Bundesliga-Spieltag:Deppen, Magier, Sensationen!

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Fußball wurde auch gespielt an diesem Wochenende. Dennoch aber erinnerte dieser Spieltag eher an einen Zirkus denn an die gute alte Bundesliga. Vom Magier bis zum dummen August war alles dabei.

Jürgen Schmieder

Ganz schön was los am 31. Spieltag: Bayern spielt nur unentschieden, die Verfolger können kein Kapital draus schlagen. Und im Tabellenkeller punkten sie plötzlich alle wieder: Mainz unentschieden gegen Bayern, Wolfsburg, Lautern und Köln sogar mit Siegen.

Erst checken, dann schimpfen, dann den Unschuldigen markieren: Christian Wörns. (Foto: Foto: ddp)

Ein spannendes Wochenende also. Noch interessanter waren jedoch die Aktionen einzelner Akteure, die den Spieltag in eine Zirkusvorstellung verwandelten. Entweder mit genialen Tricks oder mit Aktionen, die auf einem Fußballplatz nichts verloren haben.

Hier sind sie, die Mitglieder im Zirkus Bundesliga:

Als dummer August bietet sich zweifelsohne Christian Wörns an. Da rammt er zuerst Stefan Kießling den Ellenbogen ins Gesicht, um hinterher das Unschuldslamm zu spielen. "Ich hab ihn nur geblockt, aber im Gesicht hab ich ihn net getroffen", sagte der Dortmunder anschließend mit naivem Blick und piepsiger Stimme in die Mikrofone, als könne er kein Wässerchen trüben.

Dabei beweisen es die Fernsehbilder ganz deutlich: Wörns' Aktion war Absicht, er kann von Glück reden, dass ihn der Schiedsrichter nicht vom Platz gestellt hat. Ob da einer seinen Frust loswerden wollte, weil Klinsmann lieber Jens Nowotny zum Fitnesstest eingeladen hat und nicht ihn? Wir wissen es nicht.

Große Konkurrenz um die Position des Augusts bekommt Wörns allerdings von Johan Micoud. Der griff seinem Gegenspieler Christian Poulsen beherzt in die Kronjuwelen. Kein Problem, der Schiedsrichter sieht so etwas ja nicht. Dabei sollte Micoud doch wissen, dass etwa 20 Fernsehkameras jede Bewegung eines Spielers scannen. Zu dumm, Micoud wird wohl gesperrt werden und seinen Titel "August der Woche" nicht verteidigen können.

Als Dummschwätzer der Woche kommt in Frage: Ailton. Vergangene Woche hielt er eine Meisterschale aus Pappe in die Höhe und versprach den Fans noch vier Saisontore. Und dann? Der Brasilianer schaffte das Kunststück, nicht vier, sondern gleich fünf hochkarätige Chancen zu vergeben, um dann in seiner typischen Art zu antworten: "Tja, manchmal auch Ailton Pech!" Tja...

Aber auch er hat harte Konkurrenz: Armin Veh. Der fordert seit Wochen einen neuen Vertrag beim VfB Stuttgart, obwohl er nur drei Spiele in der Rückrunde gewinnen konnte. Er brauche das Vertrauen, dann laufe es wieder besser. Also gibt ihm Sportdirektor Horst Heldt einen neuen Kontrakt. Und was macht Veh? Verliert zu Hause sang- und klanglos gegen Frankfurt. Mit neuem Vertrag ledert der Stuttgart-Trainer dann gleich los: "Totalschaden" nannte er den Auftritt und kündigt Konsequenzen an: "In der neuen Runde wird ein neuer Wind wehen." Hm. Warum eigentlich nicht schon seit Amtsantritt?

Dompteur des Spieltags ist Schiedsricher Günter Perl. Er annullierte einen regulären Treffer von Thomas Brdaric wegen angeblichen Foulspiels. In der 90. Minute. Das ist mutig. Warum er es tat, weiß keiner. Auch nicht Brdaric. Aber was sollte der machen? Perl wedelte schließlich gleich mit einer gelben Karte und wollte auch nach dem Spiel seinen Fehler nicht einsehen.

Der Befreiungskünstler des Spieltags ist ohne Zweifel der Münchner Stürmer Roy Makaay. Unter der Woche wird er vom holländischen Bondscoach Marco van Basten rasiert und nicht für die Weltmeisterschaft nominiert. Wo andere verzweifeln und ans hinschmeißen denken würden, bleibt der Stürmer eiskalt. Saisontore 15 und 16 in Mainz, dazu ein neuer Vertrag bei den Bayern. Magisch, Roy.

Der große Zauberer musste aber auf einen Auftritt verzichten. Mehmet Scholl musste nach seiner Galavorstellung diesmal 79 Minuten auf der Bank schmoren und durfte gerade einmal 11 Minuten ran. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht wollte sich Felix Magath als beinharter Zirkusdirektor bewerben.

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