Chemnitzer FC:Treffen in der Freizeit

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Der Fall des Profis Daniel Frahn zeigt, wie weit der Einfluss extrem rechter Hooligans reichen kann. Laut Fanforscher Robert Claus hätten gewisse Gruppierungen ein Gewalt- und damit ein Machtmonopol, "was weit über das Stadion hinaus reicht".

Der Fall Daniel Frahn zeigt, wie weit der Einfluss extrem rechter Hooligans reichen kann. Frahn, bis Montag Kapitän des Drittligisten Chemnitzer FC, ist seinen Job los, weil er seine Mannschaft im Block zusammen mit als rechtsradikal eingestuften Gruppen anfeuerte. Dass jene die Macht in den Fankurven vieler Fußball-Klubs haben, ist nicht neu. Der CFC positionierte sich klar, nachdem der verletzte Frahn am Samstag in Halle die 1:3-Niederlage seiner Mannschaft im Fanblock des Auswärtsteams verfolgt hatte. Laut Verein habe er sich dadurch als "großer Sympathisant der rechtsradikalen und menschenverachtenden Gruppierung Kaotic Chemnitz herausgestellt".

Schon beim Skandalspiel in der Regionalliga am 9. März dieses Jahres gegen VSG Altglienicke (4:4) hatte Frahn nach einem Treffer ein schwarzes T-Shirt mit der weißen Aufschrift "Support your local Hools" (Unterstütze deine lokalen Hooligans) hochgehalten. Damals wurde er gesperrt und zu einer Geldstrafe verurteilt, der Verein begnadigte ihn später.

"Ich fand es damals schon unglaubwürdig, dass er behauptet hat, nicht zu wissen aus welcher Ecke dieses T-Shirt kam", sagte Fanforscher Robert Claus dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Das Verhalten des Vereins finde ich an der Stelle konsequent." So richtig ernst macht Chemnitz aber auch erst seit besagtem Vorfall im März, als die Hooligan-Gruppen zudem eine Gedenkveranstaltung für den verstorbenen und mutmaßlich rechtsradikalen Chemnitz-Fan Thomas H. abhielten.

Ähnliche Probleme mit den Fans haben sie beim Regionalligisten Energie Cottbus. Dort war die Gruppierung "Inferno Cottbus" lange vorherrschend, ehe sie 2017 angeblich aufgelöst wurde. Die Netzwerke bestehen jedoch weiterhin, die handelnden Personen sind die gleichen. "Cottbus und Chemnitz haben tatsächlich sehr viel gemeinsam. Dort ist das Problem der extrem Rechten im Fanblock schon besonders groß. An beiden Orten geben die extrem rechten Hooligans in der Fankurve den Ton an. Und an beiden Orten suchen die Vereine nach Lösungen. Und an beiden Orten gibt es nur sehr geringe Gegenwehr", so Claus. Es gebe seiner Einschätzung nach zwar Initiativen wie "Energie-Fans gegen Nazis" und in Chemnitz die "CFC-Fans gegen Rassismus". Sie hätten jedoch "noch keine große Macht in der Szene".

Warum aber schaffen es Hooligans im Chemnitzer Beispiel, bis tief hinein in die Mannschaft zu wirken? "Man muss verstehen, dass diese Gruppen das Gewalt- und somit auch das Machtmonopol in der Chemnitzer Fanszene haben, was weit über das Stadion hinaus reicht", sagt Claus. Die Spieler würden sich auch in ihrer Freizeit mit Vertretern aus den radikaleren Fangruppen treffen. "Dort werden auch dann Kontakte geknüpft", so Claus: "Insofern ist der rechte und gewalttätige Teil der Fans durchaus fähig, Netzwerke aufzubauen und Dinge durchzusetzen."

© SZ vom 07.08.2019 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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