Ihn als schillernd zu beschreiben, wäre wohl eine Untertreibung. Nüchtern betrachtet war René Weller ein talentierter Boxer, der seinem Sport in Deutschland in den 80er Jahren zu wachsender Aufmerksamkeit verhalf. Mehr noch als mit seinen Kämpfen beherrschte er die Schlagzeilen damals allerdings mit dem Spektakel, das er um sie herum veranstaltete, später dann aber auch wiederholt mit seinen kriminellen Machenschaften. Nun ist Weller im Alter von 69 Jahren infolge seiner Demenz verstorben. Das bestätigte seine Ehefrau Maria der Bild-Zeitung am späten Dienstagabend.
Die Krankheit war 2014 diagnostiziert worden, zuletzt ging es René Weller immer schlechter, er wurde von Palliativ-Medizinern betreut. "Ich habe ihn gehen lassen, es war in den letzten Wochen sehr schwierig", sagte Maria Weller, die auf Instagram auch über die letzten Tage und Stunden ihres Mannes berichtete. "Er hat geschrien, er hatte Schmerzen", schrieb sie. Wellers nahender Tod hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet, seine Frau bat seine Freunde, sich von ihm zu verabschieden.
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"Du hast gekämpft wie ein Löwe, aber leider deinen letzten Kampf verloren", hieß es in dem Instagram-Beitrag von Maria Weller. "Ich bedanke mich für das wunderschöne Leben und unsere einzigartig große Liebe."
Wellers sportliche Karriere war durchaus beachtlich. Er hatte sich 1983 durch einen K.-o.-Sieg in der ersten Runde gegen den Amerikaner James Ortega zunächst die Weltmeisterschaft im Superfedergewicht des wenig bedeutsamen Verbandes World Athletic Association erkämpft. Ein Jahr später wurde er auch Europameister. Den Gürtel verlor er erst bei seiner fünften Titelverteidigung gegen den späteren WBO-Champion Gert Bo Jacobsen. Das blieb die einzige Niederlage seiner Profi-Karriere. Bis zu seinem Wechsel ins Profilager hatte der Olympia-Teilnehmer von 1976 insgesamt 355 Amateurkämpfe bestritten und davon 338 gewonnen.
"Andere müssten drei Leben haben, um das zu erleben, was ich erlebt habe"
Berühmt wurde Weller aber auch wegen seiner extravaganten Auftritte und Outfits - in den 80ern war er eine Art Kultfigur und ein begnadeter Unterhaltungskünstler. Er trat auf wie ein Playboy, wurde in den Medien oft " der schöne René" genannt. Um den Hals trug der gelernte Goldschmied und Heizungsmonteur an einer Goldkette einen goldenen Boxhandschuh, er posierte im Königsmantel oder umgeben von drei Schönheiten in einem Swimmingpool. "Ich bin der einzige Deutsche, der nackt besser aussieht als angezogen", sagte er.
Ausgelassen hat Weller in seinem Leben so gut wie nichts. Frauen, Partys, Showbiz, Gefängnis. In den vergangenen 20 Jahren noch Auftritte als C-Promi im Big-Brother-Haus, beim "Perfekten Dinner" oder beim "Promi-Frauentausch". Dass der Pforzheimer einst der beste deutsche Leichtgewichtsboxer und Europameister war, dass er von seinen 55 Kämpfen als Profi nur einen verlor, das geriet zunehmend in Vergessenheit.
"Andere müssten drei Leben haben, um das zu erleben, was ich erlebt habe", sagte Weller einst dem Sport-Informations-Dienst. Immer wieder tat er Dinge, die andere für verrückt hielten. Vor seinem in Las Vegas ausgetragenen Kampf gegen Charles LaCour Ende Juni 1982 habe er vorher seine gesamte Gage in Höhe von 25 000 Dollar auf seinen Sieg gesetzt, erzählte er drei Jahre später dem Spiegel. Selbstverständlich gewann er den Kampf.
Zu Wellers bewegtem Leben gehörte auch, dass er während und nach seiner Karriere mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Wegen Kokainhandels, der Anstiftung zur Urkundenfälschung sowie unerlaubten Waffenbesitzes wurde er 1999 zu einer Haftstrafe verurteilt, viereinhalb Jahre lang saß er im Gefängnis. Weller behauptete stets, er sei reingelegt worden: Mit Drogen habe er nie etwas zu schaffen gehabt. Nach seiner Entlassung versuchte sich Weller als Schauspieler, Musiker, Box-Trainer und Initiator einer Unterhaltungsshow.
Für die Trauerfeier haben die Wellers bereits alles geplant. Laut Maria Weller sollen sechs ehemalige Boxer den Sarg in die Kapelle tragen, dazu soll das Lied "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli gespielt werden. Innen wird der Sarg mit Harley-Davidson-Bettwäsche ausgelegt, außen mit einer roten Rose, Wellers originalen Boxhandschuhen und einer Deutschland-Fahne geschmückt.