DFB:Gräfe muss zur Aussprache

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Der nationale Fußball-Verband will die Kritik an ehemaligen Schiedsrichter-Chefs aufarbeiten - bei einer Art Friedensgipfel.

Die deutschen Fußball-Schiedsrichter kommen nicht zur Ruhe, intern scheint es weiter zu brodeln. Am Dienstag sollen bei einer Art "Friedensgipfel" in Frankfurt/Main die Vorwürfe gegen die früheren Schiri-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug aufgearbeitet werden. Der Chefkritiker Manuel Gräfe (Berlin) wird zum Rapport bestellt. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann bestätigte, dass es "ein Gespräch zu den von Gräfe geäußerten Vorwürfen geben wird"; es finde auf Betreiben der Schiedsrichter-Kommission statt. Die Bild am Sonntag (BamS) hatte hingegen berichtet, die Initiative sei aus den Reihen der Schiedsrichter gekommen.

Gräfe hatte zu Saisonbeginn der Berliner Zeitung Tagesspiegel ein viel beachtetes Interview gegeben, in dem er Fandel und Krug fehlende Transparenz, schlechten Führungsstil und Vetternwirtschaft vorwarf. Alleine scheint er mit seiner Kritik nicht zu stehen: Fandel und Krug gelten als resolut im Umgang, sie stehen für eine alte Hierarchie im Schiedsrichterwesen, das 2011 durch den Selbstmordversuch von Babak Rafati erschüttert worden war.

Die BamS schrieb von systematischem Mobbing bei Schiedsrichter-Lehrgängen, von Bevorzugung und sogar "Spionage". Fandel ist inzwischen Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, Krug der Projektleiter Video beim Verband. Chef der Unparteiischen ist seit 2016 Lutz Michael Fröhlich. Der 60-Jährige gilt bei den Referees als äußerst beliebt, Gräfe lobte ihn für dessen nun geltendes "Leistungsprinzip".

"Generell vertreten Lutz Michael Fröhlich und ich die Auffassung, dass offene, konstruktive und lösungsorientierte Gespräche zielführender sind, als Kollegen oder ehemalige Vorgesetzte möglicherweise aus persönlichen Befindlichkeiten mit nicht nachvollziehbaren Vorwürfen zu konfrontieren", sagte DFB-Vize Zimmermann.

Dass das Schiedsrichter-Gebilde instabil ist, ist nicht neu - obwohl sich der Berufsstand in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat, allein beim Verdienst. Inzwischen bekommen die Elite-Schiedsrichter pro Spiel 5000 Euro, das Grundgehalt liegt zwischen 59 000 und 79 000 Euro. Dazu kommen weitere, neue Verdienstmöglichkeiten als Videoassistent.

© SZ vom 16.10.2017 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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