Deutsche U 21 in der Einzelkritik:"Magic Man" Can misslingt jeder Zaubertrick

Emre Can bringt kaum einen Pass an. Kevin Volland erlebt einen Zahnarztbesuch. Und Matthias Ginter weiß jetzt, wie sich die brasilianischen Verteidiger im WM-Halbfinale gegen Deutschland gefühlt haben. Die U 21 beim 0:5 gegen Portugal in der Einzelkritik.

Von Ulrich Hartmann, Olmütz

Marc-André ter Stegen

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(Foto: Getty Images)

Der Torwart vom Champions-League-Sieger FC Barcelona (Marktwert 15 Millionen Euro) ist in seiner Karriere wohl nie so gedemütigt worden wie am Samstagabend im tschechischen Olmütz gegen die portugiesische U21. Sah nach einer Viertelstunde einen Schuss von Oliveira an den Pfosten knallen, war danach noch binnen der ersten Halbzeit drei Mal chancenlos: Zunächst, als Oliveira in der 25. Minute das 1:0 erzielte, acht Minuten später, als Ricardo auf 2:0 erhöhte, und schließlich, als Cavaleiro aus 18 Metern in den Winkel drosch. Die Pause brachte keine Linderung. Nach nicht mal einer Minute flog ein abgefälschter Ball zum 0:4 in ter Stegens Tor. Und der Alptraum ging weiter. War nach dem 0:5 restlos bedient, aber an keinem Gegentor schuld.

Julian Korb

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(Foto: dpa)

Der Rechtsverteidiger vom Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach (Marktwert 5 Millionen Euro) hatte erhebliche Probleme mit den schnellen Portugiesen. Das bahnbrechende 0:1 wurde über seine Seite vorbereitet. Im Aufbau ging ähnlich wenig wie bei allen seinen Kollegen. Verlor nach weiteren Gegentreffern verständlicherweise ein wenig die Spannung.

Matthias Ginter

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(Foto: Getty Images)

Der rechte Innenverteidiger von Borussia Dortmund (Marktwert 10 Millionen Euro) war ähnlich überfordert wie der Rest der Abwehr. Stand vor dem 0:2 nicht richtig und versäumte die Klärung in der Luft. Vor allem am Strafraumrand konnten Bernardo Silva und Cavaleiro machen, was sie wollen. Weiß jetzt, wie sich die brasilianischen Verteidiger im WM-Halbfinale 2014 gegen Deutschland gefühlt haben.

Dominique Heintz

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(Foto: REUTERS)

Der linke Innenverteidiger, Zugang vom 1. FC Köln (Transferwert 1,5 Millionen Euro), wirkte zu behäbig gegen die schnellen und auf Außen stetig überlaufenden Portugiesen. Leistete links draußen fast keinen Widerstand gegen die Kontrahenten. Es schien ihnen sogar Spaß zu machen, Heintz und Günter zu demütigen. Arbeitete aber selbst nach dem frühen 0:4 reflexartig tapfer weiter.

Christian Günter

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(Foto: dpa)

Der Linksverteidiger vom Absteiger SC Freiburg (Marktwert 3 Millionen Euro) konnte einem leid tun. Ob Joao Mario oder Ricardo - sie spielten mit der deutschen Abwehr wie eine Katze mit der Maus.

Johannes Geis

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(Foto: REUTERS)

Anfangs als alleiniger Sechser noch halbwegs Herr der Lage, verlor auch der Neu-Schalker Johannes Geis (Transferwert 12 Millionen Euro) im portugiesischen Angriffsstrudel schnell die Orientierung. Seine langen Bälle nach vorne kamen nicht an, und nach hinten schmierten die Portugiesen ihn immer wieder aus, indem sie lieber blitzschnell den Umweg über die schwachen deutschen Außenverteidiger nahmen.

Amin Younes

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(Foto: dpa)

Der schnelle und wendige Rechtsaußen von Borussia Mönchengladbach (Marktwert 3 Millionen Euro) brachte die wenigen offensiven Impulse durch Einzelaktionen, weil die Portugiesen das Zentrum perfekt geschlossen hatten. Hatte kurz vor der Pause per Fernschuss die beste Chance zum 1:2 - im Gegenzug fiel das 0:3.

Joshua Kimmich

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(Foto: Lee Smith/Reuters)

Der Zugang vom FC Bayern München (Transferwert 8,5 Millionen Euro) sollte zunächst als halbrechter Achter an der Seite von Emre Can das Zentrum schließen, indem man Portugals Star William Carvalho auf der Sechs blockiert. Doch das gelang überhaupt nicht. Nach dem 0:1 in der 25. Minute rückte Kimmich zurück auf die Doppel-Sechs an die Seite von Johnnes Geis, was die Sache aber nur noch schlimmer machte.

Emre Can

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(Foto: Lee Smith/Reuters)

Dem Mittelfeldspieler (Marktwert 12 Millionen Euro), beim FC Liverpool als "Magic Man" besungen, misslang im offensiven Mittelfeld wirklich jeder Zaubertrick. Konnte Carvalho nicht aus dem Spiel nehmen, brachte kaum einen Pass zum Mitspieler und kam sich in der portugiesischen Defensive vor wie ein von Jägern umzingelter Hase.

Nico Schulz

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

20 Minuten lang als Linksaußen bester Deutscher, weil hinten bissig und vorne trickreich, ging der Berliner (Marktwert 3 Millionen Euro) gemeinsam mit seiner Mannschaft unter. Musste nach 50 Minuten für Leonardo Bittencourt weichen. (Archivbild)

Kevin Volland

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(Foto: dpa)

Mit geschätzten 20 Millionen Euro Marktwert wertvollster deutscher U21-Spieler, fand der Hoffenheimer als zentrale Spitze überhaupt keine Bindung zu einem deutschen Mittelfeld, aus dem von Geis, Kimmich und Can allerdings auch nichts kam. Ein Spiel wie ein Zahnarztbesuch: schmerzhaft bis zur Wurzel des Nervs.

Max Meyer

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(Foto: AFP)

Kam zur zweiten Halbzeit für Geis und sollte die schmerzlich vermissten Offensivimpulse bringen. Der Schalker (Marktwert 15 Millionen Euro) aber war in Tschechien nie auf der Höhe seines Schaffens. Warf ohne eigenes Verschulden die Frage auf, warum der Trainer Horst Hrubesch immer wieder Meyer, aber nie den Wolfsburger Maximilian Arnold brachte.

Leonardo Bittencourt

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(Foto: Getty Images)

Der Hannoveraner (Marktwert 3 Millionen Euro) kam nach einer knappen Stunde, als die Schlacht längst verloren war. Litt derart unter der Schmach, dass er sich nach gerade mal 25 Minuten mit Gelb-Rot wieder vom Platz verabschiedete. Muss sich wie alle anderen damit trösten, 2016 in der Heimat seiner brasilianischen Familie wenigstens an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen.

Felix Klaus

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(Foto: REUTERS)

Der mögliche künftige Hannoveraner (Transferwert etwa zwei Millionen Euro) hoffte bis zuletzt, bloß nicht mehr eingewechselt zu werden, wurde von Hrubesch aber zu fünf Minuten verurteilt. Kam für Korb. Der Freiburger wird den 27. Juni 2015 wie alle anderen deutschen Juniorenspieler als schwarzen Tag mit durch die Karriere tragen.

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