Basketball:Wende im heißen Dampf

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Szene eines intensiven vierten Spiels (von links): Danilo Barthel (FC Bayern), Dorell Wright, Augustine Rubit (beide Bamberg) und Nihad Dedovic (FC Bayern) kämpfen um den Ball. (Foto: imago/Eibner)

Im vierten Spiel der Halbfinalserie gegen den FC Bayern setzt Bamberg auf eine kleine Formation, die wirbeln soll. Doch nach der Pause fehlt den Franken die Kraft, und die Münchner ziehen ins Endspiel ein.

Von Joachim Mölter

In Bamberg gibt es viele schöne Orte, an denen man einen warmen Sommerabend verbringen kann, den Spezial-Keller, die Wilde Rose, den Greifenklau, die schönsten Biergärten der Stadt; oder die Kneipen entlang der Sandstraße, angefangen mit dem Schlenkerla. Erstaunlicherweise hat es am Dienstagabend trotzdem 6150 Menschen in die Sportarena am Rand der Stadt gezogen, wo es noch heißer, dampfiger und schwüler war als sowieso schon. Dieser Zustrom war vor allem deshalb so erstaunlich, weil Bambergs Basketballer ihren Anhängern ja nicht viel Hoffnung gemacht hatten auf einen Erfolg oder wenigstens ein spannendes Spiel gegen den FC Bayern München, den Gegner in der Halbfinal-Serie um die deutsche Meisterschaft.

"Wir haben nur ein paar Tage zur Vorbereitung, das wird eine Herausforderung", sagt Radonjic

Angesichts dieser Umstände war es bemerkenswert, was für einen Kampf die Bamberger ihren Gästen dann doch lieferten, angefeuert bis zur letzten Minute von ihren Fans: Die Brose-Profis verloren das Spiel zwar 79:83 (52:38) und damit die Best-of-five-Serie 1:3, aber sie taten das immerhin erst nach massiver Gegenwehr. Während für den Titelverteidiger und siebenmaligen Meister der vergangenen acht Jahre die Saison nun beendet ist und vermutlich ein größerer Neuaufbau beginnt, geht der Spielbetrieb für die Münchner gleich mit dem Finale weiter. Zum Auftakt erwarten sie am kommenden Sonntag (15 Uhr) in eigener Halle Alba Berlin. "Wir haben nur ein paar Tage Zeit zur Vorbereitung, das wird eine große Herausforderung", sagte Münchens Chefcoach Dejan Radonjic.

Er habe ein schweres Spiel erwartet gegen Bamberg, resümierte der Montenegriner, ungeachtet aller Voraussetzungen. Am vorigen Samstag hatten die Bamberger in München demoralisierend 67:99 verloren und dabei teilweise mit mehr als 40 Punkten zurückgelegen (45:87). Es war die höchste Playoff-Niederlage der Bamberger Basketball-Geschichte überhaupt, selbst auf der Klub-Homepage wurde das als "desolate Vorstellung" beschrieben. "Egal, wie viele Punkte du bekommst - es ist nur ein Spiel", hatte Brose-Spielmacher Nikos Zisis seine Kollegen erinnert: "Es steht erst 1:2."

Bambergs Trainer Luca Banchi hatte im Verlauf der Serie personell alles probiert, was sein Kader hergab. Er hat die groß gewachsenen Serben Luka Mitrovic (2,05 Meter) und Dejan Musli (2,13) aufs Feld geschickt, um der Münchner Garde Devin Booker, Danilo Barthel und Maik Zirbes in Korbnähe mehr Masse entgegenzusetzen; er hat den slowenischen Defensivexperten Aleksej Nikolic aufgeboten, um den besten Bayern-Korbjäger Jared Cunningham in Zaum zu halten. Der Amerikaner erzielte in den ersten drei Duellen trotzdem durchschnittlich 19,0 Punkte pro Partie (er blieb im vierten Spiel allerdings bei acht Zählern hängen).

Mit einem 17:0-Lauf zu Beginn des Schlussabschnitts bringt der FCB die Partie zum Kippen

Am Dienstag hatte Banchi seine Formation ganz klein gemacht, den zuletzt wegen Formschwäche pausierenden Ricky Hickman aktiviert und dafür auf einen weiteren großen Mann verzichtet. Die Devise war klar: Mit ihren vielen kleinen, flinken Guards wollten die Bamberger die Münchner ins Laufen bringen und sich so Freiräume für Distanzwürfe schaffen. Und diese Idee funktionierte zunächst auch ganz prima. Angetrieben vom Topscorer Dorell Wright, der 14 seiner letztlich 26 Punkte in den ersten zehn Minuten erzielte, und maßgeblich unterstützt von Maodo Lo (14) zogen die Bamberger auf 33:13 (9.) davon. "Bamberg hat im ersten Viertel alles kontrolliert", resümierte Radonjic, "in der zweiten Halbzeit war es dann ein ganz anderes Spiel."

Punkt für Punkt ackerten sich die Münchner nach dem Wechsel heran, mit einer verstärkten Defensive und einem daraus resultierenden 17:0-Lauf zu Beginn des Schlussabschnitts brachten sie die Partie zum Kippen - 69:77 (34.). Während Danilo Barthel (19 Punkte) und Devin Booker (15) in Korbnähe ihre Größenvorteile ausspielten, fielen zunehmend auch die Distanzwürfe von Braydon Hobbs (12) und auch Alex King (9). Bei den Bambergern hingegen ließ die Kraft nach, ihre Dreier fielen nicht mehr so wie in der ersten Halbzeit. "Wir haben die Münchner am Anfang überrannt", bilanzierte Brose-Manager Rolf Beyer, "aber das hat uns viel Energie gekostet, die am Ende gefehlt hat." Trotzdem hatte Bamberg in der letzten Minute noch die Chance auf den Sieg und damit ein fünftes Spiel - doch ausgerechnet Daniel Hackett, einer der Verlässlichsten in einem unkonstanten Team, spielte einen Fehlpass, Cunningham nutzte das und setzte die beiden Schlusspunkte zum 83:79-Erfolg der Münchner.

© SZ vom 30.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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