DFB:Mit Blumenstrauß

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„Hat mit mir und meiner Haltung nichts zu tun“: DFB-Präsident Fritz Keller führt nach seinem Freisler-Vergleich Entschuldigungsgespräche (Foto: Jörg Schüler/Imago)

Der zum Rücktritt aufgeforderte DFB-Präsident Fritz Keller geht auf Entschuldigungsreise für seinen Nazi-Vergleich - und trifft in München Charlotte Knobloch.

Der zum Rücktritt aufgeforderte DFB-Präsident Fritz Keller hat sich am Donnerstagvormittag in München mit Charlotte Knobloch getroffen, der früheren Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Bei dem Gespräch ging es um den von Keller verursachten Eklat, als er seinen Stellvertreter Rainer Koch in einer Sitzung mit dem berüchtigten Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hatte. Damit spitzte Keller die Führungskrise des Verbandes dramatisch zu. Der 64-Jährige wurde inzwischen von den Chefs der Landes- und Regionalverbänden mit großer Mehrheit zum Rücktritt aufgefordert.

"Ich habe in einem Konflikt aus der Emotion heraus etwas gesagt, das ich zutiefst bedauere. Das hat mit mir und meiner Haltung nichts zu tun", sagte Keller dazu und erklärte: "Ich spreche deshalb derzeit mit verschiedenen Personen, um das wieder geradezurücken." Er bedankte sich bei Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, "für ihren Rat und ein sehr offenes Gespräch".

Knobloch, 88, sagte in einer offiziellen Stellungnahme: "Dass er mit seiner unbedachten Aussage einen Fehler gemacht hat, steht außer Frage: Er selbst hat dafür bereits um Entschuldigung gebeten. Ein einziger verbaler Fehlgriff macht aber Kellers langjähriges Engagement nicht ungeschehen, und er ändert auch nichts an der Person Fritz Keller, die ich kenne und unverändert schätze."

Am Montag hatte die DFB-Ethikkommission den Fall vor das Sportgericht gebracht. Es ist das erste Mal, dass sich ein DFB-Präsident vor dem 2016 eingerichteten verbandsinternen Gericht verantworten muss. Die Ethikkommission wird derzeit von Bernd Knobloch geleitet, dem Sohn Charlotte Knoblochs. Sie habe Keller "sehr gerne zu einem Gespräch empfangen und mich längere Zeit freundlich und offen mit ihm ausgetauscht", sagte sie.

Kellers Entschuldigung war sein erster Auftritt, seit er am Sonntag zum Rücktritt aufgefordert worden war - und sich der Machtkampf im Verband derweil weiter zuspitzt. Die Bild, die zuerst über Kellers Besuch in München berichtete, fotografierte ihn auf dem Weg zur Geschäftsstelle der Gemeinde: mit Schiebermütze und Sonnenbrille, einem Strauß Blumen und einer Kiste Wein unterm Arm.

© SZ vom 07.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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