Bayernliga Nord:In Ruhe auf der Lauer

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Obwohl nicht gespielt wird, gibt es Gewinner und Verlierer. An der Spitze hoffen Vilzing und Seligenporten, dass die Saison fortgesetzt wird.

Von Christian Bernhard

Der 14. März hätte ein Festtag für die DJK Vilzing werden können. Der Tabellenführer der Bayernliga Nord hätte da gegen den SV Seligenporten gespielt, der mit drei Punkten Rückstand und einem Nachholspiel in der Hinterhand nach Cham gereist wäre. Mehr Spitzenspiel geht kaum. Das Coronavirus sorgte dafür, dass nicht nur diese Partie ausfiel - knapp zehn Wochen später ist die Tabelle immer noch unverändert. Statt des letzten Spieltages, der am anstehenden Wochenende auf dem Plan stünde, beschäftigen sich die Vereine mit vielem, aber nicht mit gespieltem Fußball. "Es ist alles in Ruhe- und Lauerstellung", sagt Michael Pfeifer, Seligenportens Sportlicher Leiter. "Wir harren der Dinge", sagt Vilzings Sportchef Roland Dachauer.

Beide hoffen und gehen davon aus, dass die Saison sportlich beendet wird. Das sei das "einzige sinnvolle und faire Szenario", findet Verfolger Pfeifer. Auch Dachauer will, dass die Entscheidung auf dem Platz fällt; deshalb habe sich sein Klub trotz der Tabellenführung dafür ausgesprochen, dass die Spielzeit nach dem 31. August fortgesetzt wird. Der Vilzinger weißt aber vorsorglich darauf hin, dass die DJK "faktisch" Tabellenführer sei, da sie das Hinrundenspiel gegen Seligenporten gewonnen hat und dadurch auch im Falle einer Quotienten-Regelung nicht von Rang eins zu verdrängen sei.

Sollte die Saison also doch noch abgebrochen werden müssen, wünscht sich Dachauer, dass "das bisher Geleistete sportlich in irgendeiner Form honoriert wird - was auch immer das bedeutet". Der Verein würde im Fall der Fälle den direkten Aufstieg annehmen, Dachauer könnte sich aber auch andere, kreativere Lösungen vorstellen. Etwa jene, dass man eine neue Saison mit einem Punktepolster beginnt. Ihm ist aber bewusst, dass im Falle eines Abbruchs die Auf- und Abstiegsregelung "ganz, ganz schwierig" werde.

Erst einmal haben Vilzing und Seligenporten die Lizenzierungsunterlagen für die Bayern- und Regionalliga beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) eingereicht, wie auch der Zweite SC Eltersdorf. Da bei der DJK im Falle des Aufstieges noch einiges beim Stadion zu machen wäre - kleinere infrastrukturelle Dinge werden im Vorgriff eines möglichen Aufstieges bereits umgesetzt -, haben sie durch Corona Zeit gewonnen. "Man muss ganz offen sagen, dass uns das jetzt sogar ein bisschen in die Karten spielt", sagt Dachauer. In Seligenporten ist in Sachen Sponsoren-Akquise derzeit "alles, wie anderswo wahrscheinlich auch, problematisch", sagt Pfeifer, "aber nicht so, dass befürchtet werden muss, dass die Lichter ausgehen".

Er suche "nach einem Weg und Konzept, wie wir das möglichst unfallfrei managen", es herrsche "keine Weltuntergangsstimmung". Und auch der vor wenigen Tagen vom BFV erlassene Beschluss, den Vereinswechsel von Spielern "zunächst außer Kraft" zu setzen, beunruhigt Dachauer nicht. Er wartet ab, was die vom Verband eingesetzte Arbeitsgruppe bis Mitte Juni erarbeitet. Unsicherheit spüre er jedenfalls nicht. Er findet, dass ein "ganz normales Transferfenster im Juli" aufgrund der Pandemie "eine naive Erwartungshaltung gewesen wäre". Die DJK wünscht sich, dass auch in diesem Sommer Wechsel "grundsätzlich" möglich sind. "Auch eingeschränkt oder modifiziert", sagt Dachauer. Grundlage dafür sollte sein, dass die "aktuelle sportliche Situation nicht zu sehr verwässert wird", betont er. Sprich: Dass eine Mannschaft bei Wiederaufnahme im September nicht plötzlich mit elf neuen Spielern antritt.

Dachauer ist sich aber bewusst, dass die Transfer-Thematik "großes Konfliktpotenzial" birgt. Die verschiedenen Interessenlagen zusammenzubringen, werde "ganz, ganz schwer". Die Situation etwa, dass Spieler in den Profibereich drängen und dort womöglich bereits eine neue Saison startet, während im Amateurbereich noch die aktuelle Spielzeit laufen würde, ist auch bei Topvereinen der Bayernliga Nord gegeben. Dachauer glaubt, man müsse sich von der Vorstellung verabschieden, dass man eine Lösung finde, die allen Beteiligten gefalle: "Es wird auch da Gewinner und Verlierer geben."

Bevor diese Fragen geklärt werden, wünschen sich Pfeifer und Dachauer einfach nur, dass es bald wieder weiter geht. Der Regelbetrieb, "den das Virus uns genommen hat", wie Pfeifer es ausdrückt, fehlt. Der Seligenportener ist optimistisch. Die Entwicklung in Deutschland sei ja nicht so schlecht, "womöglich gibt es ja doch die Chance, dass man vielleicht früher einsteigen kann".

© SZ vom 20.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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