Basketball:Höchste Zeit zum Umschalten

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„Wenn wir ins Laufen kommen, sind wir am besten“: Albas Spencer Butterfield (rechts) setzt sich über den Münchner Jared Cunningham hinweg. (Foto: imago/Eibner)

Um die Entscheidung in der Finalserie gegen den FC Bayern zu vertagen, müssen die Basketballer von Alba Berlin vom Angriffs- in den Abwehrmodus wechseln.

Von Joachim Mölter, München

Meisterschaften gewinnt man mit der Abwehr, das ist eines der am meisten gebrauchten Klischees im Mannschaftssport. Aber bloß, weil das eine Floskel ist, muss es ja nicht falsch sein. "Das ist nicht umsonst etwas, was alle Coaches betonen", findet Spencer Butterfield, der Basketball-Profi von Alba Berlin, und erklärt: "Mit einer besseren Verteidigung findest du automatisch auch in der Offensive einen besseren Rhythmus." Eine Behauptung, die Marko Pesic, der Geschäftsführer der FC Bayern München Basketball GmbH, am Sonntag bestätigte nach dem 72:66- Heimsieg seines Teams über Berlin: "Die Würfe, die wir getroffen haben, waren das Produkt einer guten Verteidigung. Da haben wir uns das Selbstvertrauen geholt."

Falls die FC-Bayern-Basketballer am Mittwoch (20 Uhr/Sport 1) ihre zweite deutsche Meisterschaft seit dem Bundesliga-Aufstieg 2011 holen sollten, haben sie das zweifellos ihrer Abwehrleistung zu verdanken. Nach der 95:106-Heimniederlage im ersten Endspiel gewannen sie die nächsten beiden Partien, indem sie keine 70 Punkte der Berliner mehr zuließen: 96:69 und eben 72:66. "Man muss den Bayern zugestehen, dass sie es uns schwer machen, offene Würfe zu finden", räumte Butterfield ein, mit durchschnittlich 14,3 Punkten bislang Berlins erfolgreichster Werfer der Finalserie nach Marius Grigonis (16,6). Butterfield mahnte seine Kollegen, geduldig auf die Chancen zu warten: "Es kann nicht unser Ziel sein, wildere Würfe zu nehmen."

Nun steht es also 2:1 für die Münchner, ein Sieg fehlt ihnen in der Best-of-five-Serie noch zum Titelgewinn. Um zu verhindern, dass sie den wie 2014 in der Arena am Berliner Ostbahnhof feiern, müssen die Alba-Profis nun ihrerseits die Defensive stärken. Nur so wird es ihnen gelingen, die Entscheidung zumindest zu vertagen, auf das fünfte und dann letzte Duell am Samstag in München. "Wir müssen über einen längeren Zeitraum intensiver spielen als München", formuliert es Akeem Vargas, der Verteidigungsexperte im Team der sonst ja eher angriffsstarken Berliner.

Die hatten in der Bundesliga-Saison mit durchschnittlich 89,5 Punkten pro Partie die meisten Zähler aller 18 Klubs verbucht und diese Bilanz in den Playoffs sogar noch mal verbessert, auf 96,6 vor dem Finale. Aber bereits nach der deutlichen Niederlage im Heimspiel vor einer Woche ahnte Albas Kapitän Niels Giffey, dass es höchste Zeit ist, vom Angriffs- auf einen Abwehrmodus umzuschalten: "Wir müssen einen anderen Weg finden, München zu besiegen, gerade auf der defensiven Seite."

Im dritten Duell hatten Giffey und Co. offensichtlich einen Weg entdeckt, nur leider zu spät. Zur Pause lagen die Berliner bereits 17 Punkte zurück (29:46). "Wir haben uns in der Halbzeit darauf verständigt, vor allem stärker zu verteidigen, was wir in der ersten Halbzeit vernachlässigt hatten", wird Spencer Butterfield in einem Interview auf der Homepage seines Klubs zitiert. Die Berliner forcierten also die Defensive, sie zogen allmählich die Daumenschrauben an und leiteten so tatsächlich einen Umschwung ein: In letzter Minute kamen sie bis auf 66:70 heran. Zwar reichte es nicht mehr zum Sieg, aber zumindest dafür, Zuversicht zu gewinnen für das vierte Spiel. "Das Positive war, dass wir nicht aufgegeben haben, obwohl wir schlecht gespielt haben", fand Trainer Aito Garcia Reneses: "Das heißt, dass der Spirit da ist. Wir müssen ihn nur schon am Anfang der Partie einsetzen."

Wie gut sie verteidigen können, demonstrierten die Berliner am Sonntag erst in der Schlussphase: In den letzten sechseinhalb Minuten, nach dem 53:67, ließen sie nur noch fünf Münchner Punkte zu - einen Dreier und zwei Freiwürfe. Zudem stibitzten sie den Münchnern in kurzer Zeit gleich dreimal den Ball, was zur im Grunde verheerenden Bayern-Bilanz von 27 Ballverlusten beitrug. "Durch unsere Verteidigung haben wir uns Schnellangriffe und leichtere Punkte erarbeitet und den Münchnern genau diese leichten Zähler weggenommen", resümierte Butterfield. FC-Bayern-Manager Pesic sah das naturgemäß aus einem anderen Blickwinkel. "Es ist schon kraftraubend, wie wir Verteidigung spielen", sagte er, "und am Schluss hat uns einfach die Kraft gefehlt. Körperlich sind alle am Limit."

Gegen die Berliner zu verteidigen, strenge schon an, erklärt Routinier Reggie Redding, 29, am Sonntag mit 18 Punkten der Matchwinner für den FC Bayern: "Was unser Coach betont gegen Alba, ist die Abwehr gegen ihre Konter, ihre Fastbreaks. Alba kann großartig kontern, sie kommen zu Dreier-Würfen und leichten Körben, indem sie die ganze Zeit solche Fastbreak-Situationen herstellen." Das bedeutet: Die Münchner müssen mitrennen und flink auf den Beinen bleiben. "Wenn wir ins Laufen kommen, sind wir am besten", bestätigt Butterfield: "Aber die Voraussetzung für dieses schnelle Spiel ist immer eine gute Verteidigung."

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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