Basketball:Mit verbundenen Augen

Lesezeit: 2 min

(Foto: Burghard Schreyer/imago)

Bayerns Basketballer gewinnen zum Saisonauftakt nur mit Mühe in Ulm. Es ist ein Sieg ohne Bravour gegen einen aufmüpfigen Gastgeber.

Von Matthias Schmid

Plötzlich sah Devin Booker (links; nur noch Dunkelheit, er hatte gerade einen schnellen Schritt nach links gemacht, einen schnellen nach rechts, als ihm plötzlich schwarz wurde. Sein Stirnband war im Duell mit seinem Gegenspieler Isaac Fotu verrutscht, direkt über seine Augen, doch der Basketballer des FC Bayern München traf in diesem Moment trotzdem in den Korb, zum zwischenzeitlichen 31:27, mit verbundenen Augen sozusagen.

Die Szene passte wunderbar ins Bild am Freitagabend, am ersten Spieltag der neuen Spielzeit in der Basketball-Bundesliga. Ratiopharm Ulm, der renitente Gastgeber, stellte den deutschen Meister FC Bayern immer wieder vor anspruchsvolle Aufgaben. Nach 40 Minuten hatte der Favorit aus München sie aber alle gelöst, nicht mit Bravour, aber so dass die Gäste den ersten Test bestanden und das Spiel mit 83:77 (46:38) für sich entschieden haben.

"Wir haben glücklich gewonnen", musste auch Bayern-Kapitän Danilo Barthel hinterher zugeben. Mit 19 Ballverlusten und ein paar Sorglosigkeiten im Abwehrverhalten machten sie sich das Leben selbst schwer. Es war aber nicht nur Glück, das den Münchnern zum ersten Sieg verhalf, sondern auch Klasse, Cleverness und ein neuer Profi, der sofort zeigte, warum er zu den besten europäischen Spielern zählt: der Finne Petteri Koponen, Zugang vom FC Barcelona, der am Ende als erfolgreichster Bayern-Werfer 18 Punkte sammelte. "Ich bin glücklich, weil ich hörte, dass es nicht einfach ist hier zu gewinnen", sagte er nach dem Spiel, "aber vor uns liegt noch eine Menge Arbeit, wir müssen uns vor allem in der Defensive verbessern."

In der Tat waren die Lücken in der Verteidigung verblüffend, immer wieder konnten die Ulmer so frei und unbeschwert zum Korb spazieren wie ein Wanderer über die Almwiese. Aber in der Offensive sah das Spiel des FC Bayern phasenweise schon sehr ansehnlich aus, sie haben so viele unterschiedliche Möglichkeiten zu punkten, nicht nur aus der Distanz mit Koponen, der mit seinem vierten Dreier (bei sieben Versuchen) zum 80:74 eine halbe Minute vor Schluss den Sieg sicherstellte, nachdem Ulm kurz davor noch mal auf 72:73 verkürzt hatte. Aber als es darauf ankam, spielten die Bayern listiger, abgeklärter als die teilweise überdrehten Gastgeber, neben Koponen war es vor allem Spielmacher Stefan Jovic, der mit feinen Einzelleistungen am Ende auf 17 Zähler kam. Und Booker? Sammelte zehn Punkte und musste im Schlussviertel mit einer blutigen Lippe ausgewechselt werden.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: