Basketball:Schaffe, schaffe, Kader baue

Lesezeit: 3 min

Der FC Bayern präsentiert in Josh Huestis den ersten Zugang aus der NBA. Geschäftsführer Marko Pesic sieht in dem Texaner eine deutliche Verstärkung und kündigt weitere Bausteine an.

Von Ralf Tögel

Eine Basketball-Mannschaft lässt sich mit einem Gebäude vergleichen: Das Wichtigste ist ein stabiles Fundament, um darauf eine schicke Wohnung zu bauen. Dem FC Bayern München, deutscher Meister und in der vergangenen Saison international so gut unterwegs wie kein deutsches Team zuvor, sind kürzlich drei Stützen weggebrochen: Derrick Williams, Stefan Jovic und Devin Booker. Wobei zwei Säulen, um im Bild zu bleiben, schon etwas brüchig waren, lediglich der Wegfall von Center Booker kam für die Münchner Team-Architekten unerwartet. Vorarbeiter Marko Pesic hatte kürzlich im Gespräch mit der SZ angedeutet, dass man die Renovierung des Kaders durchaus als Chance verstehe, das ganze Gebäude auf einen noch stabileren Sockel zu stellen, schließlich gedenke man durchaus, sich zu verbessern.

Josh Huestis bringt Erfahrung aus 76 NBA-Spielen für Oklahoma City Thunder mit nach München

Nun ist der erste Baustein erworben, Forward Josh Huestis wird kommende Saison den Kader verstärken. Wobei man das durchaus wörtlich verstehen kann, denn der 27-jährige US-Amerikaner wird den Serben Nemanja Dangubic ersetzen, der bekanntlich zum spanischen Erstligisten Estudiantes Madrid wechselt. Allein Huestis' Erfahrung aus 76 NBA-Spielen für Oklahoma City Thunder lässt den Schluss zu, dass die Qualität im Münchner Kader nicht leiden wird. Huestis war im Draft 2014 in der ersten Runde an Nummer 29 von Oklahoma gezogen worden und zählte vor einem Jahr zur festen Rotation jener Mannschaft, der ja auch der deutsche Nationalmannschaftsregisseur Dennis Schröder angehört. In 69 Spielen kam Huestis auf knapp 14 Einsatzminuten im Schnitt, in der vergangenen Saison lief er für die Austin Spurs auf, das Farmteam von San Antonio in der NBA G League.

Wie Pesic berichtet, hatten die Bayern den Spieler schon länger auf dem Zettel, Sportdirektor Daniele Baiesi, neben dem Geschäftsführer der maßgebende Kader-Baumeister, pflichtet dem bei. Er sieht in dem 2,01 Meter großen und 104 Kilogramm schweren Combo-Forward einen Akteur, "der uns viel Energie und Vielseitigkeit geben wird". Baiesi gilt aufgrund seiner NBA-Zeit als Chefscout bei den Detroit Pistons als fundierter Kenner des amerikanischen Spielermarktes, Huestis habe er "seit seiner College-Zeit verfolgt". Den vielseitige Flügelspieler zeichne ein großes Spielverständnis sowie "ein reifes Auftreten" aus, "mit seinem Spielstil passt er perfekt zu den Jungs, die bei uns sind und auch zu denjenigen, die noch zu uns stoßen werden". Die Planungen darf man folglich als weit fortgeschritten ansehen, laut Pesic werden "drei, vier weitere Spieler" kommen. Zusammen mit den bereits vorhandenen Stützen - neben den drei erwähnten Weggängen sind alle wichtigen Akteure geblieben -, dürfte in der Tat ein schickes Gebäude entstehen. Dem der neue Forward gut zu Gesicht stehen dürfte, der nach seiner Vertragsunterzeichnung ein paar Worte gen München richtete, die vor allem Trainer Dejan Radonjic erfreuen werden: "Meine Stärke ist die Defense und ich bin eher der Typ, der am härtesten arbeiten will für die Mannschaft." Radonjic legt bekanntlich besonderen Wert auf die Abwehrarbeit - und der Neue will "in diesem Sinne liefern".

An der Stanford University fiel Josh Huestis besonders durch seine spektakulären Blocks auf

Seine College-Zeit verbrachte Joshua "Josh" Sutton Huestis an der renommierten Stanford University in Kalifornien, wo er besonders durch seine spektakulären Blocks auffiel, er ist der beste Shotblocker in der Historie der Stanford Cardinals. Auch das Reboundspiel zählt zu den Stärken des Texaners, der im Sommer 2018 die Vorbereitung beim fünfmaligen NBA-Champion San Antonio Spurs absolvieren sollte, was ein gebrochener Mittelfußknochen verhinderte - Huestis musste mehrere Monate pausieren. Sein Comeback feierte er im Winter im Farmteam der Spurs, wo er auf 28 Einsätze in der G League kam, mit 8,2 Punkten pro Spiel. Derzeit weilt er in seiner Heimat Montana, wird sich dann in Las Vegas auf die Saison in München vorbereiten: "Ich will auf dem höchsten Level spielen und Meisterschaften gewinnen", erklärt er, womit er nicht nur die abermalige Titelverteidigung in der Bundesliga meint. Vor allem der europäische Wettbewerb ist für Spieler seiner Klasse interessant: "Die Euroleague ist ein unglaublicher Wettbewerb, in dem es jeden Abend um alles geht und der viele gute NBA-Spieler anzieht, wie letztes Jahr Derrick Williams." Bereits im Vorjahr, das verriet Marko Pesic noch, wollte der FCB Huestis verpflichten, letztlich lief es auf Williams hinaus.

Noch ist das neue Bayern-Gebäude nicht schlüsselfertig, ein paar Bausteine fehlen noch. Die aber werden laut Pesic in den nächsten Tagen angeliefert.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: