Basketball:Zum Favoriten gezittert

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Ja ist es denn die Möglichkeit? Bayern-Trainer Aleksandar Djordjevic musste bangen, dass sein Team das Spiel nach langer Dominanz noch aus den Händen gibt. Es reichte dennoch zum hochverdienten Sieg. (Foto: imago/DeFodi)

Die Basketballer des FC Bayern dominieren in Jerusalem - und geben das Spiel trotzdem fast noch aus der Hand.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern München haben auch ihren dritten Eurocup-Auftritt gewonnen. Allerdings geriet der 91:83-Sieg beim israelischen Meister Hapoel Jerusalem im letzten Viertel noch in Gefahr, dank der 19-Punkte-Führung im überragenden ersten Viertel reichte es aber zum zweiten Auswärtssieg.

Es dauerte ein bisschen in der mit 7513 Zuschauern gefüllten Pais-Arena, denn es ist Tradition in der Heimstatt der Israelis, die Partien mit einem Meer an Papierschnipseln zu begrüßen. Also mussten die Akteure warten, bis der Schneesturm vorüber war und Maik Zirbes zum Sprungball schreiten konnte. Bayern-Trainer Aleksandar Djordjevic, der die serbische Auswahl kürzlich zum zweiten Patz bei der EM gecoacht hatte, brachte seine drei Silbermedaillengewinner in der Starformation. Keine schlechte Idee, denn Vladimir Lucic, Stefan Jovic und Milan Macvan waren für die ersten acht Punkte zuständig, Jerusalem gelangen in den ersten Minuten nur zwei.

Denn es war erneut die giftige Münchner Abwehr, die das Spiel im ersten Viertel prägte. Garniert wurde diese von einer nicht minder gelungenen Angriffsleistung, die Bayern spielten Hapoel in den ersten zehn Minuten an die Wand. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Team einen Gegner zu Beginn regelrecht erschreckt, der israelische Meister wirkte fast eingeschüchtert. Zudem darf sich Djordjevic einer Bank erfreuen, auf der ausschließlich gleichstarke Spieler sitzen. Beispiel Braydon Hobbs: Als der für den mit großer Übersicht Bälle verteilenden Jovic kam, führte er sich sogleich mit acht seiner 15 Punkte ein. 32:12 führte der FCB nach dem ersten Viertel, man konnte kaum glauben, dass ein Titelfavorit auf der gegnerischen Seite stand.

Wenigstens wollte Hapoel den Gegenbeweis erbringen, allen voran Austin Daye, ein Spieler mit knapp 300 NBA-Partien auf dem Buckel, der mit San Antonio sogar Meister wurde. Er sammelte zehn seiner 26 Punkte in der ersten Halbzeit, half Jerusalem maßgeblich, zur Pause auf 39:51 zu verkürzen. In der zweiten Hälfte wusste sich diese Ansammlung an Topspielern dann besser zu präsentieren: Neben dem halben Nationalteam sind Akteure wie der dreifache Euroleague-Champion Stratos Perperoglou im Kader. Die höhere Intensität übertrug sich aufs Publikum, fortan wurde die Pais-Arena zum gefürchteten Hexenkessel. Vorerst wussten die Münchner das Geschehen problemlos zu beruhigen, profitierten von der großen Rotation und lagen vor dem letzten Spielabschnitt wieder weit mit 78:55 vorne.

Doch dann wurde die Partie hektischer, die Intensität immer höher, Hapoel kämpfte um seine letzte Chance, die Bayern agierten zu sorglos, ruhten sich auf ihren Vorsprung aus. Jerusalem witterte seine Chance, verteidigte aggressiv, kratzte, biss und brachte den Gegner in immer ärgere Nöte. Die Münchner wussten sich oft nur mit Fouls zu behelfen, Jared Cunningham, Maik Zirbes und Devin Booker mussten mit deren fünf vorzeitig vom Feld. Und plötzlich geschah das lange Unvorstellbare: Beim 85:79 aus FCB-Sicht schien das Spiel zu kippen. Doch die Münchner retteten sich dank einiger Geistesblitze von Topscorer Lucic (16) und Reggie Redding (13) ins Ziel. Der Sieg war angesichts der Dominanz im ersten und dritten Spielabschnitt für die Gäste, bei denen Macvan (15) und Jared Cunningham (10) noch zweistellig punkteten, hoch verdient. Die Bayern sind nun endgültig im Favoritenkreis angekommen. Jerusalem muss zusehen, die nächste Runde zu erreichen.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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