Basketball:Hochkant rausgeflogen

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Der Neu-Ludwigsburger Elias Harris (rechts) räumt den Bamberger Norense Odiase und damit seinen alten Klub im Pokalwettbewerb aus dem Weg. (Foto: Hafner/imago)

Ausgerechnet der ehemalige Brose-Kapitän Elias Harris verbaut mit seinem neuen Team aus Ludwigsburg den Bamberger Basketballern den Einzug in die Finalrunde um den deutschen Pokal.

Von Joachim Mölter

Falls Elias Harris eine klammheimliche Schadenfreude empfunden haben sollte am Sonntagabend, dann ließ er sich die zumindest öffentlich nicht anmerken. Der Basketballprofi hatte das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Klub Brose Bamberg ja schon vorher runtergepegelt. "Ich gehe da rein, wie ich auch in ein Spiel gegen Würzburg oder gegen Ulm gehen würde", versicherte er in einem Podcast seines neuen Klubs MHP Riesen Ludwigsburg vor diesem Pokal-Wochenende: "Alles andere wäre nur unnötiger Druck, den ich mir auf die Schultern laden würde."

Elias Harris, 31, hat sieben Jahre für Bamberg gespielt, ungewöhnlich lange in dieser schnelllebigen Branche. Er hat drei Meisterschaften gewonnen und zweimal den Pokal, zuletzt war er der Kapitän der Mannschaft. Trotzdem ist er unschön verabschiedet worden, öffentlich bloßgestellt vom Aufsichtsratschef Michael Stoschek wegen seiner angeblichen Weigerung, in Zeiten der Corona-Krise einem 50-prozentigen Gehaltsverzicht zuzustimmen wie seine Teamkollegen. Harris hat in dieser Sache einen Anwalt genommen und für sich sprechen lassen: Stoscheks Vorwurf sei "inhaltlich falsch". Ansonsten hat Harris geschwiegen, so wie auch am Sonntag. Wobei er da jeden Grund zur Genugtuung gehabt hätte, nachdem er mit seinem neuen Team sein altes hochkant aus dem Pokalwettbewerb geworfen und zum 99:72 (43:29) solide neun Punkte, zwei Rebounds und zwei Assists beigetragen hatte.

Die Bamberger haben keine Zeit zur Analyse: Für sie geht's gleich in der Champions League weiter

Die deutliche Niederlage fand der Bamberger Kenneth Ogbe "sehr bitter und sehr enttäuschend". Sein Team hatte in der Vorrundengruppe C ja die beste Ausgangsposition gehabt, um sich für das Finalturnier in München zu qualifizieren. Zum Auftakt hatte Brose vor einer Woche den Turnier-Gastgeber Ratiopharm Ulm bezwungen (74:65), am vorigen Samstag dann gegen s.Oliver Würzburg leichtes Spiel gehabt (89:68). Gegen Ludwigsburg hätte ein Sieg fürs Weiterkommen gereicht, die Niederlage befördert nun Ulm in die Endrunde dank der besten Bilanz im Dreiervergleich von Teams mit je 2:1 Siegen (Ulm hatte Ludwigsburg tags zuvor 92:72 bezwungen). "Wir waren nicht bereit", haderte Bambergs Guard Bennet Hundt vor dem Magentasport-Mikrofon zerknirscht mit der vergebenen Chance: "Wir waren von Anfang an nicht bereit."

So sah das auch sein Trainer Johan Roijakkers. "Leider war bei uns die Einstellung von Beginn an nicht da", resümierte der Niederländer: "Dann hat man es auch nicht verdient zu gewinnen und bekommt zurecht so eine hohe Niederlage gegen eine physisch starke Mannschaft." Der Coach habe zwar gewarnt, dass die Ludwigsburger Riesen sehr körperlich zur Sache gingen, berichtete Ogbe, einer von zehn Neuen im runderneuerten Brose-Team: "Aber Ludwigsburg ist besser ins Spiel gekommen, und wir hatten Probleme, dagegenzuhalten, vor allem Eins-gegen-eins."

Dennoch hatten die Bamberger bis fünf Minuten vor Schluss eine realistische Chance - da stand es 61:70; so ein Rückstand ist mit einem kleinen Lauf durchaus wettzumachen. Den legte aber Ludwigsburg hin - zum 61:83. Und mit jedem Korb wuchs die verschwindend geringe Chance der Riesen, selbst noch die Finalrunde zu erreichen. Dafür hätten sie mit 32 Punkten Differenz gewinnen müssen, zumindest das verhinderten die Bamberger.

"Hoffentlich können wir was draus lernen", sagte Ogbe, "wir werden das in dieser Woche analysieren." Bevor sie das tun konnten, mussten sie aber weiter zum nächsten Spiel, dem dritten innerhalb von nur vier Tagen. Bamberg ist eins von nur vier deutschen Teams, das in dieser Corona-Saison international antritt, in der Champions League nämlich. Und die beginnt bereits am Dienstag mit einem Auswärtsspiel bei Fortitudo Bologna.

© SZ vom 27.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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