Basketball:Und dann sprach Lucic

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Der FC Bayern besiegt Podgorica, obwohl das Team zwischenzeitlich mit 17 Punkten in Rückstand liegt.

Von Matthias Schmid

Vladimir Lucic war es irgendwann zu leise, er ergriff kurz vor der Pause selbst das Wort in einer Auszeit. Der serbische Nationalspieler des FC Bayern ist der emotionale Anführer des deutschen Basketball-Meisters, er wollte mit deftigen Worten seine Mitspieler aufwecken, seltsam ermattet wirkten sie am Freitagabend gegen Buducnost Podgorica in der Euroleague und lagen mit 17 Punkten zurück, als Lucic mit seiner kurzen, aber lohnenswerten Ansprache begann. Am Ende hatte er die richtigen Worte gefunden, München gewann die Partie gegen den Tabellenvorletzten 93:88 (38:49) und schließt die Hinrunde in der höchsten europäischen Spielklasse mit 8:7 Siegen ab. Als bester Werfer kam Derrick Williams auf 21 Punkte.

Für Bayern-Trainer Dejan Radonjic war es ein Duell gegen seine Vergangenheit: Der 48-jährige ist in Montenegros Hauptstadt geboren und aufgewachsen, für Podgorica hat er als Spieler und Trainer zahlreiche Titel gewonnen, bevor er sich aufmachte bei Roter Stern Belgrad den internationalen Basketball kennen zu lernen. Er hatte auch vor dem Spiel vor den drei Zugängen der Gäste gewarnt, aber er schien damit nicht bei seinen Spielern angekommen zu sein. Sie traten ziemlich zahm auf, ohne Körperspannung und Energie. Es wirkte fast so, als würden sie Podgorica unterschätzen, das bisher kein Auswärtsspiel gewinnen konnte. Dass die neuen Spieler wie Norris Cole und der hochbegabte 19 Jahre alte georgische Center Goga Bitadze das Niveau enorm anzuheben vermögen, zeigte sich schon in den ersten Minuten nach deren Einwechslung - Cole, 30, sammelte die ersten seiner 27 Punkte vor dem Ende des ersten Viertels zur 21:14-Führung. Der US-Amerikaner ist hochdekoriert, er gewann unter anderem mit den Miami Heat zweimal die NBA-Meisterschaft. Der Spielmacher ist aber kein Egozocker, sondern kann sich auch rechtzeitig vom Ball trennen und seine Mitspieler einsetzen. Mit seinen Punkten sieben und acht vergrößerte er den Vorsprung der Gäste auf 35:20 (15.).

Und die Bayern? Hatten bis zur achten Minuten überhaupt nicht gefoult und erst kurz vor der Pause ihren ersten Dreier durch Derrick Williams verwandelt. Der frühere NBA-Profi monierte in der Halbzeit vor allem den fehlenden Arbeitsethos in der Verteidigung: "Wir haben in der ersten Hälfte überhaupt keine Defensive gespielt."

Im dritten Viertel steigerten sich die Münchner. Ob es an Sido lag? Der deutsche Rapper performte in der Pause und musste vor allem Spielmacher Braydon Hobbs inspiriert haben. Der Amerikaner verwandelte allein vier Distanzwürfe und sorgte dafür, dass die Bayern den Abstand vor dem Schlussviertel auf fünf Punkte verringern konnten (65:70). In den letzten zehn Minuten spielte sich dann Williams in den Vordergrund, mit Dreiern, Drehungen und harter Defensive brachte er seine Mannschaft wieder in Führung, die sie nicht mehr abgeben sollten.

Zeit, den Sieg genießen zu können vor dem Jahreswechsel bleibt nicht, am Sonntag (20.30 Uhr) steht bereits das Auswärtsspiel beim bayerischen Rivalen Brose Bamberg an.

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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