Basketball:Lässig wie an der Côte d'Azur

Lesezeit: 3 min

Die Basketballer des FC Bayern gewinnen gegen Oldenburg und bleiben in der Bundesliga unbesiegt. Nach einem verschlafenen Start dominieren sie das Spiel, weil sie gut aus der Distanz treffen.

Von Matthias Schmid

In den letzten drei Minuten saß dann auch Dejan Radonjic. Der Cheftrainer des FC Bayern schaute sich am Sonntagabend von seinem Stuhl aus die Schlussphase gegen die EWE Baskets Oldenburg an. Ganz so entspannt wie seine Assistenten neben ihm, Oliver Kostic und Emir Mutapcic, die sich so lässig zurücklehnten wie im Badeurlaub an der Côte d'Azur, wirkte der Montenegriner zwar nicht, aber auch Radonjic wusste zu dieser Zeit bereits, dass sein Arbeitstag erfolgreich enden und seine Mannschaft das Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga (BBL) nicht mehr verlieren würde. Zu dominant und kraftvoll traten seine Münchner Spieler in der zweiten Hälfte der Partie auf, zu gut trafen sie ihre Distanzwürfe, sodass sie am Ende 95:74 (42:37) gewannen.

Danilo Barthel verwandelte mit einem Freiwurf seinen 2000. Punkt in der Bundesliga

Mit dem siebten Sieg im siebten Ligaspiel bleiben die Münchner als einzige Mannschaft in der BBL unbesiegt und vergrößerten in der Tabelle den Vorsprung auf den Zweiten Alba Berlin, der an diesem Wochenende überraschend beim Aufsteiger Vechta das Nachsehen hatte und wie Brose Bamberg auf 10:2 Punkte kommt. "Wir haben gut gespielt heute", fand Petteri Koponen hinterher, "vor allem in der zweiten Hälfte sind wir viel besser und aggressiver in der Verteidigung aufgetreten." Der Finne tat sich mit 15 Zählern als bester Werfer der Münchner hervor, bei denen in Danilo Barthel (14 Punkte), Nihad Djedovic und Vladimir Lucic (jeweils zehn) drei weitere Profis zweistellig punkteten.

Das Spiel hatte für den FC Bayern noch ganz ungewohnt begonnen, 2:7 lagen sie zurück, gespielt waren da gerade mal eine Minute und 30 Sekunden. Oldenburg gehört zu den offensivstärksten Mannschaften in der BBL, und angeführt von den beiden Amerikanern Rickey Paulding und Will Cummings zeigte das Team dem Münchner Publikum, warum das so ist: Sie sind eingespielt, raffiniert und vielseitig besetzt. Vor allem Spielmacher Cummings war in den ersten Minuten von Nihad Djedovic nicht eng genug bewacht, sodass ihm sieben Punkte bis zur 10:4-Führung gelangen. Und München? Brauchte eine Weile, um die nötige Körperspannung nach dem mitreißenden Sieg zuletzt in der Euroleague gegen Darussafaka Istanbul zu erreichen. "Wir haben den Start verschlafen", gab Bayern-Kapitän Barthel zu. Es war dann ein Korb von Derrick Williams, ein Dunk für die Galerie, der nicht nur die erste Führung zum 16:15 (8.) bescherte, sondern auch das Signal dafür war, seine Mitspieler zu vitalisieren und aufzuwecken. Maodo Lo und Koponen vergrößerten den Vorsprung mit zwei erfolgreichen Dreipunktewürfen zu Beginn des nächsten Viertels auf sieben Punkte (26:19). Aber Oldenburg beeindruckte das zunächst nicht sonderlich, das lag vor allem auch an Paulding, der seit 2007 in der Bundesliga aufläuft und in der Zeit nie ein anderes Trikot als das von Oldenburg übergestreift hat. Wenn der 36-Jährige am Sonntag abhob und im Zurückfallen seine sogenannten Fadeaway-Jumpshots verwandelte, dann raunte auch das Münchner Publikum. Bis zur Pause gelangen ihm 14 Punkte, er trug fast allein dazu bei, dass die Bayern nicht vollends enteilen konnten und lediglich mit 42:37 führten.

In der ersten Hälfte war es bisweilen so leise in der Halle gewesen, dass man als Zuschauer die einzelnen Ansagen für die Spielsysteme von Radonjic hören konnte. "Nach der Pause haben wir dann mit viel mehr Energie und Fokus gespielt", lobte der Trainer, die wieder gefundene Lebendigkeit seiner Spieler übertrug sich dann auch aufs Publikum. Der NBA-erprobte Derrick Williams sorgte dabei für die besonders lauten Momente, wenn er per Dunk die Bälle von oben nach unten spektakulär in den Korb stopfte. Aber auch von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreierlinie trafen die Münchner nun viel besser und steigerten ihre Quote bis zur Schlusssirene auf starke 60 Prozent (zwölf von 20 Versuchen). "Ich habe gar nicht mitgekommen, dass wir so gut getroffen haben", staunte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic danach.

Radonjic hatte viel gewechselt und alle Profis im Aufgebot gegen Oldenburg aufs Parkett geschickt. Das Programm ist ja straff in dieser Saison mit den zusätzlich 30 Spielen in der Euroleague, jede nicht gespielte Minute tut da gut; das nächste Spiel steht am Freitag im europäischen Klubwettbewerb gegen ZSKA Moskau an. Gegen Oldenburg hatte Danilo Barthel noch einen kleinen Meilenstein in seiner Karriere feiern dürfen. Mit seinem 14. Punkt übertraf er die 2000-Punkte-Marke in der BBL. "Ich wusste gar nicht, dass es dafür eine Statistik gibt", kommentierte er achselzuckend. Viel wichtiger als der persönliche Erfolg war dem 2,07 Meter großen Spieler der Sieg gegen Oldenburg.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: