Boxen:Beißer Ekpo

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Tyron Zeuge bleibt mit Abbruch-Sieg Weltmeister. Der 24-Jährige aus Berlin war sichtlich gezeichnet von den teils unzulässigen Attacken seines WM-Gegners aus Nigeria. Manager Wilfried Sauerland lehnte daher auch sofort einen Rückkampf ab.

Eine tiefe Wunde über dem rechten Auge, Bissspuren auf dem Rücken und Frust über den Abbruch: Profiboxer Tyron Zeuge war trotz seines WM-Sieges gegen Isaac Ekpo nicht zum Feiern zumute. Der Berliner ätzte vielmehr gegen den unsauberen Stil des Nigerianers, der sich seinerseits verschaukelt fühlte und Promoter-Legende Don King im fernen Amerika einschaltete. "Wenn man sich zwölf Wochen so intensiv vorbereitet hat und am Ende so ein Scheiß dabei rauskommt, ist das ärgerlich. Das kotzt mich an", sagte Zeuge. Der Champion im Supermittelgewicht (bis 76,2 kg) hätte lieber nach einem klaren Ausgang gewonnen und war sauer auf Ekpo. "Er hält mich am Arm fest und versucht mir noch fünf-, sechsmal aufs Auge zu hauen." Zeuge, 24, hatte in Runde drei durch einen Kopfstoß des zehn Jahre älteren Ekpo einen Cut am rechten Auge erlitten. Die Wunde brach immer wieder auf. In der fünften Runde wurde der Kampf folgerichtig abgebrochen und nach den Regeln des Weltverbandes WBA ausgezählt. Zeuge siegte einstimmig (49:46, 48:47, 49:47), musste nach dem Kampf aber noch im Krankenhaus behandelt werden.

Manager Sauerland fühlt sich an den Biss von Tyson erinnert

Promoter Wilfried Sauerland konnte sich ebenfalls nicht richtig freuen, auch wenn ihm der letzte deutsche Weltmeister in den großen Verbänden (WBA, WBO, WBC, IBF) erhalten geblieben war. "Catchen, Ringen, Beißen. Ekpo hat tatsächlich gebissen", ärgerte sich der Manager und fühlte sich an die Ringschlacht von Evander Holyfield und Mike Tyson erinnert: "Damals wusste Tyson auch nicht mehr weiter und biss Holyfield ins Ohr." Für Zeuges Trainer Jürgen Brähmer war der Fall klar. "Wir wollten boxen, der Gegner nicht", meinte der Ex-Champion. Trainer Michael Timm, neuerdings Assistent in Zeuges Ecke, sah den Titelverteidiger als Sieger. "Tyron war in den ersten beiden Runden der bessere Boxer. Damit ist sein Gegner nicht klargekommen. Deshalb sind bei ihm alle Sicherungen durchgebrannt."

Das Ekpo-Lager ärgerte sich über das Ende. "Warum wurde der Kampf abgebrochen? Das Blut lief nicht in sein Auge", wetterte Trainer Stacey McKinley. Sein Schützling sei kein schöner Boxer, eher ein Joe-Frazier-Typ, aber er boxe regelkonform. "Ich sehe mich nicht als Verlierer. Für mich war es eine Aufgabe von Zeuge", meinte Ekpo nach der dritten Niederlage im 34. Profikampf. McKinley forderte auf der anschließenden Pressekonferenz lautstark einen Rückkampf. Noch im Ring hatte der Coach per Handy Kontakt mit Ekpos berühmten Promoter Don King, 85, um sich bei WBA-Chef Gilberto Mendoza zu beschweren. Der frühere Manager von Jahrhundert-Boxer Muhammad Ali konnte wegen einer Lungenerkrankung nicht nach Deutschland kommen. Sauerland lehnte indes einen Rückkampf ab. Der Brite Paul Smith, gegen Arthur Abraham schon zweimal nach Punkten unterlegen, sei nun ein Kandidat.

© SZ vom 27.03.2017 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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