Basketball:Vorerst Pause

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Am Mittwoch noch das Geisterspiel gegen Cluj gewonnen – und jetzt? Wann das Halbfinale des Europe Cup für den Basketball-Bundesligisten Medi Bayreuth und wann überhaupt wieder Spiele stattfinden, steht derzeit nicht fest. (Foto: Eibner/imago)

Im Basketball stellen die internationalen Wettbewerbe und die Bundesliga ihren Spielbetrieb bis auf Weiteres ein. Der vorzeitige Abbruch der deutschen Meisterschaft wird jedoch in großem Konsens abgelehnt.

Von Ralf Tögel

Nach dem Abbruch der Eishockeysaison hat nun auch die Basketball-Bundesliga (BBL) entschieden, den Spielbetrieb angesichts des sich rasant ausbreitenden Coronavirus auszusetzen. Auf einer außerordentlichen Tagung in Stuttgart einigten sich am Donnerstagnachmittag die Vertreter sämtlicher 17 Basketball-Erstligisten einstimmig darauf, den Ligabetrieb bis auf Weiteres zu pausieren. Das betrifft bereits den am kommenden Wochenende geplanten 23. Spieltag. Ein vorzeitiger Abbruch der Meisterschaft wurde im Gegensatz zum Eishockey abgelehnt. Angesichts der sich stündlich ändernden Situation werden sich die Vertreter der Vereine und der Liga innerhalb der kommenden 14 Tage erneut treffen, um die Lage zu erörtern und die Maßnahmen gegebenenfalls anzupassen. Ziel bliebe, so teilte die BBL weiter mit, "die Saison 2019/20 zu einem späteren Zeitpunkt geordnet zu Ende zu spielen". So hält sich die BBL sportlich wie wirtschaftlich alle Optionen offen.

Als erstes sagte die NBA Spiele ab, es folgten Euroleague, Eurocup, Championsleague und Europe Cup

Bereits am Vormittag hatte die Euroleague den Spielbetrieb ausgesetzt, der untergeordnete Eurocup wird ebenfalls ab sofort pausieren. Die nordamerikanische Profiliga NBA hatte den Stein ins Rollen gebracht und, nachdem ein Profi der Utah Jazz positiv auf das Virus getestet worden war, den Betrieb umgehend lahmgelegt. Auch der Basketball-Weltverband Fiba hat die von ihm organisierten Wettbewerbe Champions League und Europe Cup bereits storniert, in Letzterem hatte sich der Bundesligist Medi Bayreuth am Mittwochabend noch für das Halbfinale qualifiziert. Das Spiel gegen den rumänischen Vertreter Cluj Napoca war bereits ohne Zuschauer über die Bühne gegangen.

Auch der Deutsche Basketballbund (DBB) hat alle Maßnahmen bis auf Weiteres abgesagt: "Im Vordergrund steht für uns die Gesundheit und das Wohlergehen der Athleten, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter, Funktionäre und aller weiterer Beteiligten", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Somit ruht auch der Spielbetrieb der beiden Bundesliga-Nachwuchsligen NBBL und JBBL, was auch für die beiden zweiten Bundesligen ProA und ProB gilt.

In der Euroleague hätten der deutsche Meister FC Bayern München sowie Pokalsieger Alba Berlin gegen russische Teams antreten müssen, doch sowohl die Partie der Berliner bei ZSKA Moskau wie auch das Gastspiel der Bayern bei Khimki Moskau wurden abgesagt - und bis auf Weiteres verschoben. Während die Münchner ihren Flug erst gar nicht antraten, waren die Berliner bereits am Tag zuvor nach Moskau geflogen, mussten nun aber unverrichteter Dinge die Heimreise antreten. Andere Konkurrenten hat es schlimmer getroffen. Die Mannschaft von Real Madrid etwa befindet sich in Quarantäne, nachdem ein Spieler positiv getestet worden war. Am Mittwochabend noch hatte die Pressesprecherin von Khimki Moskau erklärt, dass sie keine Einschränkungen für die Partie gegen die Bayern sehe, nur einen Tag später liegt der gesamte europäische Spielbetrieb am Boden. Die Spielergewerkschaft der an der Euroleague teilnehmenden Klubs, der auch der Münchner Profi Nihad Djedovic angehört, hatte die Liga-Verantwortlichen vorher schon in einem offenen Brief aufgefordert, den Spielbetrieb bis auf weiteres zu unterbrechen.

Die richtige Reaktion, wie Andreas Burkert, Medienchef des FC Bayern München, erklärt: "Es ist die einzig logische Entscheidung, die nicht zuletzt im Sinne der Spieler ist." Die Profis des FCB hätten jedenfalls den Entschluss "sehr begrüßt". Ähnliches ist aus dem Berliner Team zu hören: "Es ist natürlich ein bisschen ärgerlich, dass wir den Trip nach Moskau umsonst gemacht haben", erklärte Alba-Kapitän Niels Giffey der Berliner Morgenpost, "aber die Entscheidung finde ich so weit erst mal vernünftig." Die Gesundheit der Beteiligten stehe über allem, darin sind sich die Kontrahenten ohnehin einig.

In Euroleague wie BBL hoffen die Vereinsvertreter nun, dass der Spielbetrieb in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden kann. Gerade die kleineren Vereine in der BBL würden angesichts ausbleibender Einnahmen stark belastet. Ticketverkäufe sind für die Klubs ein existenzieller Faktor, bei manchen brächen bis zu 30 Prozent des Budgets weg. Weshalb auch die Option von Geisterspielen schwer darstellbar erscheint, denn bei ausbleibenden Einnahmen bleiben in diesem Fall die Kosten für Auswärtsspiele bestehen und würden die Etats somit schwer belasten.

Wie in vielen anderen Sportarten ruht nun also auch der Basketballsport in allen relevanten Ligen des Kontinents. Die Verantwortlichen behalten die Lage jedoch im Blick, um im Bedarfsfall aktuell reagieren zu können.

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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