Basketball:Hallenqualen

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Bekannter Ausflug: Die Bamberger spielten schon öfter in Nürnberg, hier im Februar 2016 gegen das weiß gekleidete Basketballteam von Real Madrid. Foto: zink/Imago (Foto: imago/Zink)

Meister Brose Bamberg zieht für sein Euroleague-Spiel gegen Barcelona nach Nürnberg um. In Zukunft will der Klub selbst eine größere Arena bauen, um weiterhin in Europas Topliga mitspielen zu können.

Von Matthias Schmid

Die Verantwortlichen von Brose Bamberg tun wirklich viel, um ihren Fans einen angenehmen Aufenthalt in Nürnberg zu ermöglichen. So fahren zum Beispiel an diesem Mittwoch kostenlose Charterbusse bis zur Nürnberger Arena, wo das Euroleague-Spiel (20 Uhr) zwischen Bamberg und dem FC Barcelona stattfindet. Diesen Service honoriert die Vorsitzende des ersten und größten Bamberg Fanklubs Faszination Basketball auch, aber trotzdem treibt sie und viele andere in und um Bamberg die Frage um, wie viele internationale Spiele der deutsche Meister im 60 Kilometer entfernten Nürnberg verträgt? "Der Klub informiert uns über alles", sagt Ronni Arendt, "aber die Entscheidung trifft natürlich nur er, ein Mitspracherecht haben wir nicht."

Die Euroleague fordert von ihren permanenten Mitgliedern eine Halle mit 10 000 Plätzen

Ein, zwei Auftritte in Nürnberg finden sie und ihre 1000 Mitglieder vom größten Fanklub der Basketball-Bundesliga okay, weil sie wissen, dass die Euroleague viel Geld kostet und neue Vermarktungsmöglichkeiten im Profibetrieb unerlässlich sind. "Aber sollte der Klub stillschweigend die Anzahl der Spiele erhöhen", hebt Arendt hervor, "wird es eine große Rebellion geben. Das machen wir nicht mit." Das Thema der Expansion birgt in Bamberg Konfliktpotenzial. Als der Hallensprecher zuletzt nach dem Sieg in der Bundesliga am Sonntag gegen Frankfurt (75:67) bat, doch bitte zahlreich nach Nürnberg zu kommen, waren einzelne Pfiffe zu vernehmen. "Unzufriedene gibt es immer", bekennt Arendt, "aber dass einige das Spiel boykottieren, ist mir nicht bekannt."

Rolf Beyer, Geschäftsführer von Brose Bamberg, kennt die Haltung der Anhänger, ihm ist deshalb wichtig, "alle mitzunehmen", wie er es ausdrückt. Er appelliert aber auch an ihr Verständnis, dass der Klub wachsen möchte - wirtschaftlich und sportlich. "Wir wollen weiter im Konzert der Großen mitspielen", sagt er. Und dafür ist eine größere Halle als die in Bamberg (6150 Zuschauer) erforderlich. Neben besseren Vermarktungsmöglichkeiten gibt es einen noch bedeutenderen Grund dafür: Die Euroleague fordert von ihren permanenten Mitgliedern eine Halle mit mindestens 10 000 Plätzen. "Und weil wir langfristig auf höchstem europäischen Niveau mitmischen wollen", sagt der Bamberger Aufsichtsratsvorsitzende Michael Stoschek, "brauchen wir ein höheres Budget und müssen Lizenznehmer werden." Der Coburger Unternehmer hat das Projekt zu seinem ganz persönlichen Anliegen gemacht.

Elf Klubs, unter anderem der FC Barcelona, Real Madrid, ZSKA Moskau und Fenerbahce Istanbul, haben in der Euroleague einen fixen Startplatz, unabhängig von ihrem Abschneiden in ihren jeweiligen Heimatligen. In Deutschland darf nur der Meister teilnehmen. Deshalb strebt neben Bamberg auch der FC Bayern einen festen Platz an, um mit der internationalen Konkurrenz auf Dauer mithalten zu können. Die besten Spieler wechseln nur zu den Klubs, die in der Euroleague spielen. Auch die Amerikaner, die es nicht in die nordamerikanische Basketballliga NBA schaffen, bevorzugen den Wettbewerb, weil er annähernd das Niveau der besten Liga der Welt erreicht. Innerhalb der Euroleague gibt es Bestrebungen, die permanente Teilnehmerzahl zu erhöhen. Vor allem größere Marken und Städte befürwortet Präsident Jordi Bertomeu. Das ist ein Argument, das für den FC Bayern sprechen könnte. Bamberg will sich damit nicht so einfach abfinden, bald schon werden deshalb die Verantwortlichen mit Bertomeu ihre Chancen im persönlichen Austausch erörtern.

Die Hallenfrage genießt dabei Priorität. Der Verein würde am liebsten eine neue Arena in Bamberg bauen, in die dann mindestens 10 000 Menschen passen. Er hofft auf die Unterstützung der Metropolregion Nürnberg, die vor Jahren als Gegengewicht zur Landeshauptstadt München ins Leben gerufen wurde. "Das umfasst auch das Thema Sport", sagt Stoschek. Ihm liegt dabei am Herzen, dass nicht der Eindruck entsteht, dass zwischen Bamberg und Nürnberg eine Konkurrenzsituation entstehen könnte. Ihm geht es um ein Miteinander, "ein einheitliches Veranstaltungskonzept mit einer weiteren Multifunktionsarena in Bamberg für Nordbayern".

Das Projekt ist bereits vor einigen Monaten angelaufen, der Klub hat nicht nur eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die unter anderem die Kostenfrage klären soll, auch mit den Spitzen der Politik um Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) ist er in Gesprächen. "Das ist ein laufender Prozess", sagt Beyer. Spiele in Nürnberg sind dabei ein Aspekt, "um das Einzugsgebiet zu vergrößern", wie Stoschek betont. 8200 Zuschauern bietet die Nürnberger Halle Platz, die mit einigem finanziellen Mehraufwand auf 10 000 erhöht werden könnte. Am Mittwoch gegen Barcelona dürfte die Halle ausverkauft sein, es gibt nur noch wenige Restkarten. "So ein Event ist notwendig, um uns auf großer Bühne präsentieren zu können", sagt Beyer. Zwei bis drei Euroleague-Spiele sollen es auch in der nächsten Saison werden, kündigt er an. Das hängt aber auch vom Hauptmieter ab, dem Eishockey-Erstligisten Nürnberg Ice Tigers, auch die Erlanger Bundesliga-Handballer sind regelmäßige Mieter.

Michael Stoschek sieht jedenfalls kein Problem, in Zukunft auch in Bamberg genügend Zuschauer für eine neue Arena zu finden. "In zwanzig Minuten ist man von Nürnberg in Bamberg", sagt der Unternehmer. Geht es jedoch nach Ronni Arendt, könnte sich der Klub den ganzen Aufwand sparen: "Wer soll denn die Halle füllen, wenn es gegen Tübingen geht? In halbleeren Hallen ist die Stimmung immer so trostlos." Richtig zufrieden stellt die Anhänger also derzeit noch keine Lösung.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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