Basketball:Pech auf der Zielgeraden

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Eine von sechs: Kelly Moten (rechts) gehörte zu den wenigen Wasserburgerinnen, die gegen Osnabrück noch antreten konnten. (Foto: Nico Paetzel/Imago)

Die von zahlreichen Verletzungen gebeutelten Wasserburgerinnen scheitern im Viertelfinale an Osnabrück und stehen vor einem Neuaufbau: Trainerin Sidney Parsons geht, Rüdiger Wichote wird ihr Nachfolger - und die Ziele werden angepasst.

Von Mathias von Lieben

Schon das Bild beim Aufwärm-Programm machte ja irgendwie stutzig. Auf der rechten Spielfeld-Hälfte spulten zwölf hochmotivierte Osnabrücker Basketballerinnen ihr einstudiertes Programm ab: mit Synchron-Stretching, Sprints und Korblegern. Auf der linken Seite bereiteten sich hingegen gerade einmal sechs Spielerinnen des TSV Wasserburg auf das entscheidende zweite Playoff-Viertelfinale der Frauen-Basketball-Bundesliga vor. Ihr Programm wirkte bei Weitem nicht so koordiniert wie das ihrer Gegnerinnen.

Dass Osnabrück nach einem lange ausgeglichenen Spiel am Ende auch Spiel zwei der Best-of-three Serie für sich entschied (88:78), damit ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzog und dem TSV Wasserburg ein frühzeitiges Saisonende bereitete, war mal wieder vor allem dem Verletzungspech der Innstädterinnen geschuldet. Unter der Woche hatte sich auch noch Elisa Hebecker (doppelter Bänderriss) in die lange Verletztenliste eingereiht. Dass dem Team am Ende auch in Osnabrück mal wieder die Kräfte ausgingen, ist für TSV-Abteilungsleiterin Paula Zaschka nur folgerichtig: "In den letzten Monaten ist es wirklich hart auf hart gekommen. Und das Playoff-Aus gegen Osnabrück fügt sich genau ins Bild dieser völlig verkorksten Saison."

Die aberkannten Punkte gegen Keltern sind für Parsons der Knackpunkt gewesen

Tatsächlich hatten die Wasserburgerinnen auf der Zielgeraden dieser kräftezehrenden Pandemie-Saison viel Pech. Erst verließ Anfang Januar in Svenja Brunckhorst eine Stamm- und Nationalspielerin den Klub (Wechsel zur 3x3-Disziplin), dann verletzten sich mit Leonie Fiebich, Helena Eckerle und Morgan Pullins auch noch weitere Stützen des elfköpfigen und daher sowieso schon sehr kleinen Kaders. Und als ob all das noch nicht genug wäre, wurde der völlig überraschende Heimsieg gegen Tabellenführer Keltern Ende Februar im Nachhinein wegen einer fehlenden Einsatzberechtigung einer Spielerin am grünen Tisch auch noch aberkannt.

"Diese nachträgliche Niederlage war ein Knackpunkt für meine Mannschaft", sagt Wasserburgs Trainerin Sidney Parsons. "Wäre uns dieses Spiel nicht aberkannt worden, wären wir Zweiter gewesen und hätten nicht gleich zu Beginn gegen die starken Osnabrückerinnen antreten müssen." Kurz nach dem Playoff-Aus am Samstagabend war die Enttäuschung bei Parsons daher sehr groß. Doch angesichts der widrigen Bedingungen in diesem Jahr wich die Enttäuschung schnell wieder dem Stolz über das Geleistete: "Meine Mannschaft hat trotz der vielen Verletzungen und dem unglaublich engen Spielplan der Liga eine tolle Moral bewiesen." Und dabei will es Parsons am Telefon auch schon belassen und einen Schlussstrich ziehen.

Am Ostermontag kam sie mit ihrer Mannschaft zu einem letzten Abschiedstraining zusammen. Wie der Verein kurz vor dem Auswärtsspiel in Osnabrück verkündete, wird Parsons nach nun drei Spielzeiten in Wasserburg zur neuen Saison nicht mehr am Inn trainieren. "Eine Vertragsverlängerung kam für mich nicht infrage. Das hatte ich schon lange für mich entschieden", sagt Parsons. Zu den genauen Gründen ihres Abschieds möchte sie nicht viel sagen. Nur so viel: "Ein paar Sachen sind nicht ganz optimal gelaufen und es gab immer wieder Kommunikationsschwierigkeiten."

Nun geht sie aber trotzdem im Guten, da sie Wasserburg auch immer mit den menschlichen Begegnungen verbinden werde, aus denen viele Freundschaften entstanden sind. Der Basketball-Bundesliga wird sie als Trainerin allerdings treu bleiben, noch in dieser Woche gibt sie ihren neuen Verein bekannt.

Parsons' Nachfolger wird ein alter Bekannter: Rüdiger Wichote. Der Diplom-Sportlehrer hatte bereits vor einigen Jahren schon einmal für drei Jahre als Jugendkoordinator in Wasserburg gearbeitet. Anschließend trainierte er acht Jahre lang das Zweitliga-Frauen-Basketball-Team des TS Jahn München, arbeitete parallel dazu als Videokoordinator der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. "Mit Rüdiger Wichote haben wir einen sehr erfahrenen Trainer gewinnen können", kommentiert Zaschka die Verpflichtung. "Wir sind zuversichtlich, dass er gerade in diesen schwierigen Zeiten das Team Damenbasketball in Wasserburg weiter entwickeln kann."

Große Sprünge dürften für Wichote zur kommenden Saison allerdings nicht möglich sein. Zwar beteuert Paula Zaschka, dass die meisten Sponsoren dem Verein auch während der Pandemie die Treue gehalten hätten und das Budget gleich hoch bleibe. Dass der Klub zuletzt auf Facebook einen Spendenaufruf startete und die Existenz des Wasserburger Basketballs infrage stellte, passt nicht in dieses Bild. "Der Standort ist gesichert und wir wollen wieder angreifen", rückt Zaschka dieses Bild nun gerade. Die Zielsetzung für das kommende Jahr wird trotzdem angepasst. Nach dem Titel in diesem Jahr will sie nächste Saison nur die Playoffs erreichen, in der Pokal-Endrunde dabei sein und vom Verletzungspech verschont bleiben. Hauptsache nicht noch einmal so eine verkorkste Saison.

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