Basketball:Über die höchste Hürde

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Eine neue Variante von "In Your Face" versucht Bambergs Cliff Alexander (rechts), doch Danilo Barthel trifft dennoch. (Foto: Stickel/ Kolbert/ imago)

Die Bayern-Basketballer beenden das Jahr mit einem emotionalen 80:75-Erfolg in Bamberg - der deutsche Meister bleibt damit in der Bundesliga auch im dreizehnten Spiel in Serie unbesiegt.

Von Matthias Schmid

Dejan Radonjic rieb sich 40 Minuten lang auf. Der Cheftrainer des FC Bayern spielte die letzte Partie des ereignisreiches Jahres 2018 am Sonntagabend so intensiv mit wie lange nicht mehr, er tobte, er verteidigte, er litt, er verrenkte sich, und er jubelte beim Auswärtsspiel in Bamberg so intensiv, als müsste er noch mal alle Gefühlsregungen des Jahres nachstellen. Nach der Schlusssirene stand er still da und genoss den 80:75-Sieg beim Tabellenvierten, mit dem seine Spieler in der Basketball-Bundesliga weiter unbesiegt bleiben (26:0 Punkte), als einzige Mannschaft.

Es war das Duell zweier Mannschaften, die sich in den vergangenen neun Jahren die Meisterschaften untereinander aufteilten, siebenmal holten sich dabei die Bamberger den Titel. Deutscher Meister ist allerdings München - und so traten die Gäste in den ersten Minuten auch auf: selbstsicher, dominant und äußerst treffsicher. Während die Bamberger mit ihren Würfen haderten und die ersten sieben alle verwarfen, als wäre der Korb zubetoniert, trafen die Münchner, wie sie wollten.

Nach fünf Minuten führen die Gäste mit 18:2 - erst danach findet Bamberg ins Spiel

Es war ein ziemlich einseitiges Spiel, nach fünf Minuten führten sie bereits 18:2 - und mussten sich dafür nicht einmal richtig anstrengen. Erst als Bryce Taylor und Tyrese Rice jeweils zwei Distanzwürfe verwandelten, wurde es in der Halle ein bisschen lauter. Aber die Münchner ließen sich nicht davon beeindrucken, sie bewegten weiter rasch und raffiniert den Ball und gingen nach einem Dreier von Petteri Koponen mit einem 15-Punkte Vorsprung in die erste Viertelpause (26:11).

Bambergs Trainer Ainars Bagatskis mochte da schon nicht mehr hinsehen, er wandte sich vom Geschehen ab und schickte eine abweisende Handbewegung hinterher. Der Lette verstand die Basketball-Welt nicht, mit einfachen Körpertäuschungen ließen sich seine Spieler ausspielen. Aber im zweiten Viertel fand er langsam Gefallen an seinen Profis, vor allem Elias Harris und Rice taten sich hervor und trafen mehrfach, obwohl sie gefoult worden waren. Harris einmal sogar bei einem Dunk, was ihm ein anerkennendes Klatschen seines Trainers einbrachte. Und die Bayern? Trafen nicht mehr mit dieser Selbstverständlichkeit der ersten Minuten, einzig Leon Radosevic unterm Korb machte auf sich aufmerksam und leistete sich kaum einen Fehlwurf, was die einheimischen Fans verärgerte, die die Aktionen des früheren Bambergers mit schrillen Pfiffen und unflätigen Schimpfworten begleiteten. Zur Pause war der Vorsprung der Bayern auf zwei Punkte zusammengeschmolzen (39:37). Aus einer einseitigen Partie war wieder eine offene geworden, Das Spiel hatte ja den Charakter eines Klassentreffens, vor der Begegnung hatte es ein großes Hallo mit vielen herzlichen Umarmungen und strahlenden Gesichtern gegeben. Radosevic und Maodo Lo trugen noch in der vergangenen Saison das Bamberger Trikot.

Augustine Rubit begehrt spektakulär wie kein anderer Bamberger gegen die Bayern auf

Etwas länger liegt das Wiedersehen der früheren Bayern-Profis Taylor - er war sogar Kapitän in München - und Rice mit ihrem alten Klub zurück. Aber auch der Amerikaner frotzelte mit Assistenztrainer Emir Mutapcic und Geschäftsführer Marko Pesic.

Das dritte Viertel begann mit einem Korb für Genießer, Derrick Williams verwandelte einen Alley-oop mit dem Rücken zum Brett, er fing also den Ball aus der Luft und stopfte ihm direkt in den Korb - ein Kunstwerk, das den Weg zeigen sollte. München verteidigte nun unangenehmer, härter und führte schnell mit 47:36. Einzig Augustine Rubit (am Ende 24 Punkte) begehrte auf und bewahrte Bamberg mit zwölf Punkten in Serie vor einem höheren Rückstand. Vor dem Schlussviertel führte der FC Bayern mit 60:54 und ließ sich diesen Vorsprung mit viel Geschick nicht mehr nehmen, auch weil die Bamberger mit Fehlern nachhalfen.

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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