Der Flügelflitzer:Es gibt nur einen Olli Bierhoff!

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In Kürze werden in der Bundesliga zahlreiche Manager-Posten frei. Höchste Zeit für Matthias Sammer, einzugreifen und die Sportdirektor-Lizenz einzuführen.

Jürgen Schmieder

Früher einmal, da stellte sich zumindest bei Uli und Dieter Hoeneß nicht die Frage, welchen Beruf sie ausüben: Sie waren "Manager" des FC Bayern und von Hertha BSC Berlin - und wahrscheinlich nennen sich die beiden auch heute nur noch so, weil sie es immer so getan haben in den vergangenen neunundzwanzigeinhalb beziehungsweise zwölf Jahren. Wenn Uli zum Jahresende und Dieter am Ende der Saison den Job abgibt, dann wird der Manager in der Bundesliga ebenso in Vergessenheit geraten wie der Libero.

Sportdirektor Matthias Sammer will die Elite fördern - auch bei den Sportdirektoren. (Foto: Foto: Getty)

Die Nachfolger werden "Geschäftsführer" oder "Sportdirektor" heißen. Doch ob nun Manager oder Sportlicher Leiter oder Trainingslager-Planer, auch bei Schalke 04 könnte da bald ein Job frei werden, wenn der Vorstand den dringenden Bitten der Schalker Fans nachgibt und Andreas Müller von seinen Pflichten entbindet. Die Stellenanzeigen sollen schon geschrieben sein. Und wer da alles genannt vermutlich als potentieller Nachfolger wird: Mehmet Scholl, Michael Preetz, Olaf Thon.

Es wird höchste Zeit, dass Matthias Sammer einschreitet, der DFB-Sportdirektor und unfehlbare Instanz in Personalfragen und Lizenzierungsangelegenheiten. Denn es darf ja wohl nicht sein, dass jeder Kreisliga-Trainer Lehrgänge besuchen und jeder Spielervermittler lizensiert sein muss - dann aber jeder ehemalige Aktive, dem Strenesse-Hemden stehen, der vier grammatikalisch richtige Sätze sagen kann oder in Ermangelung dieser Qualitäten einen Investor als Druckmittel einsetzt, gleich Sportdirektor werden darf.

Nein, die Sportdirektoren-Lizenz muss her - und wer Matthias Sammer kennt, der weiß, dass die Kriterien für diesen Lehrgang härter wären als die Grundausbildung bei der Bundeswehr. Zugelassen würden nur ehemalige Aktive, die mindestens zehn Bundesligaspiele vorweisen können. Damit wäre sichergestellt, dass diese naseweisen Theoretiker der Marke Martin Bader, Andreas Rettig, Jan Schindelmeiser und Ilja Kaenzig außen vor bleiben.

Voraussetzung wäre auch ein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Fernuniversität Hagen, für das man gerne auch mal 26 Semester brauchen darf wie Oliver Bierhoff. Ausnahmen gäbe es keine, Rudi Völlers Lehre zum Bürokaufmann würde nicht anerkannt, auch nicht seine Zeit beim Gelenkwellenhersteller Löbro. Auch der gelernte KfZ-Mechaniker Horst Heldt, der ehemalige Leiter eines Ablegers des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften, Felix Magath, und Klaus Allofs, ehemaliger Eigentümer einer Agentur, deren Hauptziel die Abwicklung telefonischer Pferdewetten war, erfüllten nicht die Zugangsforderungen.

Außerdem würde Sammer vermutlich das Höchstalter für die vierjährige Ausbildung in der Sporthochschule Köln auf 50 Jahre festsetzen, weshalb Rudi Assauer und Reiner Calmund auf ewig im Ruhestand blieben - was den zusätzlichen Effekt hätte, dass die Gefahr der Wiedereinführung des "Managers" gebannt ist.

Sammer würde nach kurzer Zeit feststellen, dass nur Oliver Bierhoff alle Kriterien für den Lehrgang erfüllt, weshalb dieser sich beim ersten und einzigen "Sonderlehrgang für verdiente Sportdirektoren" die Lizenz selbst erteilt und beim DFB einen 20-Jahres-Vertrag unterschreibt. Bierhoffs Karriere wäre daraufhin vorgeszeichnet: Er wird nach Erhalt des Diploms gleichzeitig Sportdirektor bei Schalke 04, Hertha BSC und dem FC Bayern. Er weilt zwar zehn Monate im Jahr in Brasilien, um unter dem Motto "Zuckerfußball am Zuckerhut" ein Quartier für die WM 2014 zu finden. Seine Vereins-Aufgaben erfüllt er dennoch, weil vom Amtsantritt an diese Vereine den gleichen Ausrüster, den gleichen Autolieferanten und den gleichen Biersponsor haben.

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