Basketball:Trend gestoppt, Momentum gedreht

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Bitte nach ihnen: Immer wieder ließen Paul Zipser (links) und Co. ihren Gästen den Vortritt beim Rebound, in dieser Szene packt Will Thomas zu. (Foto: Markus Fischer/imago)

Der FC Bayern holt sich mit einem Sieg über Sankt Petersburg Selbstbewusstsein für die nächsten Aufgaben: In der Euroleague kommt es zu prestigeträchtigen Begegnungen.

Von Joachim Mölter

Wenn man Dejan Radonjic am Freitagabend so zuhörte, wie er die von ihm trainierten Basketballer des FC Bayern München lobte nach deren Euroleague-Auftritt gegen Zenit Sankt Petersburg, hätte man glauben können, alles sei gut beim deutschen Meister. Eine "gute Reaktion" hatte Radonjic gesehen, "gute Energie, guten Fokus, gute Abwehr". Dabei war im Grunde nur das Ergebnis gut gewesen an diesem 13. Spieltag. Mit dem 77:69 (37:35) stoppten die Münchner nach drei Niederlagen ihren Abwärtstrend im europäischen Wettbewerb - gerade rechtzeitig vor zwei prestigeträchtigen Begegnungen in dieser Woche.

Am kommenden Mittwoch (20 Uhr) müssen die Münchner zum ersten deutsch-deutschen Euroleague-Duell bei Alba Berlin antreten. Und am Freitag (20.30 Uhr) kommt es zum Wiedersehen mit zwei maßgeblichen Männern der Münchner Meistermannschaft von 2014: Der damalige Coach Svetislav Pesic und der damalige Spielmacher Malcolm Delaney schauen mit dem Titelfavoriten FC Barcelona an ihrer einstigen Wirkungsstätte vorbei.

Kein Wunder, dass die Münchner am Freitagabend die Gelegenheit nutzten, um ihr angeknackstes Selbstbewusstsein zu reparieren - auch wenn das Erfolgserlebnis vor 5197 Zuschauern bloß gegen den Tabellenletzten zustande kam. "Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns", sagte Vladimir Lucic, der mit 17 Punkten erfolgreichste FC-Bayern-Basketballer des Abends: "Jetzt müssen wir das Momentum für die anderen Spiele nutzen. In Berlin müssen wir endlich einen Auswärtssieg in der Euroleague landen." Fast wortgleich äußerte sich Antreiber Maodo Lo, der sein Team im ersten Viertel mit sieben seiner insgesamt elf Punkte auf Kurs gebracht hatte: "Für uns zählt nur ein Auswärtssieg."

Bei ihren bisher sechs Auftritten in der Fremde haben die Münchner ja sechs zum Teil sehr deutliche Niederlagen erlitten. Eine bessere Chance, diese Serie zu beenden, bekommt der mit 5:8 Siegen auf Platz 15 rangierende FC Bayern in der Hinrunde nicht mehr als gegen die einen Platz dahinter platzierten Berliner (4:9).

Wenn das Team freilich wieder so spielt wie gegen Zenit, wird es aber vermutlich wieder nichts mit dem ersten Auswärtssieg. Die Münchner leisteten sich am Freitag insgesamt 16 Ballverluste und ließen 18 Offensiv-Rebounds zu, hatten aber das Glück, dass ihre Gäste wenig anfingen mit den milden Gaben. Aus den 18 Offensiv-Rebounds resultierten bloß acht Punkte. Symptomatisch für Sankt Petersburgs Chancenverschwendung waren zwei Sequenzen nach der Pause. Im dritten Viertel, beim Stand von 59:47 (27.), erarbeitete sich Zenit gleich drei weitere Wurfchancen unter dem Münchner Korb - bevor Petteri Koponen schließlich den Ball für den FC Bayern sichern konnte. Und im letzten Spielabschnitt, beim 75:63 (37.), schnappten sich die Sankt Petersburger sogar viermal nacheinander den abprallenden Ball, ehe Wladislaw Trutschkin ausnahmsweise mal einen Dreier verwandelte.

Der erste Auftritt von Josh Huestis dauert nur siebeneinhalb Minuten

Zenits Trainer Joan Plaza erklärte die Niederlage jedenfalls nachvollziehbar mit einem "Horrorabend, vor allem bei den Dreipunktewürfen". Fünf seiner Profis versuchten es insgesamt 24 Mal aus der Distanz - trafen dabei jedoch insgesamt nur dreimal. Wäre nicht wenigstens der ehemalige Münchner Alex Renfroe erfolgreich gewesen (18 Punkte), hätte es übel enden können für Zenit. Allerdings fiel auch die Bilanz von Bayern-Coach Radonjic beschönigend aus. "Zu Beginn hatten wir ein paar Schwierigkeiten in der Offensive mit Ballverlusten und mit den Rebounds", fand der Montenegriner: "Das lief in der zweiten Hälfte deutlich besser."

Am besten aus Münchner Sicht waren zwei Personalien. Zum einen, dass der Italiener Diego Flaccadori immer besser ins Spiel kommt. Mit einer hundertprozentigen Trefferquote und elf Punkten lieferte der 23 Jahre alte Guard seine bislang beste Partie im Münchner Trikot ab. Zum anderen, dass Josh Huestis überhaupt mal ins Spiel gekommen ist. Der 27 Jahre alte Amerikaner bestritt nach überstandenen Knieproblemen sein erstes Pflichtspiel für den FC Bayern. Sein Auftritt gegen Zenit dauerte zwar nur siebeneinhalb Minuten, beinhaltete aber zumindest einen spektakulären Block. "Einige Verletzte kommen zurück, das hilft uns", frohlockte Lucic bereits. Ob der schmerzlich vermisste Nihad Djedovic bereits in Berlin wieder mitwirken kann, ließ Coach Radonjic noch offen: "Da müssen wir Schritt für Schritt schauen." Es scheint halt doch noch nicht alles gut zu sein bei den FC-Bayern-Basketballern.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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