Beach-Volleyball:Abwehr ist der beste Angriff

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Laura Ludwig (li.) und Margareta Kozuch freuen sich über ihren Sieg gegen die USA. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Laura Ludwig und Margareta Kozuch gelingt ein spielerisch überzeugender Weltmeisterschafts-Auftakt in Hamburg. Plötzlich wirkt der Olympia-Plan des deutschen Duos für 2020 gar nicht so unrealistisch.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Olympiasiegerin Kira Walkenhorst, einen der Drillinge ihrer Ehefrau Maria auf dem Arm, schaute ihrer ehemaligen Beachvolleyball-Partnerin Laura Ludwig zu und war beeindruckt. Nach dem 21:19, 21:15-Sieg des neuen Duos mit Ludwigs neuer Mitspielerin Margareta Kozuch gegen die in der Weltrangliste auf Rang elf stehenden US-Amerikanerinnen Kelly Larsen/Emily Stockman verwandelte sich das Rothenbaum-Tennisstadion in Hamburg am Freitagabend zu einer Art Ballermann: Immer wieder störten begeisterte Fans die Pressegespräche der beiden Frauen, indem sie lautstark die Namen ihrer Idole riefen und deftige Lobeshymnen intonierten.

Die wenigsten Experten hatten mit einem so starken Auftritt der Olympiasiegerin von 2016 und Weltmeisterin 2017 Ludwig und ihrer neuen Partnerin Kozuch gerechnet. Die beiden arbeiten ja erst seit sechs Monaten zusammen, nachdem Walkenhorst aus gesundheitlichen Gründen ihren Rücktritt erklärt hatte. Noch vor kurzem hatte das neue Duo bei einem Vorbereitungsturnier in Warschau gegen dieselben Gegnerinnen verloren und wie in den Monaten davor etliche Schwachpunkte offenbart. Nun sagte Kozuch, die ehemalige Kapitänin des Hallen-Volleyball-Nationalteams: "Es hat sich zum ersten Mal richtig angefühlt." Laura Ludwig, die morgens noch den ersten Geburtstag ihres Sohnes Teo gefeiert hatte, sagte: "Ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange zu heulen." Sie müsse erst mal die Gänsehaut abstreifen, so ein Glücksgefühl habe sie.

Die Skeptiker, die den beiden nicht zutrauten, dass sie das Niveau für die Olympiateilnahme 2020 in Tokio erreichen würden, sind nach diesem bislang stärksten Auftritt eines deutschen Duos stiller geworden. Raimund Wenning, Chefscout des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) sagte nach der Partie: "In dem Team steckt ein großes Potenzial, und sie rufen es immer ein bisschen mehr ab. Ihr Plan mit Olympia kann aufgehen." Dass das Duo schon 33 bzw. 32 Jahre alt ist, spiele da keine Rolle. Denn die Erfahrung, gemischt mit einem unbändigen Siegeswillen, spielt eine ebenso wesentliche Rolle wie der Trainer Jürgen Wagner, der an vielen kleinen Details arbeitet.

Kozuch demonstriert am Netz ihre Wucht

Erstmals hat Laura Ludwig in der neuen Konstellation wieder ihre große Stärke gezeigt: nämlich aus Abwehraktionen Punkte zu machen, indem sie blitzschnell erkannte, wo die Gegnerinnen die Lücke ließen zum Konter. Kozuch wiederum, die in manchen Stress-Situationen noch ein bisschen unsicher wirkte, überzeugte aber am Netz mit ihrer Wucht. Die Statistiken wiesen nach, dass sie mit 2,94 Meter im Block am höchsten sprang, wodurch sie manchen Punkt gewann. Auch ihre Abschlaghöhe von 2,99 Metern wurde von keiner anderen Spielerin erreicht.

Selbst schlechtere Phasen, als das Team zum Beispiel einmal fünf Punkte hintereinander verlor, meisterten die beiden. "Nicht denken, sondern machen", lautete das Motto der Abwehrspielerin Ludwig in solchen Lagen. Ansonsten genossen sie ihre Popularität und die enorme Fan-Begeisterung. Kozuch, die in aller Herren Länder unter Vertrag war, sagte, sie sei froh, wieder in ihre Heimatstadt Hamburg zu leben. Als Ausdruck ihrer Heimatverbundenheit trug sie eine HSV-Raute auf ihrer Schulter.

Ob das Duo den Aufwärtstrend bestätigen kann, wird sich am Sonntagabend im zweiten Gruppenspiel um 20.30 Uhr herausstellen. Dann trifft es auf die Brasilianerinnen Maria Antonelli und Carolina Solberg Salgado. Die sind derzeit immerhin auf Rang neun der Weltrangliste notiert. Im Moment ist das deutsche Team in diesem Verzeichnis noch die Nummer 68.

© SZ vom 30.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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