British Open in Nordirland:Quadruple Bogey

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Fünf über Par auf der ersten Runde: Golf-Europameister Matthias Schmid muss um den Cut bangen. (Foto: Kevin C. Cox/Getty Images)

Rory McIlroy sollte in seiner Heimat die Hauptrolle spielen, patzt aber früh. Der deutsche Amatuer-Golfer Matthias Schmid hält sich lange wacker.

Von Gerald Kleffmann, Portrush/München

"Ich versuche es wie jede andere Open zu betrachten", das hatte Rory McIlroy noch am Mittwoch betont. Leicht würde dieser Vorsatz für den 30-Jährigen indes nicht umzusetzen sein, das war klar, schließlich hatte es diese Kombination kein Mal in seiner Karriere gegeben: ein Major, die British Open, zu Hause in seiner Heimat. Auch noch in Portrush, auf dem Links-Kurs aus dem Bilderbuch, im Royal Portrush Golf Club an der Nordküste Nordirlands. Nur 100 Kilometer davon entfernt, in Holywood, wuchs McIlroy auf. Vor 68 Jahren fand bislang das einzige Mal hier eine British Open statt. Mut machte McIlroy immerhin, dem sommersprossigen Übertalent seines Landes, das mit 16 Jahren diesen welligen Platz einst betrat und mit einer 61er Rekord-Runde verließ, dass er nach eigener Einschätzung seine "stabilste Saison" absolviert hat. Dann betrat McIlroy diesmal Abschlag Nummer eins - und als er den Ball hinausbefördert hatte, konnte er seinen Vorsatz vergessen. Es war, als hätte ihm Stephen King das Drehbuch geschrieben - ein Albtraum.

Das Klima, in dem Wettkämpfe gedeihen, wird oft vom Erfolg oder Misserfolg der "local heroes" geprägt, den Helden des Gastgeberlandes, und selten gab es in den vergangenen Turnieren der British Open eine Auflage, bei der das Event so auf einen Spieler zugeschnitten war wie nun auf McIlroy. Zusammen mit seinen nationalen Kollegen Graeme McDowell, Major-Champion wie er, der in Portrush aufwuchs, und dem cowboyhaften Oldie Darren Clarke, tränenreicher British-Open-Sieger 2011, der nahe der Anlage ein Haus mit grandiosem Ausblick besitzt, sollte er die Veranstaltung tragen. Dann aber: erster Ball "out of bounds", im Aus. Strafschlag. Der gezählte dritte Schlag im Rough, im hohen Gras. Der vierte: auch. Er musste den Ball besserlegen, also mit Strafschlag den Ball von einer spielbaren Stelle weiterspielen. Am Ende lochte er nach acht Schlägen ein - Quadruple Bogey, vier über Par. So schnell hatte sich selten ein Favorit, vielleicht der Topfavorit diesmal, aus dem Rennen geknallt.

Es war kein Trost für McIlroy (der am Ende eine desaströse 79er Runde spielte), dass er nicht mal das schlimmste Desaster erlebte. Der frühere British-Open-Gewinner David Duval (USA), dessen Auf- und rapider Abstieg eine Geschichte für sich ist, startete mit zwei Birdies, aber an der siebten Par-5-Bahn benötigte er 13 Schläge (am Ende 90 Schläge). Am Freitag geht es für McIlroy aussichtslos ums Überleben, den Cut schafft nur die Hälfte des Feldes mit 156 Teilnehmern. Die Führung hat der US-Amerikaner J.B. Holmes mit 66 Schlägen übernommen.

Aus deutscher Sicht verlief die 148. Open Championship indes auch zum Vergessen. Kein einziger Profi aus Germany tauchte auf dem Leaderboard auf - weil sich keiner qualifiziert hatte. Martin Kaymer, seit 2008 durchgängig (bis auf eine Ausnahme aufgrund einer Verletzung) bei den Majors dabei, hatte erstmals keine Startberechtigung, aber als erster Aufrücker-Kandidat gehofft, die Serie fortsetzen zu können. Vergeblich, kein Konkurrent zog zurück. So war es eine Ironie des Schicksals, dass ein Amateur die deutsche Ehre rettete. Matthias Schmid aus Regensburg, für den GC Herzogenaurach aktiv und seit 2017 College-Golfer an der University of Louisville in Kentucky, durfte mitwirken. Der 21-Jährige hatte sich mit dem Sieg bei der European Amateur Championship in Atzenbrugg, Österreich, einen Startplatz gesichert und diesem besonderen Ereignis nun entsprechend entgegengefiebert: "Ich möchte mit Tiger und Rory trainieren, sie sind meine Helden", hatte er der Agentur dpa gesagt und bei aller Ehrfurcht versichert: "Natürlich werde ich versuchen, gut zu spielen." Es gelang ihm nicht ganz.

Schmid begann zwar solide. Auf den ersten neun Bahnen blieb er in der Norm und schloss die erste Hälfte mit Even Par (zwei Bogeys, zwei Birdies) ab, ohne Schlagverlust. Auf den zweiten neun Bahnen ließ er aber nach, zwei Doppelbogeys (zwei über Par) an Bahn elf und 18 warfen ihn zurück. Mit einer 76 hat er kaum eine Chance, den Cut zu schaffen. Immerhin: Schmid war besser als McIlroy.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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