Davis Cup:Ohne den Torero

Lesezeit: 2 min

Beim Finalturnier in Madrid scheitert das deutsche Team an geschwächten Briten und verpasst die Chance auf das erste Halbfinale seit 2007. Doch am Ende ließ sich das Fehlen von Alexander Zverev nicht mehr kaschieren.

Verlor das Auftakt-Einzel gegen Kyle Edmund mit 3:6 und 5:7: Philipp Kohlschreiber. (Foto: Oscar del Pozo/AFP)

Die Chance auf den ersten Halbfinal-Einzug war selten größer gewesen für Deutschland, schließlich musste ein gewisser Andy Murray aussetzen bei den Briten. Aber auch Deutschlands bester Tennisspieler Alexander Zverev fehlte, er ist in diesen Tagen in Südamerika auf einer Schaukamp-Tournee mit Roger Federer. Und so ist das deutsche Team nicht mehr dabei, wennn das neue Format des Davis Cup seine Zuspitzung erfährt.

"Wir sind schon enttäuscht, klar", sagte Teamchef Michael Kohlmann nach dem 0:2 gegen Großbritannien im Viertelfinale beim Finalturnier in Madrid. Das Minimalziel wurde zwar erreicht, doch gegen die Briten wäre mehr möglich gewesen.

Denn mit Daniel Evans und Kyle Edmund, Nummern 42 und 69 der Welt, standen den Deutschen keine Tennis-Schwergewichte gegenüber. Doch die beiden Briten wuchsen jedoch in den wichtigen Momenten über sich hinaus. Jan-Lennard Struff ("Am Ende war ich ein bisschen platt") und Philipp Kohlschreiber gelang dies nicht. Zunächst unterlag Kohlschreiber gegen Edmund mit 3:6, 5:7, dann musste sich Struff gegen Evans mit 6:7 (6:8), 6:3, 6:7 (2:7) geschlagen geben.

In Mexiko Stadt wird eine Stierkampf-Arena für Zverev und Federer umfunktioniert

In der Gruppenphase hatte die deutsche Mannschaft bei den Siegen gegen Argentinien und Chile das Fehlen von Spitzenspieler Alexander Zverev noch gut kompensiert. Gegen die Briten zeigte sich aber, dass die Klasse des Weltranglisten-Siebten fehlte.

Imposante Kulisse: die Stierkampfarena "Plaza de Toros" in Mexico City, wo Roger Federer und Alexander Zverev zum Showmatch antreten. (Foto: Rebecca Blackwell/AP)

Für Zverev wurde währendessen in Mexiko Stadt in der Stierkampf-Arena gewerkelt, um auf den staubigen Sandboden einen Hartplatz zu verlegen. Zverev und Federer geben dort in der Nacht auf Sonntag die Toreros, zu dem Showkampf waren schon am Tag zuvor 42.000 Karten verkauft worden.

So viel Andrang war in Madrid nicht, und so hat der britische Tennis-Verband vor dem Halbfinale gegen Gastgeber Spanien auf das geringe Zuschauerinteresse reagiert. 800 Tickets kaufte der Verband, die anschließend an britische Fans verschenkt wurden. Erstmals wird der Davis Cup in Form eines Finalturniers mit 18 Mannschaften in Madrid ausgetragen, doch bis auf die Partien von Gastgeber Spanien blieben einige Plätze leer.

Teamchef Kohlmann kann nun entspannt am Sonntag das Finale zwischen Kanada und England oder Spanien ( bei Redaktionsschluss nicht beendet) und die Auslosung für die Qualifikationsrunde im kommenden März verfolgen. Auch, weil sich seine drei Debütanten in Madrid glänzend einfügten. Die French-Open-Sieger Kevin Krawietz und Andreas Mies gewannen ihre beiden Matches nervenstark, und in Dominik Koepfer (25) steht ein aufstrebender Spieler bereit, in die Fußstapfen des 36 Jahre Routiniers Kohlschreiber zu treten.

Zwar kam Koepfer in Madrid nicht zum Einsatz, doch Kohlmann betonte, dieser habe "sich perfekt ins Team integriert". Der Überraschungs-Achtelfinalist der US Open sprach von einer "unglaublichen Erfahrung, das erste Mal dabei zu sein" und nannte dies "eine Motivation, den nächsten Schritt zu machen".

Auch der Teamchef richtete den Blick lieber nach vorne. "Wir haben gezeigt, dass wir, egal mit wem wir antreten, eine Rolle spielen können", sagte Kohlmann und betonte: "Von daher sehe ich sehr zuversichtlich ins Jahr 2020."

Dann vielleicht auch wieder mit Alexander Zverev.

© SZ vom 24.11.2019 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: