Kapuze. Zog dann aber weder die Stutzen über die Schuhe noch seine Handschuhe über die Ohren. Man muss sich also keine Sorgen machen, über sein Können ja schon mal gar nicht. Drängte über links nach vorne, spielte keinen Fehlpass und durfte nach einer Stunde wieder unter seine Kapuze zu seinen Kopfhörern.

Arturo Vidal: Tauschte nach fünf Minuten unter wildem Gestikulieren seines Trainers die Position mit seinem defensiven Mittelfeld-Nebenmann Xabi Alonso, hatte vielleicht während der Ansprache Alabas Kopfhörer getragen. Vidal war dann aber schnell im Spiel - und setzte die taktischen Vorgaben seines Trainers genauso um, wie der sich das wohl vorgestellt hatte. Ließ den hochgelobten Leipziger Mittelfeldspielern keinen Raum, den sie an diesem Abend aber wohl eh' nicht genutzt hätten.

Xabi Alonso: Erstaunlich, dass er noch die Luft zum Laufen fand. Dozierte so viel und vor seinen Nebenleuten Vidal und Thiago über das richtige Positionsspiel, dass man ihm einen Stuhl an sein Pult reichen wollte. Doch Alonso, 35, brauchte keinen Stuhl. Er war auch so mit seinen Anleitungen, seinen Signalen zum frühen Stören der verunsicherten Leipziger und seinen mal beruhigenden, mal beschleunigenden Pässen der entscheidende Spieler auf dem Platz.

Thiago: Weil Alonso organisierte, konnte der zweite Spanier in Ruhe lenken, zaubern, Bälle verteilten, zum 1:0 abschließen und Alonsos 2:0 vorbereiten. Hatte Spaß. Arjen Robben: Begann mit zwei gescheiterten Dribblings und einer Flanke ins Toraus. Hatten diese frechen, jungen Leipziger etwa als weltweit erste Mannschaft einen Plan, wie man den alten Holländer stoppt? Nein. Robben spielte vor dem 1:0 einen Pass aus Sahne auf Lahm und ließ sich dann zur Pause sicherheitshalber auswechseln.

Ein neuer Bayern-Profi? Nein, Mats Hummels hat sich nur die Haare gefärbt. (Foto: Adam Pretty/Getty)

Wegen Wadenproblemen. Robert Lewandowski: Wirkte erst ein bisschen beleidigt, als sein Schuss vor dem 1:0 nur an den Pfosten prallte. Ein Robert Lewandowski ist eher ungern Nebendarsteller. Schoss deshalb den Elfmeter zum 3:0 nicht ins Tor, ohne beim Anlauf einmal abzustoppen. Spätestens jetzt hatte ihn jeder im Stadion gesehen.

Douglas Costa: Bernardo, der Leipziger Außenverteidiger, war am Mittwoch so chancenlos wie sonst nur sein alter Verein RB Salzburg in der Qualifikation zur Champions League. Ließ sich von seinem Landsmann Douglas Costa nach allen Regeln der Fußballkunst austricksen und überlaufen. Costa war an diesem Abend die Symbolfigur für die Überlegenheit des FC Bayern.

Franck Ribéry: Kam zur Pause für Robben. Griff über links an und war gnädig mit Leipzigs Bernardo. Der hatte in der ersten Halbzeit ja schon genug erlebt.

Juan Bernat: Kam nach gut einer Stunde für David Alaba. Was daran gut war: Er durfte den Münchner Fans beim Singen zuhören. Was an seiner Einwechslung schlecht war: Er fror. Er fror genau so wie der später noch eingewechselte Joshua Kimmich.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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