Der Flügelflitzer:"Minus 20 Grad - egal!"

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Die Bundesliga hat den Winter diesmal freundlich begrüßt, nur Real Madrid jammert über die Kälte. Dabei können sich selbst Brasilianer daran gewöhnen.

Thomas Hummel

Jetzt ist er also wieder da, der Gnadenlose, der Unnachgiebige. Der Eisige. Der Winter. Lúcio, geboren im warmen Brasilia, begrüßte ihn vor einem Jahr mit den Worten: Seine Familie und er, "wir fühlen uns wie Häftlinge der tiefen Temperaturen, wir sind Gefangene der Kälte". Der Bayern-Verteidiger ließ durchblicken, dass er die Faxen endgültig dicke hat mit diesem Frost, er will weg. Weit weg. Dorthin, wo es immer warm ist. Zum Beispiel nach Madrid.

Mannschaft im Schnee: Der VfL Bochum vor dem Bundesligaspiel am Samstag gegen Hertha BSC. (Foto: Foto: Getty)

In diesem Jahr wurde der Winter von der Bundesliga wesentlich freundlicher empfangen. Der schönste Satz dazu kam am Wochenende von Hans-Hermann Schwick, Präsident von Arminia Bielefeld: "Immer wenn hier Schnee liegt, besiegen wir einen großen Klub - ich habe deswegen schon überlegt, ob wir uns nicht demnächst eine Schneekanone aus dem Sauerland ausleihen!"

Wahrscheinlich spielt Arminia Bielefeld auf Schnee so gut, weil der Klub seit jeher kaum Südländer beschäftigt. Zumindest keine aus dem kuscheligen Südeuropa oder gar Brasilien. Für diese ist der deutsche Winter ein zweifelhaftes Vergnügen. Einer wie der Neu-Berliner Cícero machte am Samstag in Bochum zum ersten Mal Bekanntschaft mit Schnee. Wir Deutsche wissen, wie sich das anfühlt, bei minus zehn Grad zu trainieren oder gar in kurzen Hosen zu spielen. Man muss aufpassen, das Schuhleder trocken zu halten, sonst werden die Zehen bald taub. Der Ball brennt auf dem Oberschenkel wie Feuer, die Gesichtsmuskeln lassen sich kaum mehr bewegen, der Pullover unter dem Trikot ist zu eng.

"Wo die Kacke liegt"

Für Profis, so denkt man, dürfte das eigentlich kein Problem sein. Sie spielen auf Boden(Rasen-)heizung, die Masseure kneten in der Halbzeit alle Muskeln wieder warm. Wenn die Schuhbänder aufgehen, rennen drei Mitarbeiter hektisch auf den Rasen und streiten darum, wer sie dem Helden mit den frierenden Fingern binden darf. Und außerdem verdienen sie einen derart großen Haufen Geld, dass ein eingefrorener Zeh schon mal drin sein müsste. Sogar Lúcio sagt heute: "Ich habe mich daran gewöhnt."

Vorbildlich verhält sich in diesem Sinne der Brasilianer Aílton. Im frostigen Winter 2006, noch als Spieler des Hamburger SV, teilte er mit: "Training bei Schnee und Kälte ist kein Problem. Ob minus zehn oder minus zwanzig Grad - egal." Etwa zur gleichen Zeit schrie ihm Schalkes Manager Rudi Assauer nach: "Wenn der Schnee geschmolzen ist, siehst du, wo die Kacke liegt." Folgerichtig wechselte Aílton bald zu Metalurg Donezk in die Ukraine und spielt heute für Altach in Österreich. Dort liegt häufig Schnee.

Sollte es in Österreich irgendwann keinen Spaß mehr machen, könnte Aílton mal über Weißrussland nachdenken. Dieses Land im Osten jagt dem Nobelklub Real Madrid jedenfalls eine Heidenangst ein. Vor dem Champions-League-Spiel am Dienstagabend bei Bate Borissow meldet die Sportzeitung Marca: "Real fürchtet den Schnee und die Kälte mehr als Bate." Im Spielort Minsk werden für Dienstag Schneefälle und minus zwei Grad Celsius erwartet.

Man sieht die Madrider schon vor Augen: Raúl mit schwarzen Woll-Handschuhen, Gutí mit Pudelmütze weit ins Gesicht gezogen und Sergio Ramos mit Fell-Trainingshose über den Knien. Dabei sollte sich das "weiße Ballett" mal nicht so anstellen. Minus zwei Grad? Da haben sie Glück, dass Bielefeld (noch) nicht in der Europaliga spielt: Dort sind für Dienstagabend minus drei Grad angesagt.

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