DFB:Grindel gibt Fehler zu

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Der ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel gibt in einem Interview offen zu, gegen Compliance-Bestimmungen des eigenen Verbandes verstoßen zu haben - fühlt sich in der Uhren-Affäre aber verraten, denn: Er habe transparent gehandelt.

Der 2019 wegen einer Uhren-Affäre zurückgetretene ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel, 58, hat offen Fehlverhalten eingestanden. "Ich habe einen Compliance-Verstoß begangen, und es war richtig, daraus die Konsequenzen zu ziehen", sagte Grindel der Bild am Sonntag. Er habe "wegen dieser Uhr keine Entscheidung anders getroffen" und im DFB auch "nirgends einen Hehl aus dem Geschenk gemacht" - diese Form der Transparenz sei das Gegenteil von Korruption. "Menschlich sehr geholfen" habe ihm das Gespräch mit der Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes, "die kein Verfahren gegen mich eingeleitet hat". Grindel, zuvor Journalist und CDU-Bundestags-Abgeordneter, war im April 2019 zurückgetreten. Zuvor war bekannt geworden, dass er vom ukrainischen Funktionär und Oligarchen Grigori Surkis eine 11 000 Euro teure Uhr geschenkt bekommen hatte.

"Als ich von ihrem Wert erfuhr, habe ich sie sofort zurückgegeben und bin von allen Ämtern zurückgetreten. Damit habe ich öffentlich Unrechtsbewusstsein gezeigt", betonte Grindel nun nach langem Schweigen. Es sei aber eine absurde Situation gewesen: "Nicht der ukrainische Kollege wollte etwas vom DFB oder gar von mir, sondern wir hofften auf seine Stimme für unsere Bewerbung um die EM 2024." Er sei "nicht auf den Gedanken gekommen, etwas Verbotenes zu tun", erklärte Grindel. "Leider hat es Personen gegeben, die diesen Fehler bemerkt und an die Presse durchgestochen haben, statt mich darauf anzusprechen. Das hat mich menschlich schon sehr beschäftigt."

In dem Interview empfiehlt Grindel außerdem der Bundesliga, über die Abschaffung der 50+1-Regel nachzudenken, die den Einfluss von Investoren begrenzt. "Der deutsche Fußball sollte zumindest diskutieren, Bedingungen und klare Regeln für Investoren festzulegen, bevor die EU-Kommission vollendete Tatsachen schafft", sagte Grindel. Die jetzige Regel nennt er mit Blick auf EU-Bestimmungen ein "juristisches Risiko".

© SZ vom 27.07.2020 / SZ, sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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