Basketball-Playoffs:Lucics Schulter tut dem FC Bayern weh

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Die Münchner geraten in ihrer Viertelfinal-Serie gegen Frankfurt unerwartet in Bedrängnis und schaffen es nicht, den Ausgang des Spiels zu wenden.

Von Joachim Mölter, München

Das sah nicht gut aus, wie Vladimir Lucic zu Boden ging und dort erst einmal liegen blieb. Wie ihm dann zwei Betreuer auf die Beine halfen und aus der Halle führten. Wie er sich dabei die rechte Schulter hielt, die schon lädiert gewesen ist, bevor er mit ihr geradewegs in einen Block des Frankfurters Mike Morrison gerannt war, nur Sekunden vor Ablauf des dritten Viertels. Das alles sah aus, als würde Vladimir Lucic den Basketballern des FC Bayern München für längere Zeit fehlen, womöglich sogar für den Rest dieser Saison. Genaue Angaben über die Verletzung seines Flügelspielers wollte der Klub erst an diesem Freitag machen, aber man darf getrost diagnostizieren: Lucics Ausfall wird die Münchner mehr schmerzen als die 69:75-Niederlage, die sie am Mittwochabend bei den Fraport Skyliners Frankfurt erlitten haben. Der serbische Nationalspieler ist nach Center Devin Booker der effektivste und treffsicherste Akteur im Team.

Die FC-Bayern-Basketballer haben nun im neunten Spiel unter ihrem neuen Trainer Dejan Radonjic erstmals verloren und dadurch im Playoff-Viertelfinale der Bundesliga den Ausgleich zum 1:1 hinnehmen müssen. Als bestes Team der Hauptrunde genießen sie aber weiter ihren Heimvorteil in der Best-of-five-Serie gegen den Tabellenachten Frankfurt. Was ihnen neben Lucics Verletzung Sorgen machen könnte, nicht nur vor dem dritten Duell der Serie am Samstag, ist die Art der Niederlage.

Die Münchner schaffen es nicht, dem Spiel eine Wende zu geben - sie machen immer wieder Fehler

"Wir waren defensiv nicht gut", bilanzierte Radonjic, "gerade in den letzten zwei Minuten der ersten Halbzeit." Da ließ seine Mannschaft zu, dass Frankfurt einen 30:33-Rückstand in einen 42:35-Vorsprung verwandelte. Nach der Pause schafften es die Münchner dann nicht mehr, das Spiel zu wenden, obwohl sie mehrmals aufgeholt hatten, auf 47:48 (26.) oder 63:65 (35.). "Wir haben phasenweise sehr, sehr einfache Fehler gemacht und genau dann, als wir dran waren, das Spiel wieder aus der Hand gegeben", sagte Danilo Barthel bei Telekomsport. Was den 26-Jährigen am meisten irritierte: "Wir haben nicht genug gearbeitet. Frankfurt wollte den Sieg einfach mehr."

Dabei hatten es die Skyliners keineswegs leicht. Philip Scrubb, vor der Partie als "bester Offensivspieler" der Basketball-Bundesliga (BBL) geehrt, wurde von den Münchnern die meiste Zeit neutralisiert. Der Kanadier war mit 15 Punkten am Ende trotzdem der erfolgreichster Werfer auf dem Parkett. Zudem war Scrubbs Nebenmann Tai Webster von Rückenproblemen gehandicapt. Der Neuseeländer, am vorigen Samstag mit 22 Zählern Frankfurts Topscorer beim 72:85 in München, kam diesmal auf null Punkte. Der 18 Jahre alte Isaac Bonga, der beim Playoff-Start wegen eines Magen-Darm-Infekts gefehlt hatte, sagte: "Wenn Tai raus ist, müssen die anderen eben mehr tun. Und das haben wir heute gemacht." Sechs Frankfurter punkteten zweistellig, darunter war auch der 2,03 Meter große Bonga mit zehn Zählern (sowie sechs Rebounds und drei Vorlagen).

Die Bamberger feiern den Erfolg in Bonn als "ganz großen Sieg" - auswärts sind sie ja eher schwach

Während die zu Saisonbeginn furios aufspielenden Münchner gerade schwächeln und Lücken im Teamgefüge offenbaren, scheint nicht nur in Frankfurt eine Mannschaft unter dem Druck der Playoffs zusammenzuwachsen: Titelverteidiger Brose Bamberg überraschte am Mittwoch in seiner Viertelfinalserie mit einem 90:82-Erfolg in Bonn, wo sie im Januar während der Hauptrunde noch eine 69:106-Klatsche kassiert hatten. "Das war ein ganz großer Sieg für uns", resümierte deshalb Dorell Wright, mit 21 Punkten erneut Bambergs bester Werfer, wie bereits beim 87:74-Heimsieg zum Auftakt der Serie. "Wir haben uns die ganze Saison über schwer getan in fremden Hallen", erinnerte der 32-Jährige an die Auswärtsbilanz des Meisters in der Hauptrunde, mit 7:10 Siegen die schwächste aller acht Playoff-Teilnehmer. Der Erfolg in Bonn zeuge nun von einer ganzen Menge Charakterstärke, zumal er nach einem 15-Punkte-Rückstand (48:63/26. Minute) errungen wurde, resümierte Wright: "Keiner ist in Panik geraten, keiner hat den Kopf hängen lassen, wir haben einfach zusammengehalten." Sein Teamkollege Maodo Lo, der zwölf Zähler beisteuerte, forderte: "Wir müssen das Momentum mitnehmen ins nächste Spiel."

Das tragen die Bamberger am Samstag in heimischer Arena aus, und dabei können sie die Serie bereits beenden: Sie führen 2:0 und sind mit einem weiteren Sieg fürs Halbfinale qualifiziert. Dort wird allenthalben der FC Bayern als Gegner erwartet; nach allgemeiner Einschätzung sollte das Team auch ohne Lucic stark genug sein, um sich gegen Frankfurt durchzusetzen. Gegen Bamberg könnte das schwieriger werden. Zwar ist die Bayern-Bilanz gegen den Titelverteidiger in dieser Saison makellos, die Münchner gewannen beide Liga-Partien, dazu das Pokal-Viertelfinale. Nach den jüngsten Eindrücken muss man das Duell derzeit aber als offen bezeichnen: Die Bamberger wirken nach dem Trainerwechsel von Andrea Trinchieri zu Luca Banchi mittlerweile erstarkt, die Münchner nach dem Tausch von Aleksandar Djordjevic zu Dejan Radonjic verunsichert. Da könnten sie einen Stabilisator wie Lucic gut gebrauchen.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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